Die Weltkriegs-Bombe an der Ruhr-Universität in Bochum ist seit dem Mittag entschärft. Der Fünf-Zentner-Blindgänger drei Meter tief im Erdreich.
Die erste Bombenentschärfung unter Corona-Bedingungen in Bochum fand am Dienstag ein schnelles Ende. Sowohl die Evakuierung, von der 680 Anwohner in Querenburg betroffen waren, als auch die Bergung des Fünf-Zentner-Blindgängers verliefen problemlos. Kurz vor 13 Uhr konnte die Feuerwehr Entwarnung geben.
Die Auswertung von Luftbildern hatte auf die Bombe an der Lennershofstraße hingedeutet. Auf dem Gelände, zwischen dem Gebäude ID der Ruhr-Universität (RUB) und dem Seminargebäude der Hochschule Bochum, baut die RUB ein neues Parkhaus. Bereits in der vergangenen Woche hatte die Stadt die Anwohner mit Flugblättern informiert und auf eine mögliche Evakuierung am 23. Juni hingewiesen.
Zünder steckte im Felsgestein
War bis zum Morgen von einem „Verdachtsfall“ die Rede, ist am frühen Dienstagvormittag gewiss: Drei Meter tief im Erdreich schlummert in der Tat eine amerikanische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg: „Fünf Zentner schwer, vermutlich im Januar 1945 abgeworfen, mit Aufschlagzünder, mitten im Felsgestein steckend“, sagt Rainer Woitschek (59), langjähriger Kampfmittelräumer beim Regierungspräsidium Arnsberg, nach einer ersten Diagnose im Baggerloch.
Feuerwehr-Chef Simon Heußen und sein Team sind gewappnet. Die Blauröcke haben reichlich Erfahrung mit Bombenentschärfungen. Der Notplan greift unverzüglich. Teams schwärmen im Umkreis von 250 Metern aus, um die Anwohner zu bitten, ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen. Wer daheim ist, leistet der Bitte ohne Widerstand Folge.
Viele Bewohner indes sind nicht zu Hause. Dank der langen Vorwarnzeit haben sie bei Freunden oder Verwandten Unterschlupf gefunden oder nutzen das herrliche Sommerwetter für einen Ausflug. So wird die Betreuungsstelle, die das Rote Kreuz in der Mensa der Ruhr-Uni eingerichtet hat, kaum benötigt. Zehn Anwohner finden sich ein. Schwierigkeiten mit den Corona-Abstandsregeln? Gibt es weder bei der Evakuierung noch bei der Betreuung. Platz ist reichlich vorhanden.
Ruhe herrscht auch in der verwaisten Hochschule Bochum und auf dem Campus der Ruhr-Uni, der schon seit 6 Uhr im südlichen und östlichen Teil vorsorglich geschlossen ist. 60 Uni-Mitarbeiter sichten alle betroffenen Gebäude, damit sich tatsächlich niemand in der Evakuierungszone aufhält, erklärt Sprecher Hubert Hundt. „Glück im Unglück“ sei es, dass die Bombe jetzt entdeckt wurde. Aktuell finden weder Vorlesungen noch Klausuren statt. Der Lehrbetrieb ist in Corona-Zeiten auf Digitalformate beschränkt.
Um 12.30 Uhr macht sich Rainer Woitschek an die Arbeit. „Geschafft“, heißt es um 12.55 Uhr im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Querenburg, das als Einsatzzentrale dient. Die Bombe ist entschärft. „Es war relativ einfach“, sagt Woitschek, blickt auf die lehmverschmierte und fest verschnürte Fliegerbombe im Einsatzwagen und hält für die Pressefotografen den metallenen Aufschlagzünder hoch. „12/44“ ist als Gravur noch gut lesbar.
Neun Verdachtspunkte
Derartige Bilder könnte es in den nächsten Wochen häufiger im Stadtgebiet geben. Luftbildaufnahmen lassen auf weitere Verdachtspunkte für Weltkriegsbomben schließen. Gesucht wird am Steinring (Innenstadt), Aschenbruch (Günnigfeld), Marmelshagen (Hofstede), Braunsberger Straße (Hordel), Wattenscheider Bach (Wattenscheid; vier Verdachtspunkte) sowie an der Universitätsstraße.
Rainer Woitschek macht sich um kurz nach 13 Uhr samt Bombe auf die Rückfahrt. „Bis bald“, sagt er. Es ist zu befürchten, dass ihn sein brisanter Job nicht zum letzten Mal nach Bochum geführt hat.