Bochum. Was für eine Show! Vor 20 Jahren gab sich das weltberühmte Magier-Duo in Bochum die Ehre. Jetzt starb Roy Horn nach einer Coronavirus-Infektion.

Es gibt Termine im Leben eines jungen Reporters, die vergisst man nie. Der 7. Oktober 1999 gehört definitiv dazu, denn damals stand ganz hoher Besuch auf der Themenliste unserer Lokalredaktion. Siegfried und Roy, die weltberühmten Magier aus Las Vegas, hatten sich für eine Stippvisite im ehemaligen Imax-Kino am Stadionring angekündigt. Und was die beiden hier boten, war eine super Show mit Nervenkitzel und Glamour – aber leider ohne weiße Tiger.

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Das Imax-Kino bestand von 1997 bis 2003 unter Leitung des ehemaligen Bochumer Kino-Königs Hans-Georg Rehs. Auf einer 520 Quadratmeter großen Leinwand wurden vor allem Dokumentar- und Musikfilme gezeigt, viele von ihnen in 3D. Ein Konzert der Rolling Stones konnte man hier ebenso bewundern wie fetzige Ski-Action von Willy Bogner, der ebenfalls persönlich im „Imax” die Werbetrommel rührte. Doch kein Auftritt war so schillernd wie jener der beiden furchtlosen Raubkatzen-Dompteure aus Las Vegas.

Schillernder Auftritt von Siegfried und Roy in Bochum

„The Magic Box“, so hieß der 3D-Film über ihre sagenhafte Karriere, den sie damals auf Promotour im Kino vorstellen wollten. Dass Siegfried und Roy überhaupt in ihrer Heimat auftauchten, war eher selten, schließlich füllten die beiden zu jener Zeit mit ihrer Bühnenshow zweimal täglich einen riesigen Saal im „Mirage“-Hotel. Doch für ihre Fans in Bochum nahmen sie sich Zeit, wenn auch mit reichlich Verspätung.

Denn Siegfried und Roy kamen an jenem Tag auf letzter Minute aus Düsseldorf. Ein stattlicher Stau auf der A40 machte ihnen einen dicken Strich durch den Zeitplan, was ihrem Management mächtig den Schweiß auf die Stirn trieb. Nur Siegfried und Roy, ganz Showprofis, blieben entspannt: „Ich dachte, solch einen Verkehr gibt es nur in Los Angeles“, scherzte Roy gut gelaunt, als er aus der Limousine stieg.

Als Siegfried mir zum Abschied einen Zigarillo schenkte

Danach ging‘s weiter zum Hauptbahnhof: Am Parkhaus direkt nebenan thronte ein XXL-Werbeplakat für ihren Film, das die beiden auf einer Hebebühne mit großer Geste signierten. Kaum ein Zufall: Beide trugen die gleichen blauen Jacketts mit Einstecktuch über schwarzen Overalls und setzten für jede Kamera ihr Las-Vegas-Lächeln auf. Im Kino gaben sie anschließend einige Interviews: Auch ich bekam die kurze Gelegenheit auf einen Kaffee mit Siegfried und Roy, wo Roy ganz entspannt in Kindheitserinnerungen schwelgte, während Siegfried mir die Dosenmilch einschenkte und mir zum Abschied einen seiner edlen Zigarillo überreichte.

Fast genau vier Jahre danach wurde Roy Horn bei einem Auftritt von einem Tiger lebensgefährlich verletzt. Heute erinnert nicht mehr viel an ihr Bochumer Gastspiel: In dem Kino ist längst eine Spielhalle einzogen. Das Parkhaus ist seit einigen Wochen abgerissen. Was bleibt ist die Erinnerung an den kurzen Besuch zweier wirklich freundlicher Weltstars.