Bochum-Höntrop. Der Wattenscheider Artur Nickel ruft zum 16. Mal den „Schreibwettbewerb der Essener Anthologien“ aus. Jungen Autoren wird eine Stimme gegeben.

Jugendliche sollen zu Wort kommen. Ihre Gedanken verschriftlichen, eigene Stile finden und entwickeln. Zum 16. Mal soll dafür der jährliche „Schreibwettbewerb der Essener Anthologien für Jugendliche im Ruhrgebiet“ sorgen. Herausgeber ist der Höntroper Lehrer und Schriftsteller Artur Nickel (65).

„Über das Schreiben kann man sich besser kennenlernen. Mich hat es freier gemacht. Ich kann dadurch zeigen, was ich denke und fühle“, sagt Louisa Otto (20), die selbst schon für das Projekt geschrieben hat. Genau wie Jessyka Staldeker (18): „Ich wollte etwas Neues ausprobieren und kreativ sein. Ich kann dadurch besser in meine Welt verschwinden und Probleme angehen. Das Schreiben macht mich sicherer.“

300 Einsendungen jedes Jahr

Rund 300 Einsendungen von Jugendlichen erhalten Nickel und seine Partner jedes Jahr. Die Herangehensweise ist den Teilnehmern völlig freigestellt. Mit „Auf-Bruch in meine Zukunft“ wird lediglich ein loser thematischer Faden vorgegeben. Das Wortspiel sei auf zwei Ebenen zu sehen, sagt der Wattenscheider Nickel. Mit „Auf-Bruch“ sei zum einen der ganz normale Aufbruch im Wortsinn gemeint: „Aber auch, dass man mit Dingen brechen muss. Wir möchten keine Vorgaben machen. Die Jugendlichen sollen entscheiden, wie sie damit umgehen.“

Vorstellung beim Literatürk-Festival

Nach der Jury-Entscheidung werden die Autoren der ausgewählten Beiträge informiert. Eine Bestätigung der Eltern wird von allen eingeholt, die noch nicht volljährig sind.

Bis zum 1. August können Jugendliche (10 bis 20 Jahre) Beiträge aller literarischen Formen – Gedichte, Kurzgeschichten, Slam-Texte – beim Kulturzentrum Grend (Westfalenstraße 311, 45276 Essen) und per E-Mail an arturnickel@web.de einreichen. Weitere Infos unter www.arturnickel.de.

Der Schreibwettbewerb ist ein Projekt des Kulturzentrums Grend e.V. mitsamt „Literatürk-Festival“ und dem Geest-Verlag sowie zahlreicher weiterer Kooperationspartner. Die neue Anthologie soll wie gewohnt zum Ende des Jahres beim Literatürk-Festival vorgestellt werden.

Aufzeigen was wichtig ist

Zu häufig kämen die Heranwachsenden „zu kurz“, urteilten Artur Nickel und der Geest-Verlag zu Projektbeginn. Der literarische Versuchsballon trug vor 15 Jahren den Titel „Fremd und doch daheim“ und eine Überraschung in sich. „Nicht die Zugewanderten fühlten sich fremd im Revier, sondern die Jugendlichen, die hier lebten. Das bot Stoff zum Nachdenken.“

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Auch die Beteiligung überraschte den Herausgeber: „Die Jugendlichen haben zugegriffen und geschrieben. Das ist bis heute so.“ Über die Laufzeit des Projekts entscheidet der Ruhrgebiets-Nachwuchs, bekräftigt Nickel: „Sobald kein Interesse mehr vorhanden ist, ist es beendet. Eine bestimmte Dauer gibt es nicht.“

Muttersprache nutzen

Im jeweiligen Band erscheinen circa 100 Beiträge. Auch in den Muttersprachen der Teilnehmer verfasste Texte werden gedruckt. Nickel: „Viele Jugendliche nutzen diese Möglichkeit, um zu Wort zu kommen. Aus unserer Sicht ist es wichtig. Wenn sie keine Übersetzung mitliefern können, finden wir jemanden, der die Texte ins Deutsche übersetzt.“ Bewertet werden alle Einsendungen von einer Fachjury. Diese suche allerdings nicht nach „den besten“, sondern vielmehr nach „den interessantesten“ Werken. Das sei laut Nickel nicht unbedingt dasselbe: „Manche Texte sind zwar perfekt und erfüllen alle formalen Voraussetzungen – zum Beispiel für ein Märchen. Leider liefern die Texte dann jedoch nichts Neues, teilen nichts Persönliches mit.“

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Entwicklungen verfolgen

Genau danach streben die Essener Anthologien: „Uns geht es darum, dass die Jugendlichen zu ihrer persönlichen Sprache kommen. So beginnen einige ihren Text zwar als Märchen, enden aber komplett anders.“ Eine „produktive Sache“, wie Nickel es nennt, die das Schreibprojekt voranbringen soll: „Eigene Worte zu finden und diese zur Geltung zu bringen – das formt sich im Laufe der Zeit heraus.“

Mit der Erfahrung aus 15 erschienenen Bänden lassen sich Beobachtungen anstellen: „Einige Jugendliche sind schon seit acht, neun Jahren dabei“, berichtet Nickel. „Es ist spannend, wie sich Stil und Sprache verändern. Zuerst ist es noch recht kindlich, dann bricht vieles in der Pubertät auf, bis schließlich im jungen Erwachsenenalter der eigene Stil ausgeformt, die eigene Sprache gefunden wird.“

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