Bochum. Im Mai sollte das traditionsreiche Theaterfestival stattfinden, doch das Coronavirus war dagegen. Jetzt wird fieberhaft nach Auswegen gesucht.
Die Sorgenfalten sitzen tief bei Annette Dabs und ihrem Team vom Deutschen Forum für Figurentheater und Puppenspielkunst. Vom 19. bis 30. Mai soll die nächste Ausgabe des traditionsreichen Festivals „Fidena“ im Ruhrgebiet über die Bühne gehen. Eingeladen sind Künstler etwa aus China, Japan, USA, Kanada, Russland, halb Europa und erstmals sogar aus Myanmar, die u.a. in Bochum, Herne und Recklinghausen die hohe Kunst des Figurenspiels zeigen sollen. Doch ob all dies inmitten der Corona-Krise stattfinden wird, scheint mehr als fraglich.
„Wir gehen nicht mehr davon aus, dass wir die Fidena diesmal in gewohnter Form zeigen können“, sagt Annette Dabs. Doch was tun? Komplett absagen? Oder verschieben? „Ganz ehrlich, wir wissen es noch nicht“, so Dabs. Hinter den Kulissen laufen die Drähte heiß, um womöglich einen neuen Termin zu finden, was angesichts der Komplexität dieses Festivals keine leichte Sache ist.
„Unsere erste Idee war: Wir schieben die Fidena in den Herbst“, erzählt Dabs. Das Problem: Im Herbst sind vermutlich viele Bühne schwer damit beschäftigt, nach der langen Corona-Zwangspause wieder durchzustarten – falls diese bis dahin überhaupt schon überstanden ist. Die Fidena ist darauf angewiesen, auf fremden Bühnen etwa im Schauspielhaus, dem Prinz-Regent-Theater oder den Flottmannhallen in Herne zu gastieren. „Wenn wir dann im Herbst auch ankommen und wollen mal eben zehn Tage die Bühne haben, dann wäre das den Kollegen gegenüber einfach nicht fair.“
Könnte das Festival im Frühjahr stattfinden?
Momentan von allen Beteiligten favorisiert wird Idee Nummer zwei: eine Verschiebung ins Frühjahr. Der Zeitraum vom 28. April bis 8. Mai 2021 wird vom Fidena-Team derzeit diskutiert. Doch frei von Schwierigkeiten ist auch dies nicht: So findet fast zur gleichen Zeit ein weiteres Figurentheaterfestival statt – und zwar in Erlangen. „Es gibt zwischen uns schon lange die Übereinkunft, uns im zweijährigen Turnus gewissermaßen aus dem Weg zu gehen“, sagt Dabs. „Wenn beide Festivals jetzt fast zeitgleich stattfinden, wäre dies ein Affront gegenüber den Erlangern.“ Auch die neue Kooperation mit den Ruhrfestspielen, die womöglich im Herbst in kleinerer Form stattfindet, wäre damit hinfällig: Drei Produktionen sollten gemeinsam gezeigt werden.
Was wird aus den Fördergeldern?
Ebenfalls unklar sind die Förderzusagen: Ein wichtiger Geldgeber für die Fidena ist das Land NRW, das das Festival mit rund 74.000 Euro unterstützt. Ob diese aber statt in diesem auch im nächsten Jahr ausgegeben werden können, ist nicht sicher: „Fördergelder werden immer zweckgebunden vergeben und können nicht einfach hin und her geschoben werden“, sagt Annette Dabs, die jetzt hofft, dass das Land angesichts der besonderen Situation flexibel reagiert. Eine Sondergenehmigung seitens der Bezirksregierung stehe aber noch aus.
Was wird aus den Mitarbeitern?
Glück im Unglück für die Fidena: Die laufenden Kosten halten sich derzeit im Rahmen. „Das Programm und die Plakate sind fertig, aber sie sind noch nicht in Druck gegangen“, sagt Dabs. Auch die Flüge und die Hotelbuchungen für die Künstler konnten storniert werden. Gleichwohl bleibt die Sorge um die Jobs: Acht Mitarbeiter beschäftigt das Forum für Figurentheater derzeit, die meisten halbtags. „Ich bin gern bereit, meine eigene Arbeitsleistung um die Hälfte zu reduzieren, um damit für zwei bis drei Monate vielleicht Honorarkräfte sinnvoll zu beschäftigen“, sagt Dabs. „Auf diese Weise den freischaffenden Künstlern etwas unter die Arme zu greifen, halte ich für eine gute Idee.“