bochum. . Seit Jahren sorgen die Freitagsgebete des Islamischen Kulturvereins für Unmut. Nun bahnt sich eine Lösung an. Der Moscheebetrieb wird verlegt.
Der Islamische Kulturverein verlegt seinen Moscheebetrieb voraussichtlich im Sommer von der Querenburger Straße in Altenbochum in ein Gewerbegebiet an der Castroper Straße (Grumme). Auf dem Gelände der früheren Reiterschaft, wo einst die Reiterstaffel der Landespolizei untergebracht war, wird ein Moscheezelt für 400 Besucher errichtet.
„Das ist zunächst als vorübergehende Lösung gedacht“, erklärt Ulf Dannehl aus dem Referat von Bürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). Stadt und Verein hätten sich in den vergangenen Monaten intensiv um eine Lösung bemüht.
An der Querenburger Straße ist der Moscheebetrieb nur noch geduldet. 2016 hatte das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen eine Klage des Vereins gegen eine von der Stadt ausgesprochene Nutzungsuntersagung abgewiesen. Das Oberverwaltungsgericht Münster hat diese Entscheidung mittlerweile bestätigt.
Situation nicht mehr auszuhalten
„Es musste eine Lösung her, an der Querenburger Straße ist die Situation für alle nicht mehr aushaltbar“, so Assem Aweimer, Vorstandsmitglied des Islamischen Kulturvereins. Nun sei ein geeigneter Ort für den Gebetsbetrieb gefunden, der Kulturbetrieb gehe zunächst in Altenbochum weiter. Zu den Freitagsgebeten erscheinen in der Regel zweimal 200 Besucher. Verkehr, Parkprobleme und Lärm hatten oft zu Beschwerden und schließlich zur Nutzungsuntersagung geführt.
Die Stadt kündigt derweil an, dass auf dem betreffenden Areal 19 Bäume gefällt werden müssen, die unter die Baumschutzsatzung fallen. Als Ersatz sollen 34 neue Laubbäume gepflanzt werden.
Vorbereitet werden soll die künftige Moscheefläche an der Castroper Straße, die umgeben ist vom Autohaus Feix Meures, der Telekom, den Bochumer Stahlwerken und dem Einkaufszentrum Große Voede, nicht nur für eine kurzfristige Verlegung. „Für uns wäre dort auch ein dauerhafter Standort für die Moschee und den Kulturbetrieb des Vereins vorstellbar“, sagt Ulf Dannehl aus dem Bürgermeister-Referat. Grundsätzlich sei eine solche Nutzung dort auch genehmigungsfähig.
Hochul-Dekan ist mit im Boot
Auch der Verein, der etwa 160 Mitglieder hat und der, so Vorstandsmitglied Assem Aweimer, „eher akademisch geprägt ist“, könne sich einen kompletten Umzug aus Altenbochum nach Grumme mittelfristig vorstellen.
Zwar liege das Areal nicht direkt an der Castroper Straße, sondern im Hinterland. Aber der Wunsch, sich mit einem architektonisch modernen Vorschlag und mit einer transparenten Kulturarbeit gegenüber der Gesellschaft zu öffnen und sogar „ein Stück Quartiersentwicklung zu betreiben“, sei dort durchaus möglich. Für einen entsprechenden Bauentwurf habe der Verein den Dekan des Fachbereichs Architektur der Hochschule Bochum, Prof. Gernot Schulz, gewinnen können.
Dabei geht es um das Projekt „Grüne Moschee Ruhr“, von dem der Kulturverein ursprünglich gehofft hatte, es in der Nähe der Jahrhunderthalle ansiedeln zu können. Diese Pläne haben sich mittlerweile zerschlagen. An der Castroper Straße aber sollen sie nun umgesetzt werden. Die Moschee soll dabei als ein attraktiver Ort mit einem architektonisch ansprechenden Design gestaltet werden, „der sich den lokalen Gegebenheiten anpasst“, wie es heißt.
Keine typischen Moschee-Merkmale
„Wir wollen einen neuen Standard setzen und keine 08/15-Moschee errichten“, sagt Assem Aweimer. Auf der Homepage des Projekts ist zu lesen: „So werden die stereotypischen Merkmale einer Moschee, wie man es aus dem Orient kennt, nicht zwingend erforderlich sein.“ Im Übrigen solle das Gebäude mit erneuerbarer Energie gespeist und von Energiesparsamkeit geprägt sein.
In der Vergangenheit hatte es immer wieder Beschwerden an der Querenburger Straße gegeben, wo der 54 Jahre bestehende Kulturverein seit 2008 auch ein Gebetshaus betreibt. Die Nutzungsuntersagung der Stadt besteht bereits seit 2012. Seither wird der Betrieb der Moschee geduldet. Schon mehrfach hat Referent Ulf Dannehl betont, „wir haben eine hohe Wertschätzung gegenüber der Arbeit, die dort geleistet wird“.