Bochum-Hordel. An der Röhlinghauser Straße will die Stadt Bochum Wohnungen bauen. Dazu sollen alte Bäume gefällt werden. Anwohner beklagt die Kahlschlagpolitik.

Bernd-Rudolf Oldengott wohnt in Hordel und gehört zu den Bürgern, die Baumfällungen nicht einfach so hinnehmen. Deshalb wandte er sich jetzt an den Planungsausschuss, der sich am Dienstag (28.) mit dem Bebauungsplan Röhlinghauser Straße befasst, und beklagt die „Kahlschlagpolitik der Stadt Bochum“. Denn für Neubauten sollen Bäume abgesägt werden.

Ortsbild wird nicht verändert

In der Bebauungsplanbegründung vom vergangenen November heißt es: Das Ortsbild wird sich im Plangebiet sich nicht wesentlich ändern, da die Wohnbebauung zum größten Teil im Inneren liegt.

Die denkmalgeschützte Schule an der Günnigfelder Straße mit einem großen Teil der sie umgebenden alten Platanen bleibt erhalten.

Auch entlang der Röhlinghauser Straße bleibt vor den beiden neu geplanten Mehrfamilienhäusern ein fünf Meter breiter Grünstreifen mit alten Platanen und einem Bewuchs aus Hainbuchen erhalten.

Der Bochumer hat eine öffentlich abrufbare Stellungnahme auf seiner Internetpräsenz verfasst, die er der Bezirksbürgermeisterin Gabi Spork (SPD), Dieter Fleskes (Planungsausschuss) und Marcus Kamplade (Baum-Manager), zukommen ließ.

Stadt baut 32 neue Wohnungen

Die Stadt will auf dem ehemaligen Schulgelände 32 neue Wohnungen bauen in direkter Nachbarschaft zur Hebammenschule, die das Bildungsinstitut des katholischen Klinikums betreibt. Die Schule ist denkmalgeschützt. Das Neubaugebiet entsteht auf dem Gelände der inzwischen abgerissenen Schule an der Röhlinghauser Straße; der dortige Bolzplatz wird ebenfalls überbaut. Für die Sportstätte wurde bereits ein neuer Standort gefunden südöstlich der Zeche Hannover. In der Vorlage für den Fachausschuss heißt es: „Bäume innerhalb der Grundstücksfläche mit einer Größe von 12.800 Quadratmetern können nicht erhalten werden.“

Blick aus der Hebammenschule auf den Parkplatz; dahinter der Bolzplatz soll der Wohnbebauung weichen.
Blick aus der Hebammenschule auf den Parkplatz; dahinter der Bolzplatz soll der Wohnbebauung weichen. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Oldengott erinnert sich an die Bürgerversammlung, die bereits vor acht Jahren stattgefunden hat und in der den Nachbarn städtebauliche Konzepte vorgestellt wurden. Das Protokoll führt auf: „Die politische Vorgabe und unser Ziel ist es, möglichst viele Bäume zu erhalten. Die Entfernung einzelner Bäume ist unumgänglich. Darüber hinaus sollen nur kranke Bäume aus Sicherheitsgründen entfernt werden. Daher soll ein Baumgutachten erstellt werden.“

Bezirksvertreter gegen Baumfällungen

Die Bezirksvertretung Mitte hatte sich in einer Anhörung ebenfalls mit dem Auslegungsbeschluss des Bebauungsplans befasst. Die Fraktionen kritisierten die geplanten Baumfällungen. Holger Schneider (SPD) fand: „Die damaligen Pläne von 2012 sind längst überholt. Es geht hier um 100 Jahre alte Platanen, die jetzt der Wohnbebauung weichen sollen.“ Zudem plädierte er für eine neuerliche Bürgerinformation, da es um ein ganz anderes Vorhaben gehe. Auch Karsten Finke (grün-offene Fraktion) und Sven Ratajczak von den Linken sprachen sich für den Erhalt der Bäume aus. Das Gremium vereinbarte eine Ortsbegehung.

Ein Mitarbeiter des Liegenschaftsamtes erklärte, dass die Bäume, wenn sie stehen bleiben, Teil der künftigen Gärten würden. Alle könnten indes nicht erhalten werden.

Hat mit Lebensqualität zu tun

Oldengott betont: „Es geht hier keineswegs darum, das geplante Bauvorhaben zu verhindern. Selbstverständlich muss Familien aktuell mehr Wohnraum in Bochum angeboten werden. Angesichts des von der Stadt geplanten Kahlschlages darf den neuen Bewohnern jedoch nicht die Nachbarschaft zu diesen majestätischen Bäumen genommen werden, auch dies hat mit Lebensqualität am neuen Wohnort zu tun – und selbstverständlich ebenso mit Klimaschutz und Lebensqualität der Bürger im gesamten Bochumer Stadtraum.“