Bochum. Die Strahlkraft von Bochum wächst – sagt Ulrich Luh vom Systembauer Goldbeck. Die Baubranche hat 2018 in der Stadt 157 Millionen Euro umgesetzt.
Kräne wohin das Auge reicht. Der Bau-Boom ist an vielen Ecken in Bochum zu sehen. Gebaut werden neue Produktionsanlagen wie etwa für die Brock Kehrtechnik in Werne, neue Bürogebäude wie das O-Werk und das Office 51/7 in Laer sowie neue Wohnquartiere wie an der Wielandstraße in Grumme. Es wird aber nicht nur in Bochum gebaut, auch Bochumer Unternehmen profitieren von der Hochphase im Hochbau.
Die Auftragslage ist gut – und das schon seit geraumer Zeit. 2018 ist der Gesamtumsatz um mehr als 40 Prozent auf 150 Millionen Euro gestiegen. Auch die Zahl der Unternehmen, der Mitarbeiter und der Investitionen ist zum Teil deutlich gewachsen (Grafik). Das sorgt auch für Engpässe. „Es können schon mal drei Monate zwischen Auftragsvergabe und Arbeitsbeginn vergehen“, sagt Uwe Kolter. Seine San Bau GmbH hat sich auf die Sanierung von Gebäuden spezialisiert. Eine Nische. Aber auch im Hochneubau seien die Nachfrage und die Auslastung groß.
Baustoffpreise ziehen merklich an
Mit allen Vor- und Nachteilen. „Die Preise haben angezogen und sind endlich wieder so, dass wir wirtschaftlich arbeiten können“, sagt Uwe Kolter. Gut für die Branche, schlecht für die Kunden. Zumal nicht nur die Arbeitsleitung mehr kostet als in der Vergangenheit. Auch viele Baustoffpreise wie etwa für Beton haben spürbar angezogen. Kolter: „Das liegt auch daran, dass die Hersteller vor Jahren die Produktionskapazitäten zurückgefahren haben.“ Wer heute Beton bestelle, dürfe nicht davon ausgehen, dass er ihn morgen bekomme. Schon gar nicht für einen Preis von gestern.
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Und noch ein Nachteil bringt das anhaltende Hoch mit sich: Allmählich gehen den Bauunternehmen die Fachkräfte aus. „Es war schon früher schwierig, Facharbeiter zu bekommen. Jetzt ist das fast unmöglich“, so Uwe Kolter. Viele Beschäftigte stehen vor dem Renteneintrittsalter. Und Nachwuchs ist nicht in Sicht. „Früher hatte ich jedes Jahr 40 bis 50 Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz, heute sind es zwei bis drei.“ Und nicht alle wollen die Anstrengungen eines körperlich fordernden Berufs auf sich nehmen.
Damit nicht genug. Begleitet wird der Boom von einer ständigen Zunahme von Regularien, so Ulrich Luh, Leiter der Regionalniederlassung West der Goldbeck GmbH. „Es wird immer komplexer. Daher dauern die Prozesse auch länger.“
Jahresumsatz steigt um mehr als 30 Prozent
Und: Auch im industriellen Bausektor werden die Fachleute allmählich knapp. Das merkt die hiesige Nummer eins am Markt, Goldbeck. Zumal ihr Bedarf an Personal angesichts der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung beträchtlich ist. Mit einem Umsatzanstieg von mehr als 30 Prozent auf dann 85 Millionen Euro rechnet Niederlassungsleiter Ulrich Luh im kommenden Geschäftsjahr, das am 1. April beginnt. Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus Bochum
„80 Prozent davon haben wir schon sicher“, so Luh beim Gespräch in den neuen Geschäftsräumen im Office 51/7 an der Alten Wittener Straße. Von dort blickt er auf das alte Opel-Werk, auf Mark 51/7, einem der Umsatzbringer für Goldbeck. Dort baut der Systembauspezialist die frühere Opel-Verwaltung zum O-Werk um.
Goldbeck baut Faiveley-Werk auf Mark 51/7
Gleich nebenan wird er für den Industrieimmobilien-Entwickler Panattoni ein Werk für 300 Mitarbeiter bauen. Einziehen wird dort der Eisenbahnzulieferer Faiveley, der von Witten nach Bochum umzieht. Goldbeck profitiert vom wachsenden Markt und hat zugleich seinen Anteil an diesem Markt gesteigert. In Zukunft wird das Familienunternehmen mit Sitz in Bielefeld auch im Wohnungsbau vertreten sein. Und auch da ist Bochum – „eine Stadt mit wachsender Strahlkraft“, so Ulrich Luh – angesichts des Ziels, jährlich 800 neue Wohnungen zu schaffen, ein lukrativer Markt.