Bochum. 35 Jahre “Intershop“ im Bermudadreieck Bochum: Der krumme Geburtstag sollte groß gefeiert werden. Aber das Coronavirus hatte 'was dagegen.
Kneipen, die alles andere sind als gewöhnlich, hat das Bermudadreieck Bochum in seiner langen Geschichte viele gesehen, das macht ja gerade seinen Reiz aus. Und doch ist eine besonders auffällig: der „Intershop“. Dieser Tage besteht das Lokal 35 Jahre. Genauso lange ist es Kult!
In mancher Hinsicht einzigartig
Der „Shop“, wie Szenegänger das Nachtlokal vertraut nennen, ist in mancherlei Hinsicht einzigartig. Nicht direkt an der Ausgehmeile Kortumstraße, sondern in deren Rücken gelegen, behauptet das Etablissement an der Kerkwege/Viktoriastraße selbstbewusst sein Standing: leicht angeranzt, immer voll, bis frühmorgens geöffnet, und das an 365 Tagen im Jahr. Die Eckkneipe (zuvor residierte hier das "Gatz") mit ihrer leicht düsteren Patina aus 80er Neon-Charme und Chromversatz war und ist ein Bochumer Zentrum der Nacht.
Auch Promis an der Theke
Viele, die sich beim Losziehen frühabends vorgenommen hatten, „eigentlich“ nicht hin zu gehen, landeten spätnachts doch immer wieder im „Shop“. Weil er mit am längsten offen hatte (mindestens bis 5 Uhr). Weil man immer jemanden traf, den man kannte. Weil man einfach noch nicht nach Hause wollte. In den 80ern und 90ern konnte man neben den üblichen Bochumer Thekenturnern den Schauspieler Ingo Naujoks hier ebenso treffen wie den quecksilbrigen Theaterregisseur Jürgen Kruse, der im voll verqualmten „Shop“ auch nach Mitternacht die Sonnenbrille nicht abnahm.
Wirt "Lobo" als Seele des Betriebs
Begründer und langjähriger Wirt des Intershops – der Name ist der ehemaligen DDR-Einzelhandelskette entlehnt – war Friedhelm „Lobo“ Kerski, der seine Kneipier-Karriere einst im legendären „Spektrum“ am Nordring begann. Seit 2017 führt Christoph Mattar im "Shop" das Kommando. Und, klar, wäre die „35“ mit Sounds von Hüsker Dü, Joy Division und dem Club of Gore am Ostermontag groß gefeiert worden. Aber das Coronavirus hatte was dagegen.
Geburtstagsparty wird nachgeholt
Klar dürfte aber auch sein, dass die Intershop-Stammkundschaft jüngeren und älteren Datums den krummen Geburtstag auf jeden Fall nachfeiern wird. In einer langen Thekennacht, bei Bier und Tequila. Zwar nicht mehr, wie früher, im Angesicht überquellender Aschenbecher. Aber wie vor Jahr und Tag unter dem Poster mit James Cagneys stechendem Blick.
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