Bochum. Ein rollender „Vinyl-Bus“ brachte in Bochum Schallplatten-Klassiker direkt vor die Haustür. Warum die LP eine Renaissance erlebt.
Wenn man in Bochum in einen Schulbus einsteigt, erwartet man zunächst, von Lärm und Kindern begrüßt zu werden. Nicht jedoch im „Vinyl-Bus“ von Michael Lohrmann.
Hier schallt vielmehr der Sound von Gestern durch den Bus, und anstelle von Sitzbänken reihen sich Regale mit LPs aus alten Rockzeiten. Zwischendurch herrscht aber auch mal Stille, sodass die Kunden in Ruhe das Sortiment durchstöbern können. Das umfasst alles außer Schlager und Klassik. „Am meisten habe ich aber Rock“, überlegt Lohrmann.
Der Bus machte auch in Bochum Halt
Der Schallplatten-Fan hat sein Hobby zum Beruf gemacht und einen der bekannten gelben Schulbusse in einen rollenden LP-Laden verwandelt. Mit diesem tourt er durch Deutschland und kommt dahin, wo es keine oder kaum noch Schallplattenläden mehr gibt.
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Am Dienstag (3.3.) machte er in Harpen Halt. Die Kunden begutachten die Auslagen, während es im Hintergrund leise knistert, und der Song „A Tear And A Smile“ der heute vergessenen Folkband „Tír na nÓg“ ertönt – selbstverständlich abgespielt vom analogen Plattenspieler. Der ist immer mit an Bord, damit die Musikliebhaber vor dem Kauf in die LPs ‘reinhören können.
Die Schallplatte erlebt eine Renaissance. In Zeiten von endlosen Streaming-Möglichkeiten scheinen Hörer sich wieder auf die Ursprünge des Musik-Hörens zu besinnen. Lohrmann kann das gut nachvollziehen. Das Abspielen sei ein „bewusstes Hören“.
Man müsse die Platte schließlich heraussuchen, sie auflegen, und könne sie dann erst genießen. Das führe dazu, „dass man sich mit dem, was man macht, auseinandersetzt, was aktuell niemand mehr macht.“ Der Hülle der Scheibe mit Cover und Liedtexten mache das Hören zu einer „greifbaren Erfahrung.“
Manchmal wird’s eng im Bus
Seit November vergangenen Jahres ist der mobile Music Shop unterwegs. Einen US-Kult-Schulbus empfand Lohrmann als besonders geeignet, da dieser gut zum Retro-Trend passe. „Ich hab gedacht, einen ausrangierten Stadtbus zu nehmen, das fühlt sich einfach falsch an“, witzelt er. Vier Monate hatte der Umbau gedauert. Dabei sei nicht immer alles nach Plan verlaufen, dennoch sei er nun zufrieden mit dem Ergebnis. Ebenso seine Kunden.
Die nächsten stehen bereits vor dem Bus und warten darauf, dass sich die Tür öffnet, und sie ‘rein dürfen. „Ihr müsst jetzt leider ein bisschen warten, jetzt ist’s gerade voll!“, ruft Lohrmann ihnen vom Fahrersitz aus zu. Tatsächlich wird es langsam etwas eng zwischen den Schallplatten. Der Vinyl-Bus ist eben kein normales Geschäft.
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