Bochum. Eine Woche hat Sebastian Oestreich China-Rückkehrer in ihrer Quarantäne-Station in Berlin betreut. In Bochum hat er auch mit dem Thema zu tun.

Eine Woche lang drehte sich für Sebastian Oestreich alles um das Thema Coronavirus. In Berlin hat der 35-Jährige als ehrenamtlicher DRK-Helfer in einem Team eine Gruppe von Rückkehrern aus China betreut. Kaum zurück in Bochum, hält ihn der Virus auch in seiner Heimatstadt auf Trab.

Eigentlich sollte es am Freitag zum persönlichen Treffen im Ehrenamtlichen-Zentrum des Deutschen Roten Kreuzes „An der Holtbrügge“ in Weitmar kommen. Aber Sebastian Oestreich muss passen. Zu viel zu tun hat der Ehrenamtler in seiner hauptamtlichen Tätigkeit als Hygienekontrolleur beim Gesundheitsamt der Stadt Bochum.

Hustenetikette einhalten

Die Frage aller Fragen bekommt er daher am Telefon gestellt: Hätten wir uns zur Begrüßung die Hand gegeben oder nicht? „Ich würde sie Ihnen geben“, sagt Oestreich. Viel wichtiger als das sei es jedoch, „dass die Hustenetikette eingehalten wird und das man bei Anzeichen von Grippe-Symptomen erst einmal zu Hause bleibt“.

Er selbst hat nicht lange gezögert, als vom DRK-Landesverband Berlin die Anfrage an den Landesverband Westfalen-Lippe nach Helfern für die Betreuung von China-Rückkehrern kam. Er ist ein zupackender Typ. Kein Wunder, als gelernter Landmaschinenmechaniker. Seine erste Ausbildung, bevor er eine zweite zum Hygienekontrolleur absolviert hat. „Ich habe das mit meiner Frau und meinem Arbeitgeber abgesprochen und mich dann gemeldet“, sagt der 35-Jährige, der im DRK-Kreisverband als Kreisrotkreuzleiter eine verantwortliche Position ausübt. „Helfen, ohne zu fragen wem“, das Motto des DRK-Gründer Henry Dunant, fasziniere und motiviere ihn auch nach mittlerweile 14 Jahren ehrenamtlicher Arbeit für das DRK immer noch.

Keine Vorbehalte gespürt

Macht er sich keine Sorgen um seine Gesundheit? „Nein.“ Der erste Impuls sei es, zu helfen. „Ich bin auch offen damit umgegangen, dass ich nach Berlin fahre und Menschen betreue, die unter Quarantäne stehen. Vorbehalte oder Ablehnung ihm gegenüber habe es nach der Rückkehr in seinem Umfeld nicht gegeben. Auch nicht nach dem rasanten Anstieg von Verdachtsfällen. „Überhaupt kann ich nicht feststellen, dass die Menschen sich anders verhalten oder verängstigt sind.“ Er selbst habe keine Angst. „Ich persönlich mache mir Gedanken über das große Ganze. Für mich war dieser Einsatz eine Riesenerfahrung.“

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Abgeschirmt waren die DRK-Kliniken in Berlin-Köpenick. .
Abgeschirmt waren die DRK-Kliniken in Berlin-Köpenick. . © Deutsches Rotes Kreuz

In Berlin sei es auch nicht darum gegangen, infizierte Personen zu betreuen. Es sei um Verdachtsfälle gegangen, die vorsorglich unter Quarantäne genommen wurden. Am 9. Februar waren deutsche Staatsbürger sowie chinesische Angehörige von Deutschen, insgesamt 16 Erwachsene und vier Kinder, aus der chinesischen Stadt Wuhan auf dem militärischen Teil des Flughafens Tegel gelandet. Von dort wurden sie in ein separates Gebäude der DRK-Kliniken in Berlin-Köpenick gefahren und von der Außenwelt abgeschirmt.

Nachtschicht an der Schleuse

Ehrenamtliche DRK-Helfer kümmerten sich dort um die Versorgung, die soziale Betreuung sowie die gegebenenfalls anfallende medizinische Versorgung. Gemeinsam mit einem weiteren Mitglied des DRK Bochum und einem Ehrenamtler aus Ibbenbüren hat Sebastian Oestreich dabei vor allem Nachtschichten geschoben. „Wir haben unter anderem an der Schleuse gearbeitet, wo die Schutzkleidung an- und abgelegt wird.“

DRK bereitet sich vor

Nicht nur bei Einsätzen jenseits der Stadtgrenze beschäftigt sich das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit dem Coronavirus. Auch für die Arbeit vor Ort muss es sich wappnen.

Am Montag kommt daher der „Krisenstab“ der Wohlfahrtsorganisation zusammen. Beraten wird dann u.a. darüber, wie in den DRK-Einrichtungen mit dem Thema Coronavirus umgegangen werden soll. Vor allem in der großen Senioreneinrichtung, aber auch in anderen Einrichtungen, beim Rettungsdienst und für das Hausnotruftelefon müssen Vorsorge betrieben und Pläne aufgestellt werden.

Beeindruckt gewesen ist der Bochumer von der Langmut, mit der die Eingeschlossenen ihre Situation angenommen und ausgehalten haben. „Von einem Lagerkoller war nichts zu spüren. Und am Ende war die Stimmung ziemlich gelöst. Das hat mich schon beeindruckt.“ Für ihn ist klar: Sollte es in nächster Zeit erneut einen Aufruf zur Hilfe in Sachen Coronavirus geben, würde er sich erneut melden. Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus Bochum