Bochum-Weitmar. Seit Beginn der Corona-Beschränkungen nehmen die Trinkgelage junger Leute im Weitmarer Schlosspark drastisch zu. Polizei greift energisch durch.
Betrunkene Teenies, Müll, Lärm, handfester Streit und laute Musik bis früh in den Morgen: Eigentlich ist der Schlosspark ein idyllisches Fleckchen mitten in Bochum-Weitmar. Doch was zahllose Jugendliche hier an schönen Abenden regelmäßig veranstalten, sorgt in der Siedlung drumherum schon seit einigen Jahren für eine erschrockene und mächtig verärgerte Nachbarschaft. Seit Beginn der Corona-Krise Mitte März habe sich die Situation deutlich verschärft: „Das sind unhaltbare Zustände geworden“, schreibt eine Anwohnerin in einer Mail an die WAZ.
Bochum: Anwohner beklagen „unhaltbare Zustände“ im Schlosspark in Weitmar
„Wir haben hier eine kleine Oase direkt vor unserer Haustür“, sagt eine andere Nachbarin, die ihren Namen ebenfalls nicht in der Zeitung lesen möchte. „Aber in den Park hinein gehe ich abends schon lange nicht mehr.“ Bei gutem Wetter sei das Prozedere an den Wochenenden meist recht ähnlich: Gegen 17 Uhr würden die ersten aus der Bahn steigen und sich mit diversen Getränken in den benachbarten Supermärkten eindecken. Mit gut gefüllten Taschen, bisweilen mit ganzen Einkaufswagen, würden sie dann in Richtung Schlosspark aufbrechen, der mittlerweile zu den beliebtesten Party-Hotspots in Bochum zähle.
Glasflaschen fliegen, Mülleimer werden umgetreten
Locker 80 bis 120 junge Leute würden sich an den Wochenenden auf dem Areal versammeln: „Sobald die Abi-Phase an den Schulen im Frühjahr abgeschlossen ist, kann man danach die Uhr stellen. Dann geht‘s wieder los“, sagt die Nachbarin. Im Grunde sei dagegen auch gar nichts einzuwenden, betont sie. „Wenn sie hier in Ruhe sitzen und klönen, hat keiner was dagegen.“
Bedenklich sei allerdings, was zu vorgerückter Stunde im Park und drumherum passiere: Da würden Glasflaschen fliegen, Mülltonnen und Blumenkübel umgetreten, Pflanzen beschädigt und die Beleuchtungen in den Straßenlaternen zerdeppert. „Manch einer muss sich im Sandkasten erbrechen“, sagt die Anwohnerin. „Da spielen dann am nächsten Morgen wieder Kinder drin.“
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Bei ihren nächtlichen Aktivitäten bekommen die Jugendlichen regelmäßig Besuch von der Polizei. Das sei schon seit zwei bis drei Jahren so, bestätigt Polizeisprecher Volker Schütte. „Aber erst seit Beginn der Corona-Pandemie haben unsere Einsätze in dem Bereich deutlich zugenommen.“ Mittlerweile würde die Polizei im Schlosspark „massive Präsenz“ zeigen, so Schütte: „Das sind keine Hundertschaften, mit denen wir dort anrücken, aber schon deutlich mehr als ein paar Streifenwagen.“
Party-Geschehen verlagert sich auf den Tippelsberg
Auch das Ordnungsamt sei häufig vor Ort: „Die letzte Schwerpunktaktion erfolgte gemeinsam mit der Polizei vom 20. bis 23. Mai vornehmlich in den Abend- und Nachtstunden“, sagt Stadtsprecherin Charlotte Meitler. Dabei seien Gruppen angetroffen worden, die gegen die Corona-Schutzverordnung verstoßen hätten, Platzverweise seien ausgesprochen worden. „Wer den Platzverweisen nicht nachgekommen ist, wurde ins Gewahrsam gebracht.“
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Doch woran liegt das? Klar ist: Die Schließung fast aller Kneipen und Diskotheken während der Corona-Pandemie hat bei vielen jungen Leuten an den Wochenenden deutliche Langeweile verursacht. Volker Schütte hat noch einen weiteren Verdacht: „Jeder Park hat für junge Menschen einen gewissen Reiz, denn man fühlt sich dort, als wäre man unter sich“, sagt er. Gerade der Schlosspark biete den jungen Leute den Vorteil, dass er von außen nicht gut einsehbar sei. Mittlerweile habe sich das Party-Geschehen aus Weitmar etwas in den Bochumer Norden verlagert: auf den Tippelsberg.
Stiftung überlegt, den Park nachts abzuschließen
Mit Sorge betrachtet auch die Stiftung Situation Kunst das Geschehen. Denn was nicht jeder weiß: Der Weitmarer Schlosspark befindet sich eigentlich im Privatbesitz. Nach dem Tod seines Vaters übergab ihn der Galerist Alexander von Berswordt-Wallrabe an die gemeinnützige Stiftung mit dem Ziel, den Park weiter für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ein Vertrag mit der Stadt regelt seither die Nutzung.
Zur Geschichte des Weitmarer Schlossparks
Der Schlosspark Weitmar wurde bereits im 11. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Im Jahr 1592 wurde hier aus Ruhrsandstein ein Wasserschloss errichtet, dessen Ruine heute noch zu sehen ist.
Heute sind im Park die Situation Kunst sowie das unterirdische Museum unter Tage beheimatet. Der gläserne Kubus im Haus Weitmar entstand im Rahmen des Kulturhauptstadt-Jahres 2010.
Der zunehmende Party-Ärger lässt die Stiftung nachdenklich werden: „Wenn das so weiter geht und der Vandalismus zunimmt, muss man darüber nachdenken, ob man den Park einzäunt“, sagt Bettina Eickhoff aus dem Vorstand der Stiftung. „Das ist in anderen schönen Parks etwa in London oder New York schon lange so: nachts werden sie abgeschlossen.“
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