Bochum. Jobcenter und Jugendamt arbeiten in Bochum eng zusammen, um Kindeswohlgefährdungen frühzeitig zu erkennen. Der Austausch ist umstritten.

In 423 Fällen hat das Jobcenter Bochum im Jahr 2018 Sanktionen gegen Alleinerziehende ausgesprochen und Leistungen gemindert, ein Jahr zuvor waren es noch 457. In den meisten Fällen (392) ging es um Meldeversäumnisse beim Träger, so die Stadtverwaltung auf Anfrage der Fraktion FDP/Stadtgestalter.

Kritik an den Leistungskürzungen kommt von „Bochum prekär“, deren Sprecher Norbert Hermann befürchtet, auf diese Weise würden „alle Bestrebungen, die Kinderarmut zu vermindern, hintertrieben“. Das ehemalige Ratsmitglied der Linken, Ralf Feldmann, bezweifelt derweil eine Auskunft des Jugendamts. Das hat im Zusammenhang mit Meldungen über mögliche Kindeswohlgefährdungen zwischen Jobcenter und Jugendamt von einer sehr guten Kooperation berichtet. Für eine echte Kontrolle reiche, so Feldmann, nach seiner Erfahrung als ehemaliger Familienrichter, die personelle Ausstattung einer Kommune nicht aus.

Sozialdezernentin weist Kritik zurück

Dem widerspricht Sozialdezernentin Britta Anger. Gerade über die Kita- und Schulsozialarbeit bestünden sehr gute und niederschwellige Möglichkeiten, sich mit betroffenen Alleinerziehenden und Familien auszutauschen. Die Kritik einer pauschalen Verdächtigung von Alleinerziehenden schon nach der ersten Sanktion durch das Jobcenter, weist Anger zurück. Nicht jede Sanktion werde automatisch an das Jugendamt weitergegeben und dessen Auswirkungen auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung kontrolliert. „Das wäre ja verrückt“, so die Dezernentin. Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus Bochum