Wattenscheid-Höntrop/Dahlhausen. Das große Jubiläumsfest fällt wegen Corona aus. Doch der Heimatgeschichtskreis Eiberg bietet eine Alternative – samt der „Handgranate von Eiberg“.

Sein 25-jähriges Bestehen wollte der Heimatgeschichtskreis Eiberg mit seinen rund 100 Mitgliedern sowie zahlreichen Besuchern und einem bunten Programm am 6. Juni feiern – mit viel Live-Musik, Essen und Getränken. Rechtzeitig wurde wegen der Corona-Krise aber alles abgesagt. Doch der Verein bietet allen, die historisch interessiert und/oder gern zu Fuß unterwegs sind, eine Alternative: Der Wanderweg, gespickt mit elf Infotafeln, führt durchs alte Eiberg.

Der Wanderweg bietet viele Informationen über Eiberg

Der Rundkurs bietet eine Menge Infos zu Themen wie Bergbau, alten Bauernhöfen, Kirchen. Und zum alten, markanten Wasserturm aus Eiberg, der auf dem Grundstück Sandkuhle 1 stand, an der Ecke Sudholzstraße 216. Im Garten von Vereinsmitglied Siegfried Herrmann, der hier 1972 nach dem Abriss des Wasserturms ein Haus gebaut hat und dort mit seiner Ehefrau bis jetzt noch wohnt. Und sich im Viertel bestens auskennt, er war schließlich 50 Jahre lang auch Sänger im MGV Deutsche Eiche. Sein Grundstück zählt zu den höchsten Punkten hier und war deshalb einst Wasserturm-Standort.

Große 850-Jahr-Feier

Eiberg als Gesamtgemeinde, erstmals 1166 urkundlich erwähnt, gibt es nicht mehr, mit der Gebietsreform 1926 wurde es aufgeteilt zwischen Wattenscheid, Bochum und Essen. Die 850-Jahr-Feier mit Einweihung der Gedenkstätte an der Varenholzstaße 160 wurde im Jahr 2016 groß gefeiert.

Vereinsvorsitzender Christian Schlich enthüllte am 30. November 2019 mit Gästen die Gedenktafel am Stalleickenweg in Wattenscheid-Höntrop, die an die Kohlen-Pferdeschleppbahn der Zechen erinnert.
Vereinsvorsitzender Christian Schlich enthüllte am 30. November 2019 mit Gästen die Gedenktafel am Stalleickenweg in Wattenscheid-Höntrop, die an die Kohlen-Pferdeschleppbahn der Zechen erinnert. © FUNKE Foto Services | Carsten Klein

1913 erbaut, hat der Turm über Jahrzehnte viele Haushalte in Dahlhausen, Linden, Höntrop und Essen mit Frischwasser versorgt. Siegfried Herrmann (80) erinnert sich noch gut an die Zeit, als dann der damals überflüssig gewordene Turm abgerissen wurde. Und an September 2013, als der Heimatverein ein großes Fest mit vielen Gästen zur Einweihung der dortigen Infotafel feierte. „Damals wehte hier im Garten auch eine große Schalke-Fahne am Mast“, betont der S04-Fußballfan.

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Weltkriegs-Erinnerung

mit insgesamt elf Infotafeln führt in WAT auch hier vorbei:

Varenholzstraße 160 mit Bildstock und Erinnerung an die Weltkriegsopfer; Hof Drenhaus Schultenweg 1 (in der Nähe mündet die Mecklenbecke); Stalleickenweg 135 (Mariannen-Kohleschleppbahn); Alte Eiberger Schmiede Sevinghausen nahe Bartholomäuskapelle.

Imposanter Turm in der Höhe

Von dem Grundstück aus führt übrigens ein abschüssiger Fußweg zum Bergbauwanderweg in Dahlhausen. Auf Initiative des Heimatgeschichtskreises erinnert nicht nur diese Infotafel an Eiberg.

Der 21,5 Meter hohe Turm besaß früher eine wichtige Funktion als Wasserspeicher für Eiberg und Umgebung. Aber wohin gehörte denn nun der Wasserturm, der hier wegen seiner Form als „Handgranate vom Hörsterholz“ (diese nutzten deutsche Soldaten auch im 1. Weltkrieg) bekannt war und in Eiberg „Handgranate von Eiberg“ hieß? Gregor Heinrichs, 2. Vorsitzender (80), erklärt dazu: „Das Eiberger Gebiet ging am Turm-Standort fast nahtlos in das jetzige Naturschutzgebiet Hörsterholz über, für das der Wasserturm ebenso wie für Eiberg ein Wahrzeichen war.“

Zeche, Kirchen, Bauernhöfe

Er erinnert auch an die ehemalige Zeche Eiberg (deren letzte Reste 1968 beseitigt wurden, der S-Bahnhof Essen-Eiberg liegt unweit entfernt), an die alten Bauernhöfe und Kirchen in Eiberg – darüber informieren die Tafeln auf dem Rundwanderweg in Wattenscheid, Bochum und Essen. Und er hofft, dass sich Interessierte melden mit Fotos oder Dokumenten über Eiberg – z.B. an die Sparkasse im Eckhaus Sudholz-/Varenholzstraße von 1919-1926, oder an Gaststätten wie Haus Varenholt.

Auf Essener Gebiet gibt es sechs Infotafeln an folgenden Standorten: Zeche Eiberg, Kirche Hl. Dreifaltigkeit, Alte kath. Horst-Eiberger Schule, Höfe Feldmann, Schulte-Bockholt und Brandhoff. Unvergessen sei die Aktion „Schachtzeichen“ mit dem gelben Ballon an der Hobestatt, zur Erinnerung an Zechen im Ruhrgebiet im Rahmen der Kulturhauptstadt Essen 2010. Weitere Infos: https://www.eiberg-heimatgeschichtskreis.de/

Was Gregor Heinrichs verwundert – und wurmt: „Bei der Stadt Bochum will niemand an diese Historie Eibergs erinnern, ganz anders als in Essen. Traurig!“

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