Bochum. Die Auswirkungen des Coronavirus trifft vor allem die Schwächsten der Gesellschaft. Bochums Jobcenter-Chef sagt: Corona wird Spuren hinterlassen.

Die Folgen der Corona-Krise werden vor allem die Schwächsten der Gesellschaft zu spüren bekommen. Das jedenfalls befürchtet Frank Böttcher, der Ende Mai scheidende Geschäftsführer des Jobcenters Bochum.

So trifft die starke Zunahme der Arbeitslosigkeit in Bochum zu einem erheblichen Teil Hartz IV-Bezieher. Von den 2128 neue Arbeitslosen im April fallen Zweidrittel, nämlich 1408 Personen, unter den Rechtskreis SGB II (Hartz IV). „Die starke Zunahme ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der Arbeitsmarkt kaum neue Kräfte aufgenommen hat und es auch nur wenige neue arbeitsmarktpolitische Maßnahmen im April gegeben hat“, so Böttcher. Zum Vergleich: Auch in den Vormonaten März und April hat es im SGB II-Bereiche ein starke Zunahme an Arbeitslosen gegeben, zugleich aber auch eine noch größere Zahl an Abgängen in den Arbeitsmarkt, so dass unterm Strich die Zahl der arbeitslosen Hartz IV-Bezieher gesunken ist.

Kaum neue Arbeitsplätze

Das sieht nun anders aus. Mittlerweile gibt es insgesamt 13.546 Hartz IV-Bezieher unter den Arbeitslosen – satte elf Prozent mehr als einen Monat zuvor und sogar 11,8 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Dennoch sagt Frank Böttcher: „Das ist viel. Aber es hätte noch schlimmer kommen können.“ Er jedenfalls hatte noch höheren Zahlen befürchtet.

In Grenzen halten sich bislang zum Beispiel die Anträge auf Unterstützung aus dem Kreis der etwa 15.000 Kleinstunternehmer und Scheinselbständigen in Bochum. 40 bis 50 Anträge aus diesem Bereich gehen momentan beim Jobcenter ein.

Vermittlungsziele sind nicht zu halten

Dennoch: "Corona wird tiefe Spuren hinterlassen", so der Jobcenter-Chef, der künftig das Jobcenter in seiner Heimatstadt Duisburg leiten wird. Das lasse sich auch beim erst im Vorjahr erfolgreich eingeführten Sozialen Arbeitsmarkt erahnen. 11,2 Millionen Euro stehen in Bochum in diesem Jahr bereit, um nach 500 neuen Stellen für Langzeitarbeitslose im Vorjahr nun weitere 300 zu vermitteln. Da der Markt derzeit aber kaum Stellen hergibt, wird dieses Ziel wie viele andere, die im Arbeitsmarktprogramm 2020 ursprünglich anvisiert wurden, vermutlich bei weitem verfehlt. Das Fatale: Nicht ausgeschöpfte Mittel werden verfallen.

Wie viele potenzielle Leistungsbezieher möglicherweise momentan gar keinen Antrag stellen, sei momentan kaum einzuschätzen. Zwar sei es dem Jobcenter gelungen, nach der Beginn des Shutdown und der Schließung des Hauses die Leistungen für die Kunden aufrecht zu erhalten und neue Anträge zügig zu bearbeiten. Böttcher: "Aber ohne persönlichen Kontakt kann es natürlich sein, dass sich längst nicht alle an uns wenden, die Anspruch auf Leistungen haben."

Teilöffnung wird vorbereitet

Zwar stelle sich das Jobcenter darauf ein, dass es noch lange dauern könne bis zu einer Rückkehr zur Normalität. Aber zumindest in Ausnahmefällen soll auf absehbare Zeit auch wieder ein persönliches Gespräch mit Kunden im Haus möglich sein. Böttcher: "Wir loten gerade die Möglichkeiten dazu in unseren Objekten aus." Es gelte geeignete Räume mit genügend Abstand zu finden. "Außerdem werden wir Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel besorgen."

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