Bochum-Wiemelhausen. An der Grundschule Auf dem Alten Kamp in Bochum-Wiemelhausen wird unter strengen Auflagen wieder unterrichtet. Ein Lehrer erzählt, wie es läuft.

Abstandsregeln, Hygienevorschriften, getrennte Pausen: Was derzeit in den Klassenzimmern zum neuen Corona-Alltag gehört, hat mit dem Schulunterricht früherer Tage nicht mehr viel zu tun. Und doch: Jeder versucht, das Beste aus dieser merkwürdigen Situation zu machen – wie ein Besuch in der Grundschule Auf dem Alten Kamp in Bochum-Wiemelhausen beweist.

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Es ist kurz vor elf, als Daniel Steinsiek-Moßmeier in seiner Klasse 4a mit dem Englischunterricht beginnt. „What am I doing?“, fragt er in die gut gelaunte Runde und balanciert auf einem Bein. „Ice skating“, ruft eine Schülerin zurück. Richtig!

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Von den 24 Kindern, die jetzt üblicherweise vor ihm sitzen, sind genau sechs da. Die anderen sind auf weitere Klassenzimmer verteilt, wo sie von anderen Lehrern in anderen Schichten unterrichtet werden, damit sich nicht alle gemeinsam auf dem Flur treffen. Ein wahnsinniger Aufwand, aber genau so schreibt es die Landesregierung vor. „So sind niemals alle Klassen gleichzeitig vor Ort, sondern werden in einem rollierenden System tageweise unterrichtet“, erklärt der 33-jährige Pädagoge. Die Pausenglocke ist abgestellt, dafür hat Steinsiek-Moßmeier seinen eigenen Wecker mitgebracht, der ihn daran erinnert, wann er seine Schüler auf den Schulhof zur Pause bringen soll.

Raufen, Rennen, Rempeln: alles nicht mehr möglich

„Es wundert mich manchmal schon, wie diszipliniert das alles klappt“, sagt Daniel Steinsiek-Moßmeier. „Offenbar sind viele Schüler schon zu Hause gut auf die aktuelle Lage eingestellt worden.“ Gegenseitiges Raufen, Rennen und Rempeln, an Grundschulen durchaus nicht unüblich, ist zumindest an diesem Vormittag nicht zu beobachten. Und so trabt die Gruppe geordnet hinunter: jeder mit Maske auf der Nase und im Abstand von mehr oder weniger 1,50 Meter, vorbei am Waschraum zum Händewaschen.

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Die plötzliche Zwangspause durch die Corona-Pandemie Mitte März brachte auch das Leben in der Grundschule Auf dem Alten Kamp gehörig durcheinander. Plötzlich war der rege Schulbetrieb eingestellt, mitten im Schuljahr. Auch Daniel Steinsiek-Moßmeier blieb nicht viel mehr übrig, als seine Viertklässler aus dem Homeoffice zu betreuen und auf die Mitarbeit der Eltern zu vertrauen. „Im Idealfall bekam ich dann am Ende jeder Woche eine Mail mit den erledigten Aufgaben“, erzählt er, „aber das klappt natürlich nicht immer.“

Treffen über Video kamen bei den Schülern super an

Immerhin hat jede Familie aus seiner Klasse einen E-Mail-Zugang, was nicht überall der Fall ist. Einige seiner Kolleginnen brachten die Blätter mit den Pflichtaufgaben daher von Haustür zu Haustür. Auch über Video hielt der Lehrer den Kontakt: Die „Zoom“-Meetings am Computer kamen bei seinen Schülern bestens an: „Es war richtig schön, sie mal wieder zu sehen.“

Wie erklärt man Kindern das Coronavirus?

Vor einer besonderen Aufgabe stand Daniel Steinsiek-Moßmeier kurz vor Beginn der Pandemie. Wie erklärt man Grundschulkindern, was das Coronavirus ist? „Enorm geholfen hat mir dabei ein Youtube-Video aus Österreich“, erzählt er. „Darin ist das super erklärt.“

Auch die Grundschule Auf dem Alten Kamp selber schritt zur Tat und drehte ein kurzes Video mit den wichtigsten Verhaltensregeln. Zu finden ist es auf www.ggs-alten-kamp.bobi.net .

Von „Corona-Ferien“ und viel vertrödelter Zeit war oft die Rede: Diese Kritik mag Daniel Steinsiek-Moßmeier nicht teilen. „Dass man im Homeoffice nichts zu tun hätte, stimmt wirklich nicht“, stellt er klar.

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Eine Verkürzung der Sommerferien oder ein möglicher Wegfall der beweglichen Ferientage, die immer mal wieder ins Gespräch gebracht werden, sieht der junge Lehrer daher kritisch. „Aber wenn so etwas verlangt wird, stehen wir natürlich zur Verfügung“, meint er. „Obwohl viele von uns schon in den Osterferien die Notbetreuung aufrecht gehalten haben.“

Reinigungskräfte sind gut beschäftigt

So geht der Unterricht in der Grundschule vorerst halbwegs geordnet weiter: in kleinen Gruppen unter strengen Regeln. Mit dem Maßband wurde in jeder Klasse ausgemessen, wie viele Schüler dort sitzen dürfen, um genau die Abstände einzuhalten. Die Reinigungskräfte haben alle Hände voll zu tun, Tische, Türklinken und Treppengeländer zu desinfizieren.

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Der Sportunterricht fällt bis auf Weiteres aus, auch sämtliche Gesellschaftsspiele bleiben im Schrank. Händeschütteln ist sowieso verboten. Doch über allem steht die Freude, dass der Unterricht überhaupt wieder beginnen kann – wenn auch nur im wenig beliebten Frontalunterricht, denn auch Gruppenarbeit ist untersagt. Erstmal egal: „Ich freue mich einfach, wieder hier zu sein“, sagt Daniel Steinsiek-Moßmeier.

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