Bochum-Goldhamme. Mit der Straßenerneuerung endet nach 13 Jahren das Projekt im Bochumer Westend. Es wertete Stahlhausen, Griesenbruch und Goldhamme auf.

Die Quartiere, die pure räumliche Nachbarschaft, waren schon da, sie fanden neu zusammen unter einem Namen: Westend. Dort startete das erste ISEK-Projekt in Bochum, das Integrierte Stadt-Entwicklungs-Konzept, mit dem Stadtumbau für Stahlhausen, Griesenbruch und Goldhamme 2007. Elf Millionen Euro wurden im ersten Aufschlag investiert, 80 Prozent kamen von Land, Bund und EU. In Goldhamme wurden die Maßnahmen fortgesetzt; nun endet das ehrgeizige, aber auch erfolgreiche Projekt. Weitere acht Millionen Euro wurden bis 2019 in den Ortsteil investiert.

Goldhamme war im ersten Aufschlag nicht erfolgreich

Der Ortsteil Goldhamme ging mit neuerlichen Fördermitteln in die Verlängerung, weil dort städtebauliche und soziale Veränderungen zunächst auf keinen fruchtbaren Boden fielen. Doch nun ist auch dort Schluss – wenn auch nicht so ganz. Denn noch stehen Straßenumbauten an. Der letzte betrifft die Vereinsstraße.

Der Ausbau der Goldhammer Straße steht aktuell kurz vor der Fertigstellung. Die Stadtwerke haben ihre Versorgungsleitungen erneuert, anschließend wurde die Straßendecke überholt.

Eine Bewährungsprobe im Zusammenrücken der Menschen

Das Zusammenrücken der Menschen steht allerdings auch hier vor einer Bewährungsprobe durch die Corona-Krise. Das „Netzwerk Westend“, das sich mit dem planmäßigen Ende des ISEK-Programms im Albert-Schmidt-Haus am Springerplatz gründete, nutzt dazu nun seine Stärken in der Kontaktpflege.

Weil gerade die älteren Bewohner in den drei Ortsteilen zu den Risikogruppen für eine Ansteckung mit dem Coronavirus gehören und dazu auch eher nicht auf digitale Medien und Informationsquellen zurückgreifen, entsteht gerade ein Wurfzettel, der in der Nachbarschaft verteilt werden soll.

Bauliche Meilensteine

Der Stadtumbauprozess im Westend begann 2007 und endete zunächst 2013, mit einer Übergangsphase 2014. Die Planungsgruppe Stadtbüro hatte 2007 von der Stadt Bochum den Auftrag erhalten, den Prozess vor Ort anzustoßen und zu begleiten.

Das geschah in enger Zusammenarbeit mit der IFAK, die schon über 30 Jahre im Westend tätig war.

Als einige bauliche „Meilensteine“, die mit viel Beteiligung und Engagement der Anwohner entwickelt und wurden, können der Umbau des Springerplatzes mit dem angrenzenden Spielplatz „Max und Klaras Drachenland“ und dem Generationenpark, der Umbau der evangelischen Friedenskirche an der Halbachstraße zum Stadtteiltreff „Q1“, der Stadtteiltreff in der „Alten Post“, die Erneuerung verschiedener Spielplätze im Westend und die Gestaltung des Wendenparks und Gremmeparks als öffentliche Grünflächen in den drei Quartieren genannt werden.

„Wir bauen ein Hilfenetzwerk auf“, erklärt Dorte Huneke-Nollmann, die Koordinatorin, „und das im offiziellen Auftrag der Ehrenamtsagentur, mit der wir in engem Kontakt stehen und von der wir unterstützt werden“. Ansprechpartner vor Ort sind das Seniorenbüro Mitte und die Integrationsagentur.

Ehrenamtliche helfen in der Corona-Krise

Für die Hilfe bei Einkäufen und Besorgungen sollen möglichst „Tandems“ von Ehrenamtlichen gebildet werden, um die Hilfebedürftigen ansprechen zu können und den Kreis der Beteiligten gleichzeitig möglichst klein zu halten. Auch wird an Möglichkeiten gearbeitet, Vollmachten möglichst unbürokratisch und dabei sicher zu übertragen, etwa in Zusammenarbeit mit der Sparkasse. „Wir haben natürlich alle keine Zeit, das von langer Hand zu organisieren und setzen dabei auf persönlich Bekannte.“ Bei der ersten Kontaktaufnahme sollen daher möglichst feste Zeiten mit den Hilfebedürftigen vereinbart werden, die Helfenden müssen genau und wiederum persönlich informiert werden.

Das Wendenfest - hier eine Szene aus dem vergangenen Jahr -  gehörte zu den erfolgreichen Veranstaltungen im Stadtumbaugebiet Westend.
Das Wendenfest - hier eine Szene aus dem vergangenen Jahr - gehörte zu den erfolgreichen Veranstaltungen im Stadtumbaugebiet Westend. © FUNKE Foto Services | Kerstin Buchwieser

Dass die Nachbarschaft über das Nebeneinander-Wohnen hinaus geht, hat sich im Westend vergleichsweise schnell festmachen lassen, als die Stadtteilfeste auf dem Springerplatz und dem Wendenplatz begannen. „Die Menschen hier haben das Gebiet als Westend zu begreifen gelernt“, ist Huneke-Nolmann sicher, „und als so die Gemeinschaft langsam stärker wurde, sind immer wieder neue Interessierte dazu gestoßen“.

Ihre (halbe) Stelle als Stadtteilkoordinatorin bietet die Chance, nachhaltige Strukturen zu schaffen. „Wir wollen uns schließlich nicht einfach wundern, dass die Mittel für die Ausgestaltung der Aktivitäten ausgenutzt sind, sondern wir müssen schlicht neue Quelle auftun, uns frühzeitig um Drittmittel kümmern“, schildert sie.

Als Beispiel bietet sich die Garten-Miliz im Wohnviertel an der Maarbrücke an, die das unbebauten Hinterland der Siedlung zur Verfügung gestellt bekam. „Der Eigentümer hat das Potenzial dieser Gruppe für das Viertel erkannt und ihren die Möglichkeit geschaffen, sie auszubauen.“