Bochum. Rund 5000 verschiedenen Pflanzen und Tiere leben auf den Bochumer Obstwiesen. Das Umweltamt erläutert die Bedeutung dieser Flächen für die Natur.

Auf ein sehr großes Interesse stößt die Ankündigung der Stadt, auf mittlerweile 14 städtischen Obstbaumwiesen das Pflücken für jedermann zu ermöglichen. Nachdem bereits im vergangenen Jahr die ersten acht Flächen freigegeben worden sind, kamen jetzt noch einmal sechs weitere hinzu. Wir haben uns vor Ort mit der Landschaftsarchitektin Sina Friedrich vom Umwelt- und Grünflächenamt verabredet. Am Beispiel einer Fläche mit 50 ganz unterschiedlichen Obstbäumen an der Sudholzstraße nahe der Grenze zwischen Wattenscheid und Oberdahlhausen erklärt sie die Bedeutung solcher Umweltprojekte.

Etwas Gutes für Tier- und Pflanzenwelt

Anwohnerin Sandra Niestradt-Budde aus der Sudholzstraße findet die Idee mit der Obstwiese ganz klasse.
Anwohnerin Sandra Niestradt-Budde aus der Sudholzstraße findet die Idee mit der Obstwiese ganz klasse. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

„Wir haben hier die Möglichkeit, sowohl etwas für die Tierwelt als auch für die Planzenvielfalt bei uns zu tun“, erläutert die Diplom Ingenieurin. Auf einer einzigen solchen Fläche leben rund 5000 verschiedenen Tiere und Pflanzen. Insekten, Fledermäuse, Wiesel, um nur einige zu nennen, ergänzen sich gegenseitig. Und mit der Anpflanzung seltener Apfelsorten wie dem Riesenboikenapfel oder dem weißen Winterglockenapfel wird etwas für den Erhalt solcher Sorten getan.

Für die Anwohner der Flächen gibt es eine willkommene Bereicherung des Nahrungsangebotes. An der Sudholzstraße wohnt auch Sandra Niestradt-Budde. Ihr Vater hat selbst eine große Obstwiese ganz in der Nähe. „Wir Anwohner finden dieses Projekt sehr gelungen. Es ist schon gut von Spaziergängern angenommen worden.“ Wie zum Beweis drehen einige Hundehalter und eine Großmutter mit ihrem Enkelkind eine friedliche Runde zwischen den noch jungen Bäumen.

Für Sina Friedrich, die sich bei der Stadt Bochum um den Artenschutz kümmert, sind diese Biotope ganz wichtige Eckpfeiler. Insgesamt hat die Stadt rund 30 solcher Obstwiesen. Die bis jetzt nicht für die Allgemeinheit freigegebenen Flächen seien oft etwa gefährlich und nur schwer zu erreichen. Wie berichtet, soll es aber künftig bis zu 50 solcher Wiesen in der Stadt geben.

Bestimmte Regeln beachten

Die Verkehrssicherung ist auch ein Grund dafür, dass bestimmte Regeln auf den Obstwiesen unbedingt einzuhalten sind. Wie berichtet, dürfen keine Äste abgebrochen werden, Leitern aufgestellt oder auf die Bäume geklettert werden. Die Stadt setzt darauf, dass sich die Bürger auch an die Vorgabe halten, nur für den Eigenbedarf und haushaltsübliche Mengen zu pflücken.

Kaum zu glauben. Aber im vergangenen Jahr wurden Fälle beobachtet, dass offensichtlich gewerbliche Händler vorgefahren sind und in Nacht-und-Nebel-Aktionen ganze Flächen leer gepflückt haben. „Wir setzen auf die soziale Kontrolle der aufmerksamen Nachbarschaft“, sagt Sina Friedrich. Der Gedanke, diese Wiesen fürs Selbstpflücken freizugeben, kursiere schon länger im Rathaus. Die Nachfrage eines Bürgers vor gut einem Jahr sei es letztlich gewesen, der den Ausschlag gegeben hatte.

Etwas Geduld ist erforderlich

Noch müssen sich die Pflückfreunde ein wenig gedulden. Aber schon Anfang Juni dürften die ersten Kirschen ihre rote Färbung annehmen und reif sein. Sina Friedrich gibt allen Hobbypflückern noch einen Tipp mit auf den Weg. Wenn das Obst reif ist, fällt es von ganz alleine und kann direkt vom Boden aufgehoben und gegessen werden. Gespritzt sind die Früchte nicht. Dann sind halsbrecherische Pflückaktionen gar nicht mehr erforderlich.

Beim Rundgang über die Fläche fallen die vielen Kräuter und Gräser auf. In Ergänzung zu den Obstbäumen wurden regionale Pflanzen gesetzt, die jetzt anfangen sich richtig auszubreiten. Übrigens lässt sich so ganz nebenbei etwas lernen. An jedem Baum steht, um was für eine Sorte es sich handelt. Ein Lehrpfad der etwas anderen Art.

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