Bochum. Das städtische Orchester wurde von der Corona-Pandemie schwer ausgebremst. Etwa 25 Konzerte sind abgesagt – viele davon waren längst ausverkauft.
Vom K.O. durch Covid-19 hart getroffen wurden die Bochumer Symphoniker. Bis vorerst zum 19. April sind sämtliche Aufführungen abgesagt, darunter die beliebten Stadtteil-Konzerte und das mit Spannung erwartete Mahler-Projekt. Was danach passiert, ist völlig unklar. Doch ist das Orchester jetzt beurlaubt? Oder spielt es bald im Internet? Und wird das Musikforum nun besonders gründlich desinfiziert? Die WAZ hat nachgehakt.
Hat sich schon ein Musiker mit dem Coronavirus infiziert?
Nein, nach aktuellem Stand erfreuen sich die Symphoniker bester Gesundheit. „Es wird auch weiter im Haus geprobt“, sagt Sprecherin Christiane Peters. „Bei Musikern ist das wie bei Tänzern. Sie müssen dauernd in Übung bleiben, mehrwöchige Pausen gibt es da nicht.“ Meist würden sich die BoSy in kleineren Gruppen zur gemeinsamen Probe treffen. „Wir achten schon darauf, dass nicht alle in einem großen Haufen zusammenkommen, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren. Einige sind auch im Homeoffice.“
Bosy-Karten kostenlos umtauschen
Wer Karten für Konzerte der Bochumer Symphoniker gekauft hat, kann diese kostenlos an der Konzertkasse umtauschen. Abonnenten erhalten automatisch einen Umtauschschein, der bis Ende der Saison 2020/21 einlösbar ist.
Rückfragen unter 0234/910 86 66 und tickets@bochum-tourismus.de. Die BoSy bitten um Verständnis, dass eine Antwort derzeit etwas dauern kann.
Wie tief sitzt die Enttäuschung?
Tief. Als Betriebsdirektor Thomas Kipp die schlechte Nachricht aus dem Krisenstab der Stadt erhielt, dass sämtliche Konzerte bis vorerst 19. April abgesagt werden müssen, traf das die Symphoniker hart. Zuvor hatten sie noch gehofft, mit 963 Sitzplätzen im großen Saal knapp unter die 1000-Besucher-Marke zu rutschen, die Gesundheitsminister Jens Spahn zuvor für die Absage von Veranstaltungen gefordert hatte: vergebens. „Es hatte aber schon in der Luft gelegen“, sagt Christiane Peters. „Gleichwohl war das für uns schon eine heftige, aber nachvollziehbare Entscheidung.“ Etwa 25 Konzerte sind betroffen, viele davon waren längst ausverkauft, dazu kommen die gut besuchten Führungen durchs Haus.
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Werden die Konzerte nachgeholt?
Vielleicht einige wenige. „Generell ist das bei uns schwierig, denn wir planen die komplette Saison immer sehr stringent durch“, sagt die BoSy-Sprecherin. „Da bleibt wenig Spielraum, um ausgefallene Konzerte später reinzuschieben.“ Das Jubiläumskonzert zum 25-jährigen Bestehen des Profanen Chores wird nachgeholt: Es findet jetzt am 2. und 3. November im Musikforum statt. Geplant sei zudem, den Singer-Songwriter-Contest vom 27. März womöglich in die nächste Spielzeit zu verschieben. Besonders traurig sind die Bosy, dass die Stadtteilkonzerte nicht stattfinden können, an denen das Publikum und die Musiker stets besonders großen Spaß haben. Ob vielleicht einige nachgeholt werden können? Unklar. „Wir probieren, ob wir das vereinzelt machen können, aber versprechen können wir noch nichts.“
Was wird aus dem Mahler-Projekt?
Ein besonderer Schwerpunkt im Programm der BoSy in diesem Jahr liegt auf dem Mahler-Projekt, das am 4. April hätte stattfinden sollen. Die Chorakademie Dortmund war engagiert, Steven Sloane wollte dirigieren: alles abgesagt. Bangen Blickes schauen die Symphoniker jetzt in den Mai: Im Zuge des Beethoven-Zyklus „#Freiheit“ soll am 23. Mai die deutsche Erstaufführung der Komposition „Prisoner of the State“ von David Lang im Musikforum gespielt werden. Danach wollen die Symphoniker damit auf Gastspielreise nach Brüssel und Rotterdam gehen. Ob das alles stattfinden wird? „Wir hoffen es sehr.“
Bekommen die Symphoniker weiterhin Gehalt?
Ja. Als städtische Angestellte werden die Musiker auch dann weiter bezahlt, wenn die Aufführungen abgesagt werden. Anders sieht das bei den Solisten und Gast-Dirigenten aus, die meist speziell für ausgewählte Konzerte engagiert werden. Sie gehen jetzt leer aus. „Viele von denen hätten uns momentan aber gar nicht erreichen können, weil sie in ihren Heimatländern festsitzen“, sagt Christiane Peters. Generell bestätigt sie, dass es Einnahmeverluste für das Orchester durch den Corona-Ausfall geben wird: in welcher Höhe, lasse sich allerdings noch nicht beziffern.
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Wird das Musikforum jetzt komplett desinfiziert?
Nein. „Wir werden in diesen Wochen einige Arbeiten im Haus durchführen, die sonst in den Sommerferien stattfinden“, sagt Christiane Peters. Dies betreffe etwa eine Reinigung aller Sitze und der Böden sowie Arbeiten an der Technik. „Das ganze Haus jetzt von oben bis unten einzunebeln, steht aber nicht auf dem Plan.“
Wird man von den Symphonikern in den nächsten Wochen gar nichts mehr hören?
Nun, vielleicht spielen sie doch! Die Kollegen von den Berliner Philharmonikern führen eine Oper von Mozart vor leeren Rängen auf – und übertragen diese dann als Livestream auf ihrer Internetseite. Ähnliche Angebote gibt es von der Bayerischen Staatsoper und der „Met“ in New York. Wäre das auch in Bochum möglich? „Uns fehlen dafür ein wenig die technischen Voraussetzungen, aber theoretisch machbar wäre das“, sagt Peters. Vom Kulturdezernat der Stadt werde dies als „Gedankenspiel“ bereits erwogen.