Bochum. Die Eheleute Baasner riefen im Jahr 2000 die “Tafel“ ins Leben. Zum Jubiläum wünschen sie sich mehr Wertschätzung von der Politik.

Die Wattenscheider Tafel wird 20 Jahre alt. Am 13. April 2000 haben Manfred und Larisa Baasner die private Initiative gegründet. Heute ist sie aus dem Bochumer Leben nicht mehr wegzudenken.

Larisa Baasner arbeitete damals in einem Betrieb, in dem täglich Lebensmittel weggeschmissen wurden. „Es tat mir weh, dabei zuzusehen“, sagt sie heute. Sie habe ihrem Chef angeboten, die Lebensmittel mit dem Auto in Asylheime zu bringen und für weniger Geld zu verkaufen. Dies war aber nicht möglich. Zusammen haben die Baasners dann die Wattenscheider Tafel eröffnet. „Viele große Händler haben von Anfang an mitgewirkt. Wir konnten die Ware abholen, die nicht mehr verkauft werden durfte“, sagt Manfred Baasner.

Viele Projekte durchgeführt

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die Tafel viele Stationen durchlaufen. Etwa fünf Jahre lang gab es ein Tauschprojekt der überflüssigen Waren zwischen den Tafeln im Ruhrgebiet. Eine Zeit lang haben Baasners Hilfstransporte mit Waren in ärmere Länder durchgeführt. Das Projekt „Arbeiten Lernen“ vereinte ein paar Jahre lang arbeiten und Deutsch lernen. Straffällige Jugendliche arbeiten ihreSozialstunden bei der Tafel ab.

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Lieblingsmomente gibt es für das Ehepaar viele, aber eins sei immer wieder toll: „Wenn der Tag vorbei ist, die Waren ausreichend waren und wir alles gut verteilen konnten, dann sind die Menschen froh und wir sind es auch“, sagt Manfred Baasner. „Wenn die Waren nicht reichen, dann ist das aber kein schönes Gefühl.“ Baasners wünschen sich heutzutage oft etwas mehr Dankbarkeit. Manche Besucher der Tafel würden von einer Selbstverständlichkeit ausgehen. Auch Anerkennung und Unterstützung seitens der Politik fehle ihnen manchmal.

Tafel liefert auch nach Hause

Neben der Lebensmittelausgabe gibt es auch ein Warenhaus. Dort können Bedürftige unter anderem Möbel, Küchenzeilen, Schulbücher und sogar Hochzeitskleider für kleines Geld erwerben. „Immer wenn ich helfen kann, kommt ein Lächeln zurück. Ich gebe dann auch eins zurück“, sagt Mitarbeiter Joachim Föst. Er arbeitet seit 20 Jahren bei der Tafel. „Anderen Menschen hier zu helfen, das ist mein Leben.“

Die Tafel liefert Lebensmittel auch zu den Bedürftigen nach Hause. Aber viele Besucher wollen gerne vorbeikommen, auch wenn es ihnen im hohen Alter schwer fällt, so Larisa Baasner. Sie unterhielten sich gerne mit den Mitarbeitern und würden ab und zu zusammen Kaffee trinken.

Trotz Covid-19 geöffnet

Viele Tafeln haben derzeit aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen. Für Baasners sei das nie eine Option gewesen. „Wir haben keine Sekunde überlegt, zuzumachen“, sagt Manfred Baasner. Die Tafel mit ihrer Ausgabestelle in der Laubenstraße in Wattenscheid ist weiterhin zu den normalen Betriebszeiten geöffnet. Atemschutzmasken werden, wenn vorrätig, umsonst an die Bedürftigen verteilt. Diese werden von der eigenen Schneiderin gefertigt.

Aber auch Masken werden gespendet. So zum Beispiel von Thi My-Hanh Nguyen von der Vietnamesischen Interkulturellen Fraueninitiative. Sie spendet 50 wiederverwendbare Schutzmasken an die Tafel. „Wir wollen sehr gerne den ärmeren Menschen helfen“, sagt sie.

>>> Info: Der Tafel fehlen Haushaltgeräte

Die Wattenscheider Tafel bekommt am Tag bis zu 15 Tonnen Lebensmittel von verschiedenen Händlern.

Von Haushaltgeräten und Küchenutensilien hat die Tafel meist zu wenig. Solange die Geräte noch funktionsfähig sind, nimmt die Tafel sie an.

Wer Sachspenden abgeben möchte, kann zu den Betriebszeiten von 7 bis 16 Uhr oder samstags von 7 bis 12 Uhr vorbeikommen oder unter 02327 328597 anrufen und eine Abholung ausmachen.

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