Bochum. Seit fast einem halben Jahr wird Anita S. aus Bochum vermisst. Die Ermittler glauben, dass sie getötet worden ist. Aber sie haben keine Leiche.

Es ist der aktuell schwerste und mysteriöseste Kriminalfall in Bochum - und vielleicht nur ein einziger Mensch weiß, wo sich das mutmaßliche Opfer befindet. Es geht um die 35-jährige Anita S. aus Wattenscheid, die seit dem vergangenen Dezember spurlos verschwunden ist.

Totschlag ohne Leiche - so könnte man das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft überschreiben. Eine Mordkommission ermittelt weiterhin in voller Stärke, mit rund sechs Kräften. Sie heißt "MK Stausee" - weil die Polizei bereits zweimal mit enormem Personal- und Sachaufwand im und am Kemnader See in Bochum nach Anita S. gesucht hat. Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann geht davon aus, dass die Frau gewaltsam zu Tode gekommen ist.

Elf Tage lang saß der Beschuldigte in U-Haft

Für weiterhin dringend tatverdächtig hält Bachmann einen 33-jährigen Mann aus Witten-Herbede. Es soll ihr Freund sein, zumindest ihr guter Bekannter. Zwar war der bisher unbescholtene Facharbeiter im Februar aus einer elftägigen U-Haft wieder auf freien Fuß gelassen worden, trotzdem haben ihn die Ermittler weiterhin genau im Auge und sammeln mögliche Beweise gegen ihn. Bald soll auch eine dritte Suchaktion stattfinden.

Bachmann betonte am Montag auf WAZ-Anfrage, dass auch die Haftrichterin, die ihn wieder entlassen hatte, durchaus einen "Anfangsverdacht" gegen den Mann sieht, wenn auch keinen "dringenden Tatverdacht". Ein solcher aber wäre erforderlich, um ihn weiter zu inhaftieren. Wie und warum der Beschuldigte die Frau getötet haben soll, sagte Bachmann aus ermittlungstaktischen Gründen nicht.

Kein Lebenszeichen seit einem Telefonat der Mutter

Die kaufmännische Angestellte Anita S. wird seit dem 7. Dezember 2019 vermisst. Zuletzt soll sie der Beschuldigte in seiner Wohnung in Witten-Herbede lebend gesehen haben. Zuletzt telefoniert haben soll sie um 17.20 Uhr mit ihrer Mutter. Danach ist der Polizei kein Lebenszeichen mehr von ihr bekannt. Dass ist tot ist, ist aber keineswegs gesichert.

Der Beschuldigte bestreitet vehement, mit dem mysteriösen Verschwinden etwas zu tun zu haben. Sein Verteidiger Egbert Schenkel sagte am Montag der WAZ: "Ob und wenn welche weitergehenden Ermittlungen getätigt worden sind, kann ich nicht beurteilen. Insoweit bin ich nicht über den Stand des Verfahrens durch die Staatsanwaltschaft informiert."