Bochum. “Ermöglicherhaus“ statt Abriss? Das Bürger-Netzwerk „Stadt für alle“ formuliert Zustimmung zu Plänen der Stadt Bochum, warnt aber auch.

Die Zukunft der Musikschule bewegt die Gemüter in Bochum. Nachdem OB Thomas Eiskirch (SPD) zuletzt die Umnutzung des Gebäudes in ein „Ermöglicherhaus“ angeregt hatte, meldet sich die Initiative „Stadt für alle“ zu Wort. Sie formuliert Zustimmung, warnt aber auch.

Bildungszentrum wird abgerissen

Anfang März ging es auf einer gut besuchten Podiumsdiskussion in der Volkshochschule um die Zukunft des Geländes zwischen Rathaus und Appolonia-Pfaus-Parks. Anlass: Der Rat hat beschlossen, das Innenstadt-Areal nach Abriss des Bildungs- und Verwaltungszentrums an private Investoren zu verkaufen.

Grundstücksvergabe nun in Erbpacht

Die Interessensgemeinschaft „Zukunftsmusik“, an der auch das Bürger-Netzwerk „Stadt für Alle“ beteiligt ist, stellte an dem Abend Ideen auch für die Nachnutzung der von Abriss bedrohten Musikschule vor. Dabei brachte der überraschend anwesende Oberbürgermeister den Umbau der früheren Jacob-Mayer-Schule in ein „Ermöglicherhaus“ in Spiel, also zu einem Brutkasten für bürgerschaftliche, kreative Ideen. Zudem, so Eiskirch, wolle die Stadt ihre Grundstücke nun auch nicht mehr veräußern, sondern in Erbpacht vergeben.

"Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt"

Seit Anfang 2018 setzt sich „Stadt für Alle“ mit Aktionen, Veranstaltungen und einer Unterschriftenkampagne für den Erhalt und die Nachnutzung der Musikschule sowie für den Verbleib der hinter dem Rathaus liegenden Grundstücke im städtischen Besitz ein. „Wir freuen uns sehr, dass sich die Stadt bewegt und zudem signalisiert, zwei unserer zentralen Forderungen erfüllen zu wollen“, so die Initiative. Engagement und Beharrlichkeit hätten sich ausgezahlt. Dennoch blieben offene Fragen zurück.

Gemeinwohl im Blick behalten

So habe Eiskirch als Vorbild für die neu genutzte Musikschule das „Unperfekthaus“ genannt - aus Sicht der Initiative kein gutes Beispiel für Bochum, da diese Essener Einrichtung überwiegend kommerziell genutzt werde. „Der Fokus der IG ,Zukunftsmusik‘ liegt auf einer gemeinwohlorientierten Nachnutzung“, wird betont. Frei finanzierte Eigentums- und hochpreisige Mietwohnungen, „in Kombination mit einem ,hippen‘ Leuchtturmprojekt für Kreative und Start-Ups“, würden diese Idee durchkreuzen.

Thema im Kommunalwahlkampf

Umso wichtiger sei es, dass über dieses zentrale Projekt der Innenstadtentwicklung nicht nur im Rat debattiert wird. Die Stadtgesellschaft müsse mitreden. Dazu wird ein offenes Beteiligungsverfahren gefordert.

Das Netzwerk „Stadt für Alle“ kündigt an, sich mit seinen Forderungen aktiv in die Kommunalwahl 2020 einmischen zu wollen.

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