Wattenscheid-Höntrop. Bürger kritisieren Untätigkeit von Verwaltung und Politik beim Südpark-Bad in Wattenscheid. Parteien-Gezänk gibt es um die beiden Varianten.
Im September sind Kommunalwahlen – und nun ist richtig Dampf im Kessel zur Zukunft des Südpark-Schwimmbades. Nach einem Jahr Stillstand in der Diskussion um das Hallenfreibad Höntrop fliegen derzeit die Fetzen zur Zukunft des geschlossenen Bades.
Viele Bürger sind fassungslos, die Parteien zanken sich
Eine engagierte Bürgerin (sie will nicht mit Namen genannt werden) sagt: „Man träumt vom ,Leuchtturmprojekt’ mit utopischen Besucherzahlen oder kleiner Lösung mit Cabriodach (wie lange würde das wohl funktionieren)? Währenddessen würden sich Bürger, Schulen und Vereine seit Jahren schon über ein funktionierendes Schwimmbecken freuen.“
Ebenfalls fassungslos macht sie die wiederholt betonte Machtlosigkeit der Parteien: „Diese könnten nur empfehlen, entscheiden würde letztlich der Aufsichtsrat der Bochumer Holding für Versorgung und Verkehr! Bedeutet das etwa, sie würden ja gerne handeln, doch sie sind letztlich Opfer eines von ihnen selbst installierten Konstrukts? Entscheidet der Aufsichtsrat einer Holding und wir dürfen dann für die entstehenden Kosten bzw. Defizite aufkommen? Oder soll gar nicht gebaut werden?“
SPD will große Lösung
Die SPD hat sich auf die große, bis zu 50 Millionen Euro teure Variante eins („Leuchtturmprojekt“) festgelegt. Heftiger Gegenwind kommt von der Opposition – die setzt eher auf die kleinere Lösung.
UWG/Freie Bürger betonen Bezahlbarkeit
So erklärt die Fraktion UWG/Freie Bürger: „Das Hallenfreibad ist von seiner Lage eines der attraktivsten Schwimmbäder in der Region. Aus diesem Grund sind die Standards zur Beachtung ökologischer Belange unbedingt zu berücksichtigen“, sagt Hans-Josef Winkler, Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung Wattenscheid. Man solle auch die Bürger in die Beratung einbeziehen und den Förderverein. „Welche Variante wollen die Menschen, für die das Hallenfreibad Südpark gebaut wird? Durch die in den vergangenen Jahren heißen Sommer wurde noch einmal deutlich, wie notwendig es ist, nutzbare Freibäder zu haben.“
Und weiter: „Freibäder bieten die Möglichkeit der Freizeitgestaltung und Erholung für alle Altersgruppen und Familien. Sie sind ein Teil der öffentlichen Daseinsfürsorge, ein sozialer Ort des Austausches, des Sports und Erholung und somit ein wichtiger Teil der Stadtkultur. Sich kostengünstig abzukühlen und zu erholen erhöht die Lebensqualität für viele Menschen in Wattenscheid und Umgebung. Dass dieses zu sozialverträglichen Eintrittspreisen möglich sein muss, ist von herausragender Bedeutung.“
Teuer sanierten Sprungturm erhalten
Die Fraktion UWG/Freie Bürger befürwortet „ein Familienbad, dass auch Sportschwimmen in einem wettkampftauglichen 50-Meter-Becken ermöglichen soll. Bei der von uns favorisierten Variante 3 unter Berücksichtigung nachfolgender Forderung wäre das möglich“. Die Variante 3 müsse um folgende Punkte ergänzt werden: Das bestehende Freibadbecken bleibt erhalten und ein Teil wird zu einem Nichtschwimmbereich umgebaut. Das Sprungbecken und der Sprungturm bleiben Bestandteil der Anlage. Denkbar, so Winkler weiter, wäre, dass im unteren Bereich (Alter Eingang) ein Sport-Spielbereich eingerichtet wird, z.B. mit einem Beachvolleyballfeld und Kinderspielgeräten.
Erst die Probleme klären
Die von der SPD favorisierte große Variante 1 komme „eher nicht infrage. Hier müssten erst die Problematiken zur Parkplatzsituation und Zufahrt abgeklärt werden. Das könnte bei Variante 1 ein langwieriger Prozess werden, dessen Ausgang ungewiss ist. Dadurch würde sehr Zeit verloren gehen bis zu einem möglichen Baubeginn“. Zudem sei fraglich, ob die dann zu erwartenden Besucherströme „ein Familienbad bzw. den Charakter des Südparks überfordern“.
Eine Variante mit Cabriodach anstelle eines Freibades sei auch nicht die favorisierte Lösung, „sondern ein maximal schlechter Kompromiss“, betont Winkler. Bei allen Überlegungen dürfe „die Finanzierbarkeit in diesen Zeiten“ nicht außer Acht gelassen werden. „Die handelnden Personen werden nun aufgefordert, endlich Ergebnisse der Beratungen aus der Vergangenheit in die Tat umzusetzen.“
CDU für erweiterte Variante drei
Die CDU Höntrop und Eppendorf betont: „Das Wasser steht bis zum Hals – leider nicht im Südpark-Schwimmbad“. Bezirks- und Ratsfraktion haben sich schon klar positioniert: Das Hallenbad müsse neu gebaut werden, es müsse aber auch die Möglichkeit geschaffen werden, im Sommer eine Freibadnutzung zu realisieren. „Als das Schwimmbad noch geöffnet war, hat die Bezirksvertretung Wattenscheid schon gefordert, das Freibadbecken zu sanieren“, erklärt Gerd Kipp, der erneut für die Bezirksvertretung kandidiert. „Damals ist immerhin der Sprungturm saniert worden, der als ein Wahrzeichen Höntrops gilt“, so der Vorsitzende der CDU Höntrop.
Endlich eine Lösung finden
Viel zu lange schon liege das Bad brach. Ein wichtiger Lebensmittelpunkt in Höntrop sei mit der Schließung weggebrochen. Nun endlich komme Bewegung in die Sache. „Der Entscheidungsfindungsprozess hat sich zu lange gezogen, die Bürger sind jahrelang vertröstet worden, viele sind zu Recht vom ewigen Hin und Her genervt“, meint Julian Meischein, CDU-Direktkandidat für den Wahlkreis Höntrop-Süd und Sevinghausen. „Statt jetzt Luftschlösser zu versprechen, hätte die SPD sich besser darauf fokussieren sollen, den Menschen Gehör zu schenken und sie in die Entscheidungsfindung einzubinden. Das Bad soll wieder einen sozialen Anlaufpunkt darstellen, hierzu braucht es aber keine utopischen Vorstellungen eines großen Vergnügungsbads.“
Finanzen betrachten
Karsten Herlitz, CDU-Direktkandidat für den Wahlkreis Eppendorf-Munscheid, sagt: „Man darf nicht vergessen, dass Bochums Finanzen keine gigantischen Sprünge zulassen. Teure Wahlgeschenke können wir uns in Bochum, so hart es klingt, schlichtweg nicht leisten.“