Bochum. Das Chor-Musical über den Bürgerrechtler Martin Luther King begeistert im Ruhrcongress Bochum. Überwältigend war der Chor mit über 1000 Sängern.

Das muss man den Machern der Stiftung „Creative Kirche“ wirklich lassen: Sie wissen, wie man Begeisterungsstürme entfacht. Mit einer so opulenten wie clever gesponnenen Hommage an den schwarzen US-Bürgerrechtler Martin Luther King (1929-1968) verwandelt die Wittener Christengemeinschaft den eigentlich eher nüchternen Ruhrcongress in Bochum in einen stattlichen Musical-Dom.

Zwei ausverkaufte Shows in Bochum

Beeindruckende 7000 Zuschauer sind bei zwei fast ausverkauften Vorstellungen am Wochenende im Bochumer Ruhrcongress dabei, um einem Mann zu gedenken, dessen klingende Reden von einem großen Traum heutzutage fast in Vergessenheit geraten sind. Allein: An die ewig aktuelle Botschaft des charismatischen Pastors von einer friedlichen Welt ohne Hass und Ausgrenzung darf in Zeiten, in denen der Rechtspopulismus wieder salonfähig wird, durchaus mal erinnert werden.

Fortsetzung folgt

Rund 1100 Sängerinnen und Sänger aus Bochum und der näheren Umgebung beteiligten sich an dem Martin-Luther-King-Musical.

Neben vielen Einzelsängern waren auch komplette Chöre wie der Frauenchor Herz-Jesu, der Kirchenchor Liebfrauen und der ökumenische Gospelchor Langendreer dabei.

Das Chorprojekt soll im nächsten Jahr fortgesetzt werden. Die teilnehmenden Städte sind allerdings noch nicht bekannt.

Alle Infos unter www.king-musical.de

Was das King-Spektakel über herkömmliche Großproduktionen dieses Genres deutlich hinaus hebt, ist die Besetzung. Dabei sind es weder die hochprofessionellen Musical-Darsteller, die besonders glänzen, noch die top eingespielte Band. Unangefochtener Star ist der XXL-Chor aus 1100 schwarz gekleideten Sängerinnen und Sängern, von denen die meisten in heimischen Chören aktiv sind. 550 sind es pro Vorstellung, die wie eine Wand hinter dem Geschehen aufgereiht für eine spektakuläre Kulisse sorgen.

Chor treibt die Handlung gut gelaunt voran

Unter Leitung der Dirigenten Stefan Glaser und Hans Werner Scharnowski treibt der Chor die Handlung so beherzt wie gut gelaunt voran. Man spürt den Enthusiasmus und die Freude der Sänger, an einem solch’ gewaltigen Projekt beteiligt zu sein. Wie all die Laien nach nur wenigen Proben (u.a. vor zwei Wochen in der Christuskirche) einen gemeinsam Ton fanden, verdient großen Respekt.

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Mit 82 Jahren ist Reinhard der älteste. Seit 58 Jahren singt er im Chor, verrät er zu Beginn, weil: „Die Musik, die macht Spaß.“ Warum er in seinem Alter daran noch mitmachen möchte, fragt ihn der Moderator. Reinhard hat eine schöne Antwort parat: „Warum nicht?“ Und so reiht er sich wieder unter seinen Sangeskollegen in der Reihe ein und gibt über zweieinhalb Stunden lang alles für Martin Luther King, für seinen Traum und seine Ideale.„I have a dream“: Die markanten Worte des Geistlichen aus Atlanta werden auch im Libretto von Autor Andreas Malessa zum zentralen Glaubensbekenntnis.

Im Stechschritt führt er quer durch Kings Leben, wobei seine Ermordung 1968 direkt an den Beginn gestellt wird. So wird der Weg frei für ein hoffnungsvoll stimmendes Finale.

1100 schwarz gekleidete Sängerinnen und Sänger begeisterten stimmgewaltig das Publikum in Bochum.
1100 schwarz gekleidete Sängerinnen und Sänger begeisterten stimmgewaltig das Publikum in Bochum. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Doch auch die dunklen Seiten spart Malessa nicht aus. Kings Hang zur Depression wird ebenso gestreift wie ein Aufmarsch des rassistischen Ku-Klux-Klan und Kings schwierige Beziehung zu dem militanten Schwarzenführer Malcolm X, der die Gleichheit der Farbigen mit Waffengewalt erzwingen wollte.

Erinnerung an Rosa Parks

Ein schönes Kapitel dieser unterhaltsamen Geschichtsstunde widmet Malessa der Bürgerrechts-Ikone Rosa Parks, die sich 1955 weigerte, ihren Platz im Bus für einen Weißen zu räumen – ein entscheidender Moment in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung.

„We shall overcome“ als Friedens-Hymne

Am Ende sieht man den echten Martin Luther King auf dem legendären Foto bei seinem Marsch für Freiheit und Gerechtigkeit 1963 in Washington. „We shall overcome“, heißt es da. Also: Wir werden den Hass überwinden. Schön wäre das ja.

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