Bochum-Gerthe. Im nächsten Jahr feiert der Chor sein 140-jähriges Bestehen. Bis dahin wollen die Sänger in jedem Fall weitermachen – doch die Sorgen bleiben.
Aufgeben oder weitermachen? Vor dieser schicksalhaften Frage stand die Sängervereinigung 1881 Bochum-Gerthe. Erst die Jahreshauptversammlung brachte Klarheit über die Zukunft des beliebten Männerchores: „Wir werden auf jeden Fall versuchen, noch den 140. Geburtstag im nächsten Jahr zu schaffen“, sagt der Vorsitzende Heinz Pöschmann optimistisch.
Bis 2021 soll also weitergesungen werden. Für viele Musikfreunde weit über den Bochumer Norden hinaus ist dies eine gute Nachricht. Vor allem das letzte Weihnachtskonzert vor 200 Besuchern in der St.-Elisabeth-Kirche brachte den Sängern einen solch phänomenalen Zuspruch, dass es für sie einfach zu früh gewesen wäre, ihren Chor jetzt schon zu Grabe zu tragen.
Frenetischer Jubel vom Publikum
„Wer das erlebt hat, kann nicht einfach sagen, es reicht“, sagt Pöschmann. Frenetischer Jubel und stehende Ovationen ließen manchem gestandenen Sänger die Tränen der Rührung in die Augen schießen. „Nach dem Konzert kamen viele Besucher auf uns zu und meinten: Ihr könnt doch jetzt nicht aufhören!“
Nein, Aufhören kommt vorerst nicht in Frage. Doch kleiner werden die Sorgen deswegen nicht. Aktuell besteht der Chor aus dem harten Kern von 14 treuen Mitgliedern, die meisten von ihnen sind weit über 70 Jahre alt. Zu Spitzenzeiten in den 1960er und 1970er Jahren waren es über 80 Sänger, zu Beginn des neuen Jahrtausends blieben noch 30 – und so ging es immer weiter bergab.
Neuer Auftrieb durch Zusammenschluss
Erst der Zusammenschluss mit dem ähnlich geschrumpften Quartettverein Liederborn 1926 aus Lütgendortmund im Jahr 2014 brachte dem Gerther Sängerkreis neuen Auftrieb: „Das war enorm wichtig und hat letztlich beiden Chören geholfen“, sagt der Vorsitzende. So ist die Sängervereinigung weiterhin in der Lage, sämtliche Stimmlagen zu besetzen.
Proben in der Awo-Begegnungsstätte
Die Wahlen zum Vorstand brachten nur kleine Änderungen: Der stellvertretende Vorsitzende Friedhelm Spiecker trat nicht mehr zur Wiederwahl an, wird dem Chor als Sänger aber weiter verbunden bleiben. Sein Nachfolger ist Reinhold Kreß.
Der Chor probt jeden Mittwoch von 19.30 bis 21 Uhr unter der Leitung von Hans Friedrich Caspar in der Awo-Begegnungsstätte, Lothringer Straße 49-51. Interessierte Sänger sind jederzeit willkommen. Infos bei Heinz Pöschmann: 0234 / 86 23 28.
Doch es gibt auch Einschränkungen: So wird das traditionelle Ostersingen am Ostersonntag nicht mehr stattfinden. „Wir haben beschlossen, mit dieser kleinen Schar von Sängern keine Auftritte mehr im Freien zu absolvieren“, sagt Pöschmann. „Open air“ zu singen sei eben wesentlich anstrengender als im geschützten Raum etwa in einer Kirche: „Da müssen wir Rücksicht vor allem auf unsere älteren Mitglieder nehmen.“ Dafür soll aber versucht werden, im Sommer ein zusätzliches Konzert auf die Beine zu stellen.
Feste Größe: Das Adventskonzert
Fest steht bereits der Termin des nächsten Adventskonzerts: Am 20. Dezember soll es diesmal in der Christuskirche in Gerthe an der Lothringer Straße stattfinden. Auch das schon traditionelle Weihnachtssingen im Altenheim am Rosenberg ist gesetzt: „Wir haben den Menschen dort bei unserem letzten Auftritt versprochen, alles mögliche zu tun, um wieder vorbei zu kommen“, sagt Pöschmann. Und ein echter Männerchor steht zu seinem Wort.
Und das 140-jährige Bestehen im Jahr 2021 soll ebenfalls gebührend gefeiert werden. Wann und wo, das ist allerdings noch unklar. „Wir haben einen Traum“, deutet Pöschmann an, ohne Detail nennen zu wollen. „Mal sehen, ob uns das gelingt.“