Bochum. Im Zeitmaul-Theater Bochum feierte das Drama „Maikäfer“ von Hannah Zufall Uraufführung. Zwei starke Schauspielerinnen tragen den Abend,
Vor ausverkauftem Haus ging im Zeitmaul-Theater in Bochum die Uraufführung des Schauspiels „Maikäfer“ über die Bühne.
Bei dem Stück von Hannah Zufall (im Publikum anwesend) handelte es sich um den 3. Preisträgerbeitrag des Dramatiker-Wettbewerbs „spiel.frei.gabe“, den die drei Bochumer freien Bühnen – Prinz-Regent, Zeitmaul (ZM) und Rottstraße 5 – im letzten Jahr ausgelobt hatten.
„Maikäfer“ ist ein Zweipersonen-Drama um einen Generationenkonflikt, dessen Ursachen bis auf den Zweiten Weltkrieg und die Vertreibung aus Ostpreußen zurückreichen. In dem geschickt gebauten Dialogstück mit gutem Spannungsbogen entwickelt sich im Zeitmaul-Theater eine Familientragödie, deren Protagonisten die Großmutter (Gabriele Brüning) und ihre Enkelin (Johanna Martin) sind.
Ergebnis des Dramatiker-Wettbewerbs in Bochum
An einem Abend am Meer, der eigentlich dem Gedenken an den verunglückten Freund der Enkeltochter gewidmet war, bricht plötzlich eine komplexe, tragische Familiengeschichte auf. Die Spätfolgen des Krieges mit seiner psychologischen Bürde aus Schuld, Angst, Verachtung und Scham sind über drei Generationen hinweg unterschwellig wirksam.
Die Eltern der Tochter – die Kriegskindergeneration – haben die unverdaute seelische Last mit ins frühe Grab genommen. Nun muss sich die Familienverstrickung über die Großmutter und die Enkelin auflösen. Ob das wirklich gelingt, oder ob die Aussprache nur der erste Versuch einer Annäherung ist, lässt die Autorin offen.
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Regisseur Helge Salnikau hält sich in seiner Inszenierung zurück, was Effekte oder Pointierungen angeht und setzt zu Recht voll auf die Kraft der beiden Schauspielerinnen, die aus der Uraufführung im kleinen ZM-Theater einen großen Abend machen. Gespielt wird auf einem Laufsteg, das Publikum sitzt an den Seiten und bekommt so ein im Wortsinn hautnahes Erlebnis geboten.
Publikum erlebt die Vorstellung hautnah
Brüning und Martin sind überaus präsent und tragen den eigentlich unaussprechlichen Konflikt direkt vor den Zuschauern aus. Das ist großartig, und stellenweise auch so beklemmend gespielt, dass es einen schaudert.
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Wie sich Johanna Martin mit scheuer Zuneigung, die doch durch Furcht erkauft ist, der dominanten Großmutter zu nähern versucht, wie die Alte schließlich unter ihren eigenen unbewältigten Gefühlen und traumatischen Flucht-Erlebnissen zusammenbricht – das rührt an und ist in seiner Unmittelbarkeit fast schon dämonisch. Zumal das unschuldige Kinderlied „Maikäfer flieg, der Vater ist im Krieg“, auf das der Titel des Stücks anspielt, zum Auslöser der seelischen Katharsis wird.
Ein starker Abend. Das Publikum dankte mit großem Applaus.
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Nächste Vorstellung am 7. März. Info: www.zeitmaul.de