Bochum. Fahrradläden erleben in der Corona-Krise einen Ansturm. Vor den Türen gibt es Warteschlangen. Reparatur-Termine gibt es teils erst Mitte Juni.

Vor der Eingangstür des Fahrrad-Geschäfts "Balance" in Bochum steht am Freitagmorgen eine rund 15 Meter lange Schlange. Alles Kunden, die etwas kaufen wollen oder sich beraten oder etwas reparieren lassen wollen. Es herrscht ein regelrechter Ansturm im Fahrrad-Einzelhandel.

Wenn draußen keine Schlange sei, sagt Henning Wilhelms zu Bickern, einer der sechs geschäftsführenden Gesellschafter, dann sei man überrascht. Eine Warteschlange vor der Tür sei zurzeit der Normalzustand. Wegen der Corona-Verordnungen lasse man nur fünf bis sechs Parteien in das Geschäft. Das Ordnungsamt kontrolliert das auch und kündigt es nicht nur an.

Vier Wochen waren der Verkauf wegen Corona geschlossen

Vier Wochen war der Verkauf in dem Geschäft, das seit mehr als 30 Jahren im Bermuda-Dreieck beheimatet ist, wegen Corona geschlossen. Nur die Werkstatt durfte öffnen, weil es auch ein Handwerksbetrieb ist.

Mit Blick auf Fitnessstudios, die in den vergangenen Wochen geschlossen hatten, sagte Wilhelms zu Bickern am Freitag: "Die Menschen wollen sich aber bewegen und viele denken: Radfahren ist eine schöne Sache. Sie besinnen sich auf eine alte Tugend."

Es gibt aber noch weitere Gründe für den Ansturm: Viele haben wegen Corona den Urlaub storniert und besorgen sich mit dem Geld ersatzweise ein neues Fahrrad oder lassen ihr altes tipptopp instand setzen. Außerdem meiden viele Bus und Bahn wegen der Enge und der höheren Infektionsgefahr und steigen lieber aufs Fahrrad um, auch auf dem täglichen Berufsweg. Das stark wachsende Angebot an E-Bikes macht den Umstieg leichter. Nicht zuletzt hat jetzt sowieso die Rad-Saison begonnen.

Lange Wartezeit für einen Reparaturtermin

Wer allerdings eine Reparatur braucht, muss sich gedulden. Werkstatt-Termine werden bei "Balance" zurzeit im Regelfall erst für Mitte Juni vergeben. Normalerweise dauert das höchstens zwei Wochen. Wohl dem, der jetzt in der Krise auch selbst etwas reparieren kann, und sei es auch nur eine gerissene Fahrradkette. Sonst beginnt für ihn die Saison eventuell erst im frühen Sommer.

Trotz des Ansturms und der hohen Nachfrage ist die Stimmung nicht wie vor Corona. Wilhelms zu Bickern sagt, dass angesichts der ökonomischen und psychologischen Umstände eine Verunsicherung herrsche. Wegen Corona und der Folgen ist auch das Personal etwas reduziert.

Fahrradgeschäft kommt an seine Kapazitätsgrenze

Zwei weitere Fahrrad-Geschäfte in Bochum waren trotz vielfacher Versuche telefonisch nicht zu erreichen. Eines schickte wenigstens eine automatische Mail zurück: "Aufgrund eines stark erhöhten Anfrageaufkommens kommt es derzeit zu Verzögerungen bei der Bearbeitung Ihrer E-Mail. Unsere telefonische Erreichbarkeit ist stark eingeschränkt. Wir sind bemüht, Ihre Anfragen zeitnah zu bearbeiten, bitten aber um Ihr Verständnis, da uns die Kombination aus Fahrradsaison und Corona Pandemie derzeit an unsere Kapazitätsgrenzen bringt."