Bochum. Das gab's noch nie: Das „BoSy-Pur“-Ensemble meldet sich am Mittwoch als Live-Stream aus dem Musikforum. Die WAZ sprach mit Leiter Raphael Christ.

Premiere bei den Symphonikern: Erstmals in der 100-jährigen Geschichte des Orchesters wird am Mittwoch, 13. Mai, ein Konzert als Live-Stream im Internet übertragen. Wegen der Corona-Pandemie ist das Musikforum weiterhin geschlossen, so gehen die Musiker jetzt digitale Wege. Möglich macht‘s der Freundeskreis. Die WAZ sprach mit dem Violinisten Raphael Christ (38), der den Auftritt des „BoSy-Pur“-Ensembles leitet.

Der erste Live-Stream vor leeren Rängen: Freuen Sie sich darauf?

Raphael Christ: Ja total! Seit Anfang März haben wir kein Konzert mehr gegeben, das fehlt uns schrecklich. Manche Kollegen habe ich schon lange nicht gesehen. Viele sind im Homeoffice oder bespielen unseren Stream bei Facebook. Da ist ein echter Live-Auftritt schon eine großartige Sache.

Was wird denn gespielt?

Unser „BoSy-Pur“-Ensemble besteht aus neun Streichern. Wir spielen das Oktett Es-Dur op. 20 von Felix Mendelssohn Bartholdy, das schon lange zu meinen Favoriten im kammermusikalischen Bereich zählt. Es ist leidenschaftlich und geht schwer ans Herz. Dabei stellt es an die Musiker aber auch einige Ansprüche. Leicht zu spielen ist das nicht, aber leicht macht auch keinen Spaß.

Wie werden die Abstandsregeln auf der Bühne eingehalten?

Unser Orchesterwart achtet genau darauf, dass wir jeweils mindestens 1,50 Meter auseinander stehen. Gerade für ein kleines Ensemble ist eine solche Distanz eine völlig neue Situation. Dabei verlangt es dieses Stück geradezu, dass man möglichst eng beieinander ist, um die Energie beim Spielen gemeinsam zu spüren, aber das geht natürlich gerade nicht.

Eine besondere Situation ist leider auch: Im Publikum sitzt keiner…

Die Reihen sind leer, dafür sind vier Kameras auf uns gerichtet. Ich muss gestehen: Etwas nervös bin ich da schon. Denn gerade die direkte Reaktion des Publikums fehlt jetzt komplett. Das Publikum trägt weit mehr zum Gelingen eines Konzerts bei, als mancher vielleicht denkt. Aber ich bin hoffnungsfroh, dass uns trotzdem ein schönes Konzert gelingt.

Das Konzert wird am Mittwoch, 13. Mai, 20 Uhr, live und gratis übertragen und ist auch danach noch abrufbar: www.bochumer-symphoniker.de