Bochum. Sie sind über 100 Jahre alt und gehören zu einer bekannten Sammlung: 46 ausgestopfte Tiere. In Bochum fanden Kleinsäuger und Vögel neue Besitzer.
Einst stand am Kemnader See, dort wo heute das Freizeitbad Heveney ist, das Restaurant von Heinrich Wengeler. Bis in die 1980er Jahre konnten die Menschen hier essen – in besonderer Umgebung. Um sie herum befanden sich Kleinsäuger und Vögel, nicht aber lebendig, sondern ausgestopft: von einem Jäger namens Gustav Luhn. Es ist der Beginn der in Fachkreisen höchst bekannten Wengeler-Luhn-Sammlung. Sie ist mittlerweile über 100 Jahre alt und hat am Wochenende in Bochum viele neue Besitzer glücklich gemacht.
Jörg Krogull steht an diesem Sonntag in der Aktionshalle Gollheide in Wattenscheid. Der Jäger ist Vorsitzender des Förderkreises Lernort Natur und bekommt vor Kurzem einen Anruf. 46 Präparaten – so heißen sie in Fachkreisen – droht die Entsorgung. In den 1980er Jahren zogen die ausgestopften Vögel und Kleinsäuger in die Waldschule am Hustadtring in Bochum um. Nach über 40 Jahren läuten Brandschutzbestimmungen das Ende ein. Ein Plan muss her.
Bochum: 46 ausgestopfte Tiere brauchten ein neues Zuhause
„Unser Verein hat einen Anruf der Schulleitung bekommen. Also haben wir uns einen Sprinter gemietet und mit vier Mann die Kästen mit den Präparaten von den Wänden genommen und eingepackt“, erzählt Jörg Krogull. Doch wohin damit? Für den Unterricht in der Walderlebnisschule im Bochumer Osten, in der Umweltpädagogen Kindern die Welt des Waldes erklären, sind sie nicht geeignet – ganz einfach weil viele der ausgestopften Tiere gar nicht heimisch sind und der Erklärwert fehlt.
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So wächst die Idee, die Tiere zu verkaufen und den Erlös der Walderlebnisschule zukommen zu lassen. Durch private Kontakte kann Krogull als kleine Verkaufsfläche die Aktionshalle Gollheide nutzen. Als Datum wählen sie den 22. und 23. Februar. Und so stehen hier an diesem Wochenende die Tierexponate in Holzkisten. Mit dabei sind eine Dachsfamilie und unzählige unbekannte Vogelarten, vom Grünfüßigen Teichhuhn bis zur Zwergohrdommel.
Angelika Leclaire aus Langendreer entscheidet sich für gleich drei der ausgestopften Vögel, unter anderem ein Kranich ist dabei. Doch was begeistert die Frau, wie so viele andere Liebhaber, an den Präparaten? „Ich mag Vögel, genauso wie Felle und Geweihe. Das ist vielleicht etwas ungewöhnlich, aber mir gefällt das“, erzählt sie. Die Vögel sollen einen besonderen Platz im Zuhause von Leclaire bekommen, zur Dekoration.
Lehrer, Gastronomen und Museum kaufen Tierpräparate
Ganz unterschiedliche Menschen kommen an diesem Wochenende in die Verkaufshallen: Vertreter des Naturkundemuseums Duisburg, Gastronomen, Lehrer oder Menschen, die einen Bezug zur Jagd haben. Pro Objekt liegt der Preis zwischen 10 und 50 Euro. „Das ist eigentlich unschlagbar“, sagt Jörg Krogull, während er an dem kleinen Verkaufsstand steht. Das Präparieren eines Fuchses kann bei Fachleuten schnell mal 150 bis 250 Euro kosten, hier kostet das Exponat 25 Euro. Zudem ist nachgewiesen, dass die über 100 Jahre alten Tieren schadstofffrei sind, geprüft durch die Ruhr-Universität.
Einzelne Tier-Präparate stehen noch zum Verkauf
Die Wengeler-Luhn-Sammlung bestand aus insgesamt 46 Tierpräparaten. Einen Großteil konnte der Verein Lernort Natur Bochum und Umgebung bereits verkaufen.
Einzelne Stücke stehen aber noch zum Verkauf. Sie kostet zwischen 10 und 50 Euro. Interessenten können sich Jörg Krogull, erster Vorsitzender des Vereins, unter j.krogull@walderlebnisschule-bochum.de wenden.
Nach gerade mal einem Verkaufstag sind bereits zwei Drittel der Präparate veräußert. „Wir sind froh, dass wir damit Menschen eine Freunde machen können, die etwas damit anfangen können.“ So schreibt sich die Geschichte der ausgestopften Kleinsäuger und Vögel weiter, mit einem Ausgang, mit dem einst wohl niemand gerechnet hat, auch nicht Gustav Luhn oder Heinrich Wengeler.
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