Bochum. Bochumer Wissenschaftler vermessen für die Tracking-App Bluetooth-Signale der 70 gängigsten Smartphones: Das ist elementar für die Warnfunktion.

Ein Forscherteam der Ruhr Universität Bochum testet derzeit das zentrale Element der von der Bundesregierung geplanten Corona-Tracking-App. Mitarbeiter aus dem Bereich Elektrotechnik und Informationstechnik prüfen dabei die Verlässlichkeit von Bluetooth-Signalen der 70 momentan gebräuchlichsten Smartphones.

Die App gilt als wichtiges Instrument, um die Lockerung der Corona-Maßnahmen abzusichern und soll Nutzerinnen und Nutzer warnen, falls jemand aus ihrem Umfeld in den vergangenen zwei Wochen positiv auf das Corona-Virus getestet worden ist. So kann die gewarnte Person schnell handeln und die Infektionskette gegebenenfalls frühzeitig unterbrechen.

Bluetooth-Signal - ein digitaler Leuchtturm

Um dies zu gewährleisten wird die Bluetooth-Technologie im Smartphone verwendet: Die sendet quasi wie ein digitaler Leutturm ein permanentes Signal an die nähere Umgebung. Die App registriert ständig, welche Smartphones sich so nah befinden, dass eine Infektion des Trägers möglich wäre. Wird jemand positiv getestet, gibt er das in die App seines Smartphones ein, die anschließend eine entsprechende Nachricht an jene Smartphones sendet, die über die App verfügen und deren Daten auf eine mögliche Infektion hindeuten. Deren Besitzer kann sich dann testen lassen.

Auch interessant

Das heißt, das ganze läuft ohne zentrale, behördliche Überwachung und Registratur ab. Und alles geschieht über mehrfach verschlüsselte Daten, die sich auch automatisch wieder löschen. Damit wird es praktisch unmöglich, Bewegungsmuster oder ähnliche Informationen über die App zu sammeln.

Signalstärke muss bei der Messung korrigiert werden

Und genau diese Bluetooth-Technologie steht im Zentrum der Tests an der Ruhr-Uni, wie Dr. Christoph Baer vom Lehrstuhl für Elektronische Schaltungstechnik im Gespräch mit unserer Redaktion erläutert: Mit dem Bluethooth-Signal wird auch gemessen, wie weit entfernt sich ein Smartphone befindet - um so zu checken, ob sich sein Besitzer möglicherweise über einen längeren Zeitraum in einem Ansteckungs-riskanten Radius aufhält. Wie Baer erklärt, bestehe das Problem bei der Entfernungsmessung über Bluetooth darin, dass unterschiedliche Handytypen unterschiedlich starke Bluetooth-Signale aussenden. Da anhand der Signalstärke die Entfernung berechnet wird, „kann das zu Fehlern von bis zu zehn Metern in der Distanzbestimmung führen“, so Baer. Die RUB-Forscher berechnen daher für die 70 gängigen Smartphones die Korrekturfaktoren, die innerhalb der APP die Entfernungsmessung regeln.

Die gemessenen Daten sowie eine Anleitung zur Durchführung der Charakterisierung stellen die RUB-Forscher dann den App-Entwicklern und Wissenschaftlern zur Verfügung.

Der Start der App ist für Mitte Juni angekündigt. Federführend für die Programmierung der deutschen Tracking-App sind mittlerweile die Telekom und SAP.