Bochum. Die Pläne für eine „Grüne Moschee Ruhr“ in Bochum nehmen Fahrt auf. Bis zu 1500 Gläubige sollen Platz haben im Gebäude unweit des VfL-Stadions.
Die Pläne des Islamischen Kulturvereins (IKV) Bochum für den Bau einer Moschee nehmen buchstäblich Form an. Ein Entwurf des Kölner Architekten Gernot Schulz sieht einen strahlenförmigen Grundriss mit einem fünfeckigen, 21 Meter hohen Gebetsraum im Zentrum vor. Bis zu 1500 Gläubige sollen darin Platz finden.
Mit der „Grünen Moschee Ruhr“, die muslimische Gläubige aus dem ganzen Ruhrgebiet ansprechen soll, geht der IKV nach eigenem Bekunden ganz neue Wege. Entstehen soll ein „innovatives und neuartiges Gebetshaus“, mit dem der „Moscheeverein die Hinterhöfe und provisorischen Bauten verlassen will“, wie es in der Broschüre zu dem Projekt heißt.
Aus den Hinterhöfen in die Öffentlichkeit
Architekt Gernot Schulz, der als Professor an der Hochschule Bochum lehrt und dessen Entwurf für das „Haus des Wissens“ in der Innenstadt von Bochum beim Architektenwettbewerb mit den zweiten Platz unter 18 Teilnehmern honoriert wurde, ist begeistert von dem Projekt: „Was mich von Anfang an besonders gereizt hat, ist die Aufgabenstellung des Vereins, der sich mit der Moschee ganz bewusst aus den Hinterhöfen in die Öffentlichkeit wagen will. Soweit ich weiß, ist das ein in Europa einzigartiges Projekt.“
Verkohlte Außenhülle soll vor Umwelteinflüssen schützen
Die Pläne sehen einen 625 Quadratmeter großen, fünfseitigen Gebetsraum im Zentrum des Bauwerks vor. Der Raum zitiert die fünf Säulen des Islam. Er ist um zusätzliche 580 Quadratmeter erweiterbar. Ein eigener, 350 Quadratmeter großer Gebetsraum soll für Frauen entstehen. Zu dem Bau gehören weitere Räume für die Kinderbetreuung, Besprechungen und Gästebewirtung.
Die geplante schwarze Außenhülle nimmt eine uralte Behandlung von Holz zum Schutz vor Umwelteinflüssen auf. Das Holz wird karbonisiert, d.h. die äußere Schicht wird verbrannt. Die verkohlte Schicht härtet das Holz und verschließt die Poren. So ist das Gebäude vor Wasser und Umwelteinflüssen geschützt. „Das Verkohlen des Holzes steht natürlich auch im Bezug zur Industriegeschichte des Ortes“, heißt es in der Broschüre zum Moscheeprojekt (www.gruene-moschee.de).
Zwei Gründe gebe es für die imposante Höhe von 21 Metern des zentralen Gebetsraums: „Wir sehen uns als Teil einer Perlenkette mit besonderen Gebäuden an der Castroper Straße – angefangen von der Synagoge über das Planetarium, das Stadion und die JVA bis zu den Stahlwerken“, so Schulz. 21 Meter sei außerdem die maximale Höhe, ohne dass die Leistungsfähigkeit des Funkmastes des Nachbarn Telekom davon beeinflusst werden könnte.
Umsetzung könnte etwa fünf Jahre dauern
Entstehen sollen die Moschee und später noch ein gesamter Campus rund um das Gebäude auf Flächen von Stadt und Telekom, die der IKV erwerben möchte. Sie liegen im Dreieck Karl-Lange-Straße/Castroper Straße zwischen dem Autohaus Feix und der Telekom-Niederlassung. Dort war früher eine Reiterstaffel des Landes NRW beheimatet.
Etwa fünf Jahre könnte die Umsetzung der Moschee-Pläne dauern. „Wir stehen ja erst ganz am Anfang“, so Architekt Gernot Schulz. Demnächst werde eine Bauanfrage bei der Stadt eingereicht. Allein die Detailplanungen und die Vorbereitung des Bauantrags würden danach ein Jahr dauern. Zu den Kosten gibt es noch keine Angaben.
Finanzierung durch Spenden, Mieten und Umsatzbeteiligung
Derweil macht sich der Moscheeverein auf, Unterstützer und Finanziers für sein Projekt zu gewinnen. Über Spenden, Mieten und Umsatzbeteiligungen für Dienstleistungen im Umfeld der Moschee, so heißt es, soll die Finanzierung gelingen.
Über die nun vorliegenden Pläne zeigt sich der künftige Bauherr hocherfreut. ,,Wir vom IKV Bochum sind begeistert von den ersten Entwürfen und hoffen, dass die Bürgerinnen und Bürger unsere Begeisterung teilen. Es gehört zu unserem Konzept ‘Grüne Moschee Ruhr’, transparent und offen unsere Planungen auf dem neuen Grundstück an der Karl-Lange-Straße zu kommunizieren“, sagt der Vereinsvorsitzende Dr. Ramy Girshally. „Wir möchten mit der Grünen Moschee Ruhr als Begegnungsstätte einen innovativen und nachhaltigen Beitrag zum Zusammenleben und zur Baukultur Bochums leisten.“
Hallenlösung für den Übergang
Das Gebetshaus soll aus Holz und Stampfbeton gebaut werden. Beheizt werden soll es mit vor Ort gewonnener geothermischer Energie. An gleicher Stelle standen einst Gebäude rund um den Schacht 3 der Großzeche Constantin.
Bevor jedoch das ehrgeizige Bauprojekt umgesetzt werden kann, soll eine Übergangslösung geschaffen werden. Nicht zuletzt immer wieder kehrende Konflikte am jetzigen Moschee-Standort an der Querenburger Straße erfordern einen Umzug. Zunächst will der Vereine eine „temporäre Gebetsstätte“ errichten. „An der wird mit Hochdruck gearbeitet“, so der IKV-Vorsitzende. „Die aktuellen Planungen konzentrieren sich auf eine Hallenlösung, um den Umzug von der Querenburger Straße zu beschleunigen.“