Wattenscheid. Mit Fußballturnieren richtet „Bochum bolzt“ den Blick auf die Plätze an der Ecke. Nach dem Start am Wattenscheider Südpark wächst das Konzept.
Asche muss sein, sonst wäre es kein Bolzplatz. Und auch, wenn es „Kleinfeld-Fußballturnier“ heißt, geht es um Großes, geht es um mehr. „Bochum bolzt“ ist vor zwei Jahren am Parkplatz im Höntroper Südpark gestartet, umgehend waren sechs Mannschaften damals Sechs- bis Zehnjähriger am Streetsoccer-Court bereit. Außerdem haben sie in den Spielpausen bereitwillig jeder „eine Hand voll Müll“ rund um den Platz aufgepickt und damit die Bolzplätze als Treff der Nachbarschaft neu in den Blickpunkt gerückt.
Bei dem Pilotprojekt auf dem Bolzplatz am Südpark in Höntrop waren 50 Bolzplatzheldinnen und -helden dabei, drei große Säcke Müll und ein alter Rollersitz konnten in kürzester Zeit gesammelt werden. 2019 folgten fünf Fußballturniere über die ganze Stadt verteilt, dazu gab es sieben schulische Aufräumaktionen mit über 800 begeisterten Schülern von 20 Grundschulen und unglaubliche 600 Kilogramm Müll. Bei fünf außerschulischen „Clean Ups“ machten 100 begeisterte Fans mit und pickten 1.100 Kilogramm Unrat aus der Nachbarschaft.
Verbindende Kraft des Fußballs
Organisator Patrick Schulz ist mit dem Motto angetreten: „Die Sprache des Ruhrgebiets ist und bleibt der
Fußball. Kaum etwas verbindet Menschen so sehr wie das wunderschöne Spiel. Diese enorme Kraft wollen wir nutzen und einen Bezug zum Thema Nachhaltigkeit herstellen.“ Dazu hat er zu Anfang die Stadt Bochum, die Falken, das Fanprojekt Bochum, die GLS Bank, das Label Kong Island und 11-Teamsports mit ins Boot geholt. Inzwischen stießen weiter dazu das Institut für Nachhaltigkeitsbildung, das Repair-Café Witten, Füllbar/ettics Witten, die Bad Boyz Ballfabrik, die Trinkwasser-Initiative Goldeimer, die Herzog Quelle Bochum, Kijamii Kaffee, „I am love“, Unikat, Tobacycle und Generation Forest und Foodsharing sowie die Initiative Wiesenviertel, alle aus Witten.
Uni Witten/Herdecke dabei
In diesem Jahr geht „Bochum bolzt“ dann noch einmal deutlich über die Stadtgrenzen hinaus, hat sich als studentische Nachhaltigkeitsinitiative mit der Universität Witten/Herdecke unter dem Dach des oikos Witten/Herdecke e.V organisiert. Das Team verbindet dabei die verschiedenen Disziplinen wie Medizin, Psychologie, Wirtschaft und Kulturreflexion.
Mit etwas Kümmern um den Nachbarn, die Nachbarschaft, mit dem Teamspiel und mit dem
Gemeinschaftsgedanken fängt fast unmerklich alles mit einem Blick auf den Bolzplatz an der nächsten Ecke an. Schulz ist sicher, „mit dem Gefühl von Geborgenheit, Menschlichkeit und Gemeinschaft, so das Konzept, können viele Bolzplätze in nachbarschaftlichem Engagement wieder schöner werden.“
Erst einmal stehen die Fairness und das Miteinander auf dem Bolzplatz im Zentrum. Abseits der roten Asche liegen für die „Straßenkicker“ und die Fans am Rande Müllpicker, Handschuhe und Beutel bereit, um eine „Hand voll Müll“ rund um den Bolzplatz aufzulesen, vorzugsweise in Papiertüten. So soll spielerisch der Blick auf wahllos produzierten, konsumierten und achtlos weggeworfenen Müll gelenkt werden.