Bochum. „Die Vereinigten Staaten von Amerika gegen Herbert Nolan“ ist in der Zeche Eins zu sehen. Es gibt auch zeitkritische Töne – etwa zu „Fake News“.
Sie heißen Nadja, Fabian, Leon und Linus – und es könnte eine glänzende Zukunft vor ihnen liegen: Die zehn jungen Schauspieler des dritten Jahrgangs der Folkwang-Hochschule werden im nächsten Jahr ihre Schule am Thürmer-Saal im Ehrenfeld in Bochum verlassen, um hinaus in die weite Theater- und Medienwelt zu ziehen. Sieht man sie bald an renommierten Theatern? In preisgekrönten Filmen? Gut möglich. Die Folkwang-Uni hat einen ausgezeichneten Ruf.
Dabei ist es eine schöne Tradition, dass die Schauspielschüler vor ihrem „Artist Diploma“ gemeinsam mit dem Schauspielhaus eine eigene Inszenierung zeigen: Früher fanden diese Aufführungen in den Kammerspielen statt, später wurden die Produktionen etwas unrühmlich in den Theaterkeller (heute „Oval Office“) verlegt. Seit der Intendanz von Johan Simons steht den Studenten die Zeche Eins als Spielort zur Verfügung. Dort zeigen sie ab Donnerstag, 12. März, ein Drama unter dem Titel „Die Vereinigten Staaten von Amerika gegen Herbert Nolan“. Regie führt der Theater- und Filmprofi Thomas Dannemann.
Das Stück wird in der Zeche Eins uraufgeführt
Bemerkenswert: Das Stück des italienischen Autors Stefano Massini, dessen Drama über die „Lehman Brothers“ für einige Furore sorgte, ist eine Uraufführung. „Eigentlich sollte diese erst in Italien stattfinden, doch dann fiel sie uns zu“, sagt Dramaturgin Dorothea Neweling.
Erzählt wird von einem Gerichtsprozess im amerikanischen Leister County, der sich im Jahr 1956 tatsächlich zugetragen haben soll: „So zumindest behauptet es der Autor, aber überprüfen lässt sich das nicht“, fügt Neweling an. Nach dem Mord an einem jungen Mann wird Herbert Nolan, der örtliche Zeitungsmagnat, angeklagt. Ihm wird vorgeworfen, in der Berichterstattung über den Mord eigene Interessen verfolgt zu haben, denn Nolan gehören Anteile an einer Fabrik, die Schusswaffen herstellt. Hat die Fabrik einen Nutzen aus den Berichten gezogen?
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Überraschend aktuelle Bezüge zu unserer Medienwelt
Neben dieser durchaus lehrreichen Geschichtsstunde besitze Massinis Stück überraschend aktuelle Bezüge: „Wie Medien funktionieren und wie Wahrheiten weitergegeben werden: Das sind schon spannende, zeitkritische Themen“, sagt Schauspielschüler Fabian Hagen. So thematisiere das Stück auch die Angst vor Fremden, das Aufkommen von Hass und das Verbreiten von „Fake News“.
Zur Person: Thomas Dannemann
Thomas Dannemann (52) gehört seit Jahren zur führenden Riege deutscher Schauspieler und Regisseure. Für seine Darstellung in „Sommergäste“ in Düsseldorf (Regie: Jürgen Gosch) wurde er 2004 von „Theater heute“ zum „Schauspieler des Jahres“ gewählt. Aktuell steht er in „Iwanow“ im Schauspielhaus auf der Bühne.
Daneben führt Dannemann regelmäßig Regie: etwa in Frankfurt, Dresden und München. Im Fernsehen sah man ihn zuletzt in der brillanten Serie „Bad Banks“.
Regisseur Thomas Dannemann hat das Drama um eine Ebene erweitert: Statt nur die Szenen im Gerichtssaal zu zeigen, werden auch die Schilderungen des Tathergangs auf der Bühne gespielt. „Wir verlassen das Gericht immer wieder und öffnen auch die Wildwest-Landschaften, um zu zeigen, was in den Köpfen der Figuren passiert“, sagt Dannemann. „Ich war erst etwas skeptisch, ob das funktioniert, aber das funktioniert ausgezeichnet.“
Die Zuschauer sollten sich allerdings auf einen längeren Abend einstellen: Rund drei Stunden (inklusive Pause) wird die Aufführung dauern. Für eine Produktion der Schauspielschule ist das ungewöhnlich lang. Doch: „Die erste Arbeit unserer Studenten soll auch eine große sein“, meint Dannemann.
Die Premiere am Donnerstag, 12. März, 19.30 Uhr, in der Zeche Eins (Prinz-Regent-Straße 50-60) ist ausverkauft. Wieder am 14., 15., 19., 20., 22. und 25. März. Karten: 0234 / 33 33 55 55.