Bochum. Nadine und Nicky Ulrich sind seit zwölf Jahren ein Paar. Sie gehen offen mit ihrer Sexualität um. Doch sie sagen: “Es muss noch viel passieren.“
Nicky (43) und Nadine Ulrich (37) sind seit zwölf Jahren ein Paar, seit zwei Jahren macht ihre Tochter Nika das Glück der beiden perfekt. Die Regenbogenfamilie lebt in Bochum-Wiemelhausen. Die beiden Frauen bezeichnen ihr gemeinsames Leben als Erfolgsgeschichte. Sie hatten eigentlich nie Probleme und haben fast nie Diskriminierung zu spüren bekommen, weil sie eine gleichgeschlechtliche Beziehung führen. Trotzdem finden beide, dass in Bochum und überall noch einiges getan werden muss.
Und zwar so lange, bis jeder sieht, dass die Ulrichs eine ganz normale Familie sind. Bis es wirklich egal ist, ob ein Kind zwei Mütter, zwei Väter oder eine Mutter und einen Vater hat. Doch soweit seien wir noch lange nicht. "Da ist zum Beispiel die Tatsache, dass wir beiden heiraten mussten, damit ich unser Kind adoptieren konnte", erklärt Nicky Ulrich.
Bochum: Nadine und Nicky sind seit zwölf Jahren ein Paar – noch vor dem ersten Treffen funkte es
Vor zwei Jahren hat ihre Ehefrau Nadine Töchterchen Nika auf die Welt gebracht. Während unverheiratete Väter, die in einer heterosexuellen Beziehung leben, auch als Vater eingetragen werden können, müssen gleichgeschlechtliche Paare größere Hürden überwinden: Die Ehe oder die eingetragene Lebenspartnerschaft ist notwendig. Nicky Ulrich: "Eigentlich wollten wir gar nicht unbedingt heiraten." Für ihr Kind haben die beiden Frauen es doch getan und sehen noch einen weiteren Vorteil. "So haben wir auch denselben Nachnamen. Das ist ja auch schön", meint Nadine Ulrich.
Vor zwölf Jahren haben sich die beiden Sozialpädagoginnen kennengelernt. Durch eine gemeinsame Freundin entstand der Kontakt, noch vor dem ersten richtigen Treffen hat es irgendwie gefunkt. "Ich fand sie schon aus den Erzählungen super", sagt Nadine Ulrich über ihre Partnerin.
Vor 20 Jahren war die Situation für Homosexuelle noch eine andere
Beide finden, dass sich in den vergangenen Jahren viel getan hat. Denken sie an ihr Outing zurück, war die Situation damals noch eine andere. "Ich war knapp 20 Jahre und kam aus einem recht homophoben Elternhaus", sagt Nicky Ulrich. Irgendwann habe sie sich bei ihrer besten Freundin geöffnet, die sehr positiv reagierte. Auch ihre Mutter habe recht gelassen reagiert. "Bei meinem Outing habe ich nicht mehr zuhause gewohnt. Sonst wäre die Angst wohl größer gewesen", meint die heute 43-Jährige.
Als Nadine Ulrich ihrer Familie erzählt, dass sie auf Frauen steht, hätte diese das zuerst als Phase abgetan, während es für ihre Freunde von vorneherein okay war. "Irgendwann habe ich meiner Familie dann Nicky vorgestellt und es war in Ordnung", meint Nadine Ulrich.
Toleranz in Bochum wächst
In Bochum wurde in der Vergangenheit viel aufgeklärt. "Das bekommen die Menschen auch mit", sagt Nicky Ulrich. "Mittlerweile sieht man in der Stadt auch mal zwei Männer, die Hand in Hand laufen." Von Diskriminierung betroffen waren zum Glück beide noch nicht wirklich. "Wir sind immer sehr offen mit unserer Sexualität umgegangen und hatten nie Probleme, egal wo wir uns beworben haben", meint Nicky Ulrich.
Doch sie weiß, dass es vielen gleichgeschlechtlichen Paaren noch immer anders geht, sowohl Männern als auch Frauen. Nicky Ulrich: "Die haben zum Beispiel eine Wohnung nicht bekommen und vermuten, dass ihre Sexualität der Grund dafür ist." Immer wieder hört Nicky Ulrich, die bei der Rosa Strippe, der psychosozialen Beratungsstelle für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in Bochum, arbeitet, von Problemen.
"Wir stehen immer noch am Anfang"
Die beiden Frauen sagen: "Wir stehen immer noch am Anfang. Schön wäre es, wenn es irgendwann einfach um uns und unsere Liebe geht und nicht darum, ob wir Mann oder Frau sind." Für die Zukunft wünschen sie sich, dass es mehr Aufklärung über Diversität gibt, dass Kinder in der Erziehung nicht nur das typische Bild von Vater, Mutter und Kind vermittelt bekommen und dass sich die Menschen generell mehr mit dem Thema auseinander setzen. "Unser größter Wunsch ist es aber, gesund zu bleiben", sagt Nadine Ulrich. Damit Tochter Nika noch ganz, ganz lange etwas von ihren beiden Mamas hat.
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