Bochum. Arthur Schnitzlers Skandalstück „Reigen“ hat in 100 Jahren nichts an Kraft verloren. Jetzt kommt es im Prinz-Regent-Theater neu auf die Bühne.
Arthur Schnitzlers „Reigen“, eines der bekanntesten Theaterstücke des Wiener Dramatikers (1862-1931), kommt im Prinz-Regent-Theater in Bochum auf die Bühne. Die Aufführung entsteht in Kooperation mit dem Studiengang Regie der Folkwang Universität, Absolventin Constanze Hörlin realisiert den Klassiker mit einem zweiköpfigen Ensemble.
Vor 100 Jahren gab es ein Aufführungsverbot
Schnitzlers einstiges Skandalstück „Reigen“ wird 2020 hundert Jahre alt. Seinerzeit hatte man – aufgrund der expliziten Beschreibungen des Geschlechtsaktes – ein Aufführungsverbot verfügt und die Schauspieler vor Gericht gezerrt. In zehn Szenen treffen, wie bei einem tänzerischen Reigen, eine Frau und ein Mann aufeinander, die sich einander hingeben. Analog zum namensgebenden Tanz bleibt eine Figur aus der vorherigen Szene übrig und trifft auf eine neue Figur. In Szene Eins etwa begegnen sich Dirne und Soldat, in Szene Zwei trifft derselbe Soldat auf ein Stubenmädchen. Diese trifft in Szene Drei auf einen Jungen Herrn usw.
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Sexualität auf der Bühne bebildern
Constanze Hörlin sieht in dem expliziten Inhalt des Stoffes eine dankbare Möglichkeit, spannende Theaterbilder zu finden. Die junge Regisseurin, die kürzlich ihr Regie-Studium erfolgreich absolviert hat, sieht die Herausforderung darin, Sexualität auf der Bühne zu bebildern. „Gerade die Sprache des Theaters ist geeignet, unerwartete Metaphern für den Beischlaf zu finden, die auf etwas anderes hinauswollen, als dass zwei nackte Schauspieler Sex andeuten“, sagt Hörlin. So werden gieriges Essen, heftiger Tanz oder das gemeinsame Rauchen einer Zigarre zu theatralen Bildern für den Beischlaf.
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Das große Typenkabinett in Schnitzlers Drama wurde radikal eingedampft: Alle Figuren werden von nur zwei Beteiligen gespielt. Helge Salnikau ist einer der meistbeschäftigten Schauspieler/Regisseure in Bochum und seit mehr als zehn Jahren „Dauergast“ am PRT. Maike Elena Schmidt wiederum gibt in „Reigen“ ihr Debüt am Prinz-Regent. Eine weitere Besonderheit ist, dass beide auch gegengeschlechtliche Rollen einnehmen – so spielt Salnikau etwa das „süße Mädel“ und ihm gegenüber Schmidt den „Gatten“.
Bühnenbild dreh sich wie eine Spieluhr
Das Kostümbild (Sofia Dorazio Brockhausen) arbeitet mit Versatzstücken, die die Figuren zeichnen und ihren Wechsel – auch von einem Schauspieler zum anderen – verdeutlichen. Die Bühne (Fivos Theodosakis) besteht vor allem aus einem begeh- und drehbaren Element, das an eine überdimensionierte Spieluhr oder ein Karussell erinnert.
Termine und Karten
Premiere am Samstag, 7. März, 19.30 Uhr (Restkarten) im Prinz-Regent-Theater, Prinz-Regent-Straße 50-60. Weitere Termine: 8.3., 11.4., 12.4. Tickets (16/erm. 8 Euro) unter 0234 / 77 11 17
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