Bochum. Über ihre Niederlassung in China erhält eine Firma aus Bochum 6000 Gesichtsmasken. Sie musste aber findig sein, um die Zollhürden zu überwinden.

Fehlende Atemschutzmasken sind eines der vielen Herausforderungen in der Corona-Krise. Als Jörg Vogt erfuhr, dass seine Firma über ihre chinesische Niederlassung 6000 Masken frei Haus geliefert bekommt, war er aus dem Häuschen -- bis der Bochumer mit der Realität deutscher Bürokratie konfrontiert wurde.

Der Gründer und Geschäftsführer von I.S.T., einem Unternehmen für grabenlose Rohr- und Kanalsanierung mit 80 Mitarbeitern und weltweit sieben Standorten, glaubte den Amtsschimmel wiehern zu hören, als er am Freitag die E-Mail eines Mitarbeiters las. "Ich kann das gerade nicht fassen. Jetzt habe ich 6000 Masken organisiert, die bereits beim Zoll liegen und ein Zollbeamter erklärt, sowohl die Herstellerangaben und eine deutschsprachige Bedienungsanleitung für die Gesichtsmaske fehlen. Da fällt mir nichts mehr ein." Und Jörg Vogt auch nicht.

Zoll verlangt deutsche Bedienungsanleitung

"Natürlich weiß ich, dass wir bei Einfuhren korrekte Papiere brauchen. Die liegen auch immer vor, wenn wir Lieferungen aus dem Ausland bekommen", so der 55-Jährige. In diesem Fall aber hätten nach seiner Meinung der Zoll und der eigens eingeschaltete Technische Arbeitsschutz der Bezirksregierung Köln mal fünf gerade sein lassen können.

"Der Leiter unserer Niederlassung in China hat uns die Maske angeboten und kostenlos zur Verfügung gestellt. Wir können sogar noch mehr bekommen,weil sich die Lage in China offenbar entspannt hat. Da haben wir natürlich sofort zugesagt. Hier droht die Schließung von Arztpraxen, weil nicht genügend Masken für die Mitarbeiter da sind, und beim Zoll liegen Tausende Masken, die nicht freigegeben werden. Das kann doch nicht sein." Er habe von einer Praxis gehört, die vom Land 50 Masken gestellt bekomme habe. "Wie lange sollen die denn wohl reichen?", fragt er. Und plädiert für unbürokratische Maßnahmen.

Findiger Mitarbeiter kreiert Herstellerlabel

Darauf hat auch der I.S.T.-Vertriebsmitarbeiter gesetzt, über den der Kontakt nach China läuft. Aus dem Internet habe er eine Bedienungsanleitung für Masken kopiert und außerdem selbst Herstelleraufkleber entworfen. Und das habe den Zoll überzeugt. Sozusagen ganz bürokratisch unbürokratisch. "Die Lieferung mit den 6000 Masken ist jetzt freigegeben. Am Dienstag erwarten wir sie in Bochum", sagt Jörg Vogt.

Was damit passieren soll, weiß der Unternehmer noch gar nicht so genau. 2000 Stück gehen nach Dresden, dort ist der Vertriebsmitarbeiter zu Hause, über den die Lieferung zustande kam. Er will vor Ort helfen. Und die restlichen 4000? Vogt: "Die stehen hier in Bochum zur Verfügung. Mal sehen, was das für Masken sind und für welchen Zweck sie eingesetzt werden können." Am Dienstag weiß er mehr.

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