Bochum. Das Gelände, auf dem die „Flohmarkthallen“ stehen, soll bebaut werden. Dem Bochumer Traditions-Trödel droht das Aus. Wenn auch nicht sofort.

Der Betrieb heißt „2nd Hand Handelsplatz“, aber in Bochum und Umgebung ist er eher weiterhin unter dem alten Namen „Flohmarkthallen“ bekannt. Seit 32 Jahren ist die Örtlichkeit an der Hermannshöhe ein beliebter Treffpunkt für Liebhaber schöner und nützlicher Dinge von gestern. Nun steht die Bochumer Institution vor Veränderungen.

Die ersten Gebäude wurden bereits abgerissen

Wie berichtet, ist das Areal rund um die „Flohmarkthallen“ zum Baugebiet erklärt worden, die Firma Rutjes möchte als Immobilienbesitzer und Investor hier, jenseits der Bahngleise des Hauptbahnhofes, eine „Klimaschutzsiedlung“ errichten. Das hat direkte Auswirkungen auf den „2nd Hand Handelsplatz“. „Die ersten Gebäude sind bereits abgerissen und weitere werden in nächster Zeit folgen. Aber wir bleiben!“, sagt Geschäftsinhaber Jochen Benneker, der die „Flohmarkthallen“ 1988 eröffnet hatte.

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Es ist ein Verbleib auf Abruf, muss man dazu sagen. Die große Lagerfläche, die als Möbeldepot diente, ist schon weg. „In der großen Halle vorn bleibt aber alles beim alten, und Möbel werden wir weiterhin im kleineren Stil anbieten“, sagt Benneker. Auf drei bis fünf Jahren rechnet der Bochumer die Restzeit seines Geschäftes hoch: „Das Gelände wird ja erst nach und nach bebaut.“

Ob es zum Neuanfang kommt, ist ungewiss

Ob es danach weitergeht, steht dahin. „Wenn ich nochmal neu anfange, dann nur irgendwo im Ehrenfeld“, sagt der 60-Jährige. Einen Neustart fernab des angestammten Platzes in Langendreer oder Hamme schließt er aus.

Jochen Benneker, Inhaber, vor dem geschrumpften Möbeldepot auf der alten Gewerbefläche an der Hermannshöhe.
Jochen Benneker, Inhaber, vor dem geschrumpften Möbeldepot auf der alten Gewerbefläche an der Hermannshöhe. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Die „Flohmarkthallen“ sind längst eine Bochumer Institution, in ihren Gründerjahren war es ein Pionierunternehmen. Vor 32 Jahren gab es noch keine Sozialkaufhäuser, keine Ein-Euro-Shops. Benneker traf einen Nerv, weil er authentische Waren, Wohnutensilien, Bilder, Schallplatten, Gläser und praktische Alltagsdinge – etwa Bowle-Piekser – aus Originalbeständen anbieten konnte.

Zu günstigen und sehr günstigen Preisen. Das ist auch heute noch so, egal, ob es sich um Essgeschirr oder einen schicken Retro-Aschenbecher handelt: teuer geht anders.

Wert gelegt wird auf Nachhaltigkeit und das Besondere

Allerdings kaufen hier nicht nur Bedürftige ein, sondern alle Einkommensklassen: „Menschen, die Wert auf Nachhaltigkeit und auf das Besondere legen“, wie Benneker sagt. Denn angeboten wird ausschließlich Original-Ware; die Fundstücke stammen aus Haushaltsauflösungen. „Als ich anfing, gab es noch viele Wohnungen aus den 20er und 30er Jahren“, erinnert sich Jochen Benneker, „die Sachen, die wir dort vorfanden, waren ganz andere als heutzutage.“ Massivholzschränke zum Beispiel kommen kaum noch vor.

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