Bochum. Viele Platanen lassen die Blätter fallen. Grund dafür ist nicht die Trockenheit. Gleichwohl wappnet sich etwa die Stadt Bochum für heftige Dürre.
Mit einer eigenen Arbeitsgruppe bereitet sich das Bochumer Umwelt- und Grünflächenamt auf eine erneute heftige Trockenperiode vor. Der jetzt zu Ende gehende Frühling fiel erneut viel zu warm und zu trocken aus. Zu Beginn dieser Woche saßen die Fachleute des Umwelt- und Grünflächenamtes zusammen, um die „Arbeitsgruppe Trockenheit“, die sich aufgrund der sich ändernden Klimabedingungen gegründet hat, wieder zu aktivieren.
Sicher ist schon jetzt: Auch in diesem Sommer muss ein ganzes Bündel von Maßnahmen geschnürt werden, um die mehr als 30.000 Bochumer Straßenbäume, die von den rund 250.000 Bäumen, die es in der Stadt insgesamt gibt, (die Bäume in Wäldern werden dabei nicht gezählt) sicher die am stärksten von einer Dürre bedroht sind, zu retten.
Viele Bochumer erinnern sich noch an die Bilder des Wasserwerfers der Polizei, der im Sommer vergangenen Jahres ausrücken musste, um auf der Universitätsstraße die Bäume zu gießen. Bochums Baum-Manager Markus Kamplade hat sich genau dort jetzt schon ein Bild von der aktuellen Lage gemacht: „Bisher zeigen die Bäume dort noch keine Folgen der Trockenheit.“ Auf der Universitätsstraße sind die Bäume direkt auf dem Deckel der U-Bahn auf einer dünnen Schicht Humus gepflanzt. Die Wasserspeicherfähigkeit ist daher dort begrenzt.
Mittlerweile kommen 900 Wassersäcke zum Einsatz
Das ebenfalls bereits im letzten Jahr begonnene Projekt, junge Bäume mit sogenannten Wassersäcken über die schlimmsten Wochen ohne Regen zu bringen, wird im aktuellen Sommer sogar ausgeweitet. In den nächsten Wochen werden 900 Wassersäcke verteilt.
Sie sind vor allem für Bäume bestimmt, die vor zwischen drei und fünf Jahren gepflanzt worden sind. Durch eine spezielle Membran werden 100 Liter Wasser binnen rund acht Stunden in den Boden abgegeben. „Mittlerweile reichen unsere Kapazitäten nicht mehr aus, um das Gießen komplett selbst vorzunehmen“, so Kamplade. Fremdfirmen rücken mit eigenen Wasserfahrzeugen aus.
Technische Hochschule gewinnt Preis mit Stadtpark-Messung
Einen internationalen Wettbewerb hat die Technische Hochschule Georg Agricola mit dem Mess-System für den Gondelpreis im Stadtpark gewonnen. Nachdem Fischsterben dort wurde ein intelligentes System installiert, das die Wasserdaten rund um die Uhr überwacht.
Das Umweltmonitoring lässt sich für ganz verschiedene Bereiche einsetzen. Mittlerweile überwachen ähnliche Sensoren in Bochum auch die Aquarien im Tierpark und das Wildschweingehege im Weitmarer Holz.
Auch Feuerwehr und Polizei sollen möglichst wieder eingebunden werden. Die Hilfe sei bereits zugesagt, müsse natürlich mit dem den jeweiligen Einsätzen in Einklang gebracht werden. „Natürlich werden wir zur gegebenen Zeit die Bürger wieder um Hilfe bitten müssen“, so Kamplade. Bestimmte Bäume, wie etwa Buchen, können mit Trockenheit schlechter umgehen als andere. Hier helfen einige Eimer Wasser meist über den Berg.
Platanen verlieren Blätter wegen der "Platanenblattbräune"
Der Baum-Manager betont noch einmal, dass der derzeitige Verlust von Blättern bei vielen Platanen nichts mit Trockenheit zu tun habe. Dies ist ein Pilz, die „Platanenenblattbräune“. Den Verlust an Blättern gleichen die Bäume später selbst aus.
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Eine weitere Baustelle ist das Management der Teichanlagen. Ein gutes Dutzend dieser Teiche verfügt nicht über eigene Zuflüsse. Hier muss entschieden werden, ob sie austrocknen können oder, ob dort ebenfalls spezielle Maßnahmen nötig sind. Zur Erinnerung: Im Sommer 2018 verendeten etwa im Stadtparkgondelteich hunderte Fische. Der Teich soll in diesem Winter ausgebaggert und vertieft werden. Hier ist auch im Rahmen eines Pilotprojektes der Technischen Hochschule Georg Agricola eine Sonde installiert, die die Wasserqualität in Echtzeit misst und Alarm schlägt, sobald bestimmte Parameter in den kritischen Bereich rutschen.
Bei Landwirten ist die Not jetzt schon groß
Ein kurzer Blick auf die Bochumer Landwirtschaft zeigt, dass dort ebenfalls die Not wieder groß ist: Der Wattenscheider Bauer Ernst-Wilhelm Westerhoff etwa, der nicht nur für seine Gänse und seinen beliebten Bauernladen bekannt ist. Er sieht schwarz für die diesjährige Weizenernte. „Wenn ich mit dem Traktor über das Feld fahre, kann ich durch die Ähren den Boden sehen. Das ist gar nicht gut.“ Westerhoff baut auf 80 Hektar Weizen an.
Sein durchschnittlicher Ertrag sind rund zehn Tonnen Getreide. Wenn er Glück hat, gibt es dieses Jahr noch sieben Tonnen, womöglich noch weniger – Verluste in Höhe von mehr als 30 Prozent. „Jetzt ist es eh zu spät. Selbst viel Regen kann für die aktuelle Ernte kaum noch etwas bewirken.“
Zwei Jahre Trockenheit, könne man ja noch wegstecken, aber gleich drei Dürrejahre in Folge. Er überlegt nun, ob er nicht künftig besser Roggen oder Gerste anbauen soll, die die Trockenheit besser vertragen.
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