Das Netzwerk „Stadt für alle“ richtet sich gegen den Verkauf von öffentlichen Grundstücken in Bochum. Die Musikschule soll erhalten bleiben.

Das Netzwerk „Stadt für alle“ hat im Rahmen der Kampagne „Bochum: Deins, meins, unsers? Innenstadt gemeinsam gestalten“ seit Ende August insgesamt 2704 Unterschriften gesammelt. Die zentrale Forderung der Kampagne richtet sich gegen die Privatisierung von städtischen Grundstücken in der Innenstadt und für den Erhalt und die Umnutzung der Musikschule.

Außerdem spricht man sich gegen eine Verkleinerung des Appolonia-Pfaus-Parks aus. Die Unterschriftenlisten sollen im Januar bei einem nicht-öffentlichen Termin der Stadt übergeben werden.

Netzwerk ist zufrieden mit Ergebnis der Kampagne

Mit dem Ergebnis der Unterschriftensammlung zeigt sich das Netzwerk zufrieden, auch wenn man im Vorfeld keine Zielmarke ausgegeben hatte. „Wir sehen unser Ziel erreicht. Wir wollten die Bürger informieren, ein Stimmungsbild einfangen und eine öffentliche Diskussion über die Pläne der Stadt initiieren“, erklärt Sprecher Rainer Midlaszewski.

Gesammelt wurden die Unterschriften über öffentlich ausgelegte Listen, aber auch an Infoständen und bei Straßenfesten. „In den zweieinhalb Monaten haben wir so über 2000 Gespräche geführt“, sagt Midlaszewski. Dabei sei dem Netzwerk besonders aufgefallen, dass ein Großteil der Bürger über die Privatisierungs- und Abrisspläne der Stadt nicht informiert waren. Man habe, so Midlaszewski, „eine bessere Informationspolitik über die Pläne gemacht, als die Stadt selbst“.

Netzwerk spricht sich gegen Abriss des Musikzentrums aus

Das Netzwerk „Stadt für alle“

„Stadt für alle“ ist ein „offener Zusammenschluss von stadtpolitisch interessierten Gruppen, Organisationen und Einzelpersonen“.

Man setzt sich vor allem für bezahlbaren Wohnraum ein. Weitere Forderungen: „Wohnungen statt Sammelunterkünfte für Geflüchtete“ und „Leerstände für soziale Projekt öffnen“.

Teil der Kampagne waren zusätzlich zwei Vorträge, vier Rundgänge und eine Begehung der Musikschule mit dem Bochumer Architekten Vincent Forster. Die Bausubstanz des Gebäudes sei in einem guten Zustand und ein Abriss wäre ökologisch und wirtschaftlich unsinnig, ist sich Forster sicher.

Deshalb spricht sich das Netzwerk gegen einen Abriss aus. „Man kann das Gebäude auch anders nutzen“, sagt Midlaszewski. Dem Netzwerk schwebt eine Mischnutzung vor, bei dem in der Musikschule neben Räumen für kulturelle Angebote auch große und kleine Wohnungen eingeplant sind.

Kritik an der Kampagne „BO wird Bäm“

Auch das neue Beteiligungsverfahren „BO wird Bäm“ – für das die Stadt, so Midlaszewski, ein „Marketingfeuerwerk“ zünde – sieht das Netzwerk kritisch. Der Aufforderung an die Bürger, die Innenstadt neu zu erfinden, stünden die realen Entscheidungswege gegenüber, so „Stadt für alle“.

Über Konzeptvorlagen entscheide allein der Rat der Stadt, die Vorschläge der Bürger hätten hingegen nur eine „beratende“ Funktion. Zudem seien die bisher skizzierten Visionen für die Innenstadt sehr kalt, sagt Midlaszewski. „Menschen werden nur als wirtschaftliche Akteure und Konsumenten gesehen, nicht aber als soziale Wesen.“