Bochum. Ein bisher unbescholtener Rentner hat vor Gericht drei bewaffnete Raubüberfälle gestanden. Er kam mit seiner Mini-Rente nicht aus, sagte er.

Ein Rentner aus Wattenscheid ist im vergangenen Herbst von Null auf Hundert in die schwere Kriminalität gestartet. Am Donnerstag gestand er vor dem Landgericht Bochum drei bewaffnete Raubüberfälle auf Tankstellen und eine Apotheke.

In seinen 66 Lebensjahren war er nie verurteilt worden. Doch seit Oktober sitzt er in U-Haft. Ihm droht eine mehrjährige Haftstrafe.

„Irgendwie ist mir alles über den Kopf gewachsen“

Der alleinstehende Mann, der zuletzt in einem Bochumer Stahlwerk gearbeitet hatte, lebte in ärmlichen Verhältnissen. Von seiner Mini-Rente blieben 300 Euro zum Leben übrig. Die Hälfte davon ging für Zigaretten drauf. „Irgendwie ist mir alles über den Kopf gewachsen.“

Zuletzt bekam er auch kein Geld mehr am Geldautomaten. „Ich war ziemlich verzweifelt.“ Dann entschloss er sich, zum Verbrecher zu werden. „Ich weiß nicht, was mich da geritten hat.“

Am 2. September 2019 überfiel er laut Anklage eine Tankstelle in Eppendorf. Mit einem Messer bedrohte er abends eine junge Kassiererin. "Das ist kein Witz, das ist ein Überfall!“ Dann raubte er 280 Euro aus der Kasse und flüchtete mit einem Auto, das er sich von einem Bekannten dauerhaft geliehen hatte.

Trotz schlechten Gewissens raubte er weiter

Nachher fragte er sich: „Was hast du angestellt!? Bist Du kriminell? Ich kannte das ja gar nicht“, sagte er vor der 9. Strafkammer.

Doch der Fluch des schnellen und leichten Gelderfolgs hatte ihn da schon längst gepackt. Er machte weiter.

An 17. September raubte er in einer Tankstelle in Herne-Eickel auf die gleiche Weise 63 Euro aus der Kasse. Diesmal sagte er zur Kassiererin: „Mach die Kasse auf, du blöde Kuh!“ Am 27. September überfiel er eine Apotheke in Eppendorf, wieder mit einem Messer. Beute diesmal: 400 Euro.

Sechs Wochen lang lebte er im Auto oder auf der Straße

In allen Fällen war er nicht maskiert. Zwischen den Taten vagabundierte er Tag und Nacht in seinem Auto oder in Parks oder schlief im Kolpinghaus, um mal duschen zu können. Seine Wohnung hatte er längst verlassen. Sie war vermüllt und messihaft. „Eine Wohlfühlatmosphäre konnte dort nicht aufkommen“, sagte Richter Volker Talarowski.

Am 14. Oktober wurde er in Essen-Steele in seinem Auto von der Polizei entdeckt. „Ich schätze mal, so zehn Pistolen waren auf mich gerichtet.“

Der Prozess wird fortgesetzt.