Bochum. . Der Abschlussjahrgang des Folkwang-Theaterzentrums verabschiedet sich mit sehenswerten Aufführungen. Der Schauspieler-Job hat sich verändert.

Sie heißen Mascha und Nico und sie lieben sich. 50 Jahre gehen beide zusammen durch dick und dünn. Oder stimmt das gar nicht? Ist ihre Liebe geflunkert? Und sind die vielen Stories, die sie den Zuschauern auftischen, ausgedacht?

Eine der ungewöhnlichsten Liebesgeschichten, die seit einer Weile im Theater erzählt wurden, heißt „Wasserstoffbrennen“ und stammt von dem Münchner Autor Leon Engler. Im Folkwang-Theaterzentrum (Thürmer-Saal) in Bochum gibt es jetzt die Gelegenheit zu einer aufregenden Begegnung mit Mascha und Nico, phänomenal dargeboten von Elisa Reining und Lucas Janson.

Komplizierte Figuren

In knapp 50 Minuten zeigen die beiden Schauspielstudenten die Gefühlskiste ihrer hoch komplizierten Figuren auf dem Niveau gestandener Theaterprofis. Das Publikum in der voll besetzten „Black box“, dem kleinen Saal des Hauses, ist komplett aus dem Häuschen.

„Wasserstoffbrennen“ ist eine von sechs Abschlussarbeiten, mit denen sich der vierte Jahrgang des Studiengangs Schauspiel der Folkwang-Uni nach vier Jahren verabschiedet.

Aufreibende, lehrreiche Zeit

Hinter den zehn jungen Schauspielern liegt eine aufreibende, lehrreiche Zeit. Vor ihnen liegt eine Zukunft, die sie durchaus an die großen Bühnen führen könnte. Denn die ehemalige Westfälische Schauspielschule genießt als staatliche Schule gegenüber den vielen privaten unter den Intendanten renommierter Häuser noch immer einen ausgezeichneten Ruf.

Prof. Esther Hausmann leitet als Studiengangsbeauftragte das Folkwang-Theaterzentrum.
Prof. Esther Hausmann leitet als Studiengangsbeauftragte das Folkwang-Theaterzentrum.

Neue Zeiten für junge Schauspieler

Seit der Angliederung an die Essener Folkwang-Uni hat sich in der Eleven-Schmiede viel getan. Der Umzug aus den Baracken am Lohring in die weitaus großzügigeren Räume im Ehrenfeld vor vier Jahren hat den Theaterleuten spürbar gut getan. „Das war früher einfach viel zu eng“, sagt Prof. Esther Hausmann, die dem Haus seit 2013 als Studiengangsbeauftragte vorsteht. Jetzt gibt es Platz genug zum Probieren und Experimentieren.

„Die Ausbildung zum Schauspieler ist vielfältig und stellt an die jungen Leute heute ganz andere Anforderungen als noch vor einigen Jahren“, sagt sie. In einer sich dauernd ändernden Medienwelt ist es also durchaus wichtig, Einblicke in die Arbeit mit Videos und im Tonstudio zu bekommen. Auch Tanz und bildende Kunst spielen eine immer größere Rolle. „Nur allein auf der Bühne eine gute Figur zu machen, genügt längst nicht mehr.“

Absolventen gehen andere Wege

So gibt es durchaus auch Absolventen, die danach völlig andere Wege einschlagen. Nils Kretschmer und David Vormweg etwa, die im letzten Jahr ihren Abschluss machten, sind als Comedy-Duo gefragt. „Statt in ein Festengagement zu wechseln, zieht es viele auch in die freie Szene“, so Hausmann.

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Mit über 600 Bewerbungen pro Jahr ist die Schauspielschule weiter stark gefragt. Es gibt eine feste Kooperation mit dem Schauspielhaus, die in der neuen Spielzeit unter Leitung von Johan Simons fortgesetzt werden soll, und mit dem Theater Dortmund.

Die Werkschauen und Intendantenvorsprechen, von denen die meisten öffentlich sind, finden ihr Publikum. Viele neugierige Zuschauer lassen sich von den kleinen Aufführungen der großen Talente gern verzaubern. „Das ist auch eines unserer großen Ziele“, sagt Hausmann. „Wir wollen uns weiter der Stadt hin öffnen.“

>>> INFO: Alle Stücke hintereinander zu sehen

Der Abschlussjahrgang des Studiengangs Schauspiel zeigt seine Eigenarbeiten heute (10.) zum letzten Mal im Folkwang-Theaterzentrum (Friederikastraße 4). Dann sind alle sechs Stücke hintereinander zu sehen.

  • Beginn: 15 Uhr. Dauer: 5-6 Stunden mit Pause nach jeder Aufführung. Restkarten (5, erm. 3 Euro) nur nach vorheriger Reservierung: 0234 / 915 967-10.