Bochum. In der Bochumer City steht ein weiteres Fachgeschäft vor dem Aus. „Schröder Schreibkultur“ schließt Ende März. Es gibt noch keinen Nachfolger.
In der Bochumer Innenstadt steht ein weiteres Fachgeschäft vor dem Aus. Ende März schließt „Schröder Schreibkultur“ an der Huestraße 4. Inhaber Hans-Albrecht Schröder geht in den Ruhestand. Ein Nachfolger für das Ladenlokal ist noch nicht in Sicht.
„Die Geiz-ist-geil-Mentalität greift immer mehr um sich. Hinzu kommt das Internet.“ Hans-Albrecht Schröder spricht von einem „bröckelnden Markt“ für den Einzelhandel mit hochwertiger Ware. Langlebige Qualität statt Wegwerfartikel: Darauf setzt der 66-Jährige mit seinem Fachgeschäft für Schreibgeräte, die – etwa als Füllfederhalter in limitierter Stückzahl – bis zu 3000 Euro kosten. Hinzu kommen Markenuhren, Lederwaren und Accessoires.
Elektrofirma machte den Anfang
Großvater Karl Schröder hatte die Familientradition begründet. An der Rottstraße eröffnete er 1911 einen Fachbetrieb für „Elektrische Licht-, Kraft- und Schwachstromanlagen und Metallfadenlampen“. Sein Sohn Albrecht übernahm die Firma in den 1930er Jahren und zog zur Kortumstraße um, wo er Elektroartikel aller Art feilbot.
1957 errichteten die Schröders das Wohn- und Geschäftshaus an der Huestraße 4. „Es wurde fast zeitgleich mit dem Hauptbahnhof fertiggestellt“, sagt Hans-Albrecht Schröder und zeigt ein Foto des Neubaus – seinerzeit freistehend inmitten der noch karg bebauten Huestraße.
Fachhandel für Trockenrasierer
Vater Albrecht hatte den richtigen Riecher. Weg mit dem Elektro-Allerlei: Sein Laden firmierte fortan als „Der Trockenrasierer“. Die Apparate waren damals bei Männern schwer angesagt; waren nicht nur Gebrauchsgegenstand, sondern auch Statussymbol. Max Schmeling und Peter Frankenfeld machten Werbung. Kaum ein Kerl, der morgens ohne eine Rasur mit Remington, Braun & Co. aus dem Haus ging. Schröder kalkulierte messerscharf und machte glänzende Umsätze – zumal er die Geräte nicht nur verkaufte, sondern auch vor Ort reparierte.
Der Rasierer-Hype war vorbei, als Hans-Albrecht Schröder 1979 den Betrieb fortführte (sein Vater starb ein Jahr später). Der Diplom-Volkswirt entdeckte ein neues Geschäftsfeld: Füller und Kugelschreiber, später auch Feuerzeuge, Uhren, Gürtel bis hin zu Manschettenknöpfen. Alles edel. Alles nichts für den schmalen Geldbeutel. Dafür aber Jahrzehnte haltbar. „Anschaffungen fürs Leben“, wie der Experte betont.
Markt für Qualitätsware wird immer schwieriger
Das Sortiment an der Huestraße ist bis heute unverändert. Anders als das Kaufverhalten vieler Kunden. Hans-Albrecht Schröder, Mitglied des Wertegemeinschaft „Bochumer Originale“, klingt weniger resigniert als realistisch, wenn er den zunehmend schwieriger werdenden Handel für Qualitätsware beschreibt. Nicht nur die formschönen Füllfederhalter in den Vitrinen mit den vierstelligen Preisschildern sind meist Ladenhüter. Gut, dass den Hausbesitzer nicht auch noch eine hohe Pacht drückt.
Auch „Sthark“ macht Schluss
Zeitgleich mit „Schröder Schreibkultur“ steht ein weiteres Fachgeschäft auf der Huestraße vor der Schließung. „Im Frühjahr ist Schluss“, sagt Thom Pokatzky, der im „Sthark“ ausgefallene Mode, Geschenkartikel und Accessoires aller Art anbietet.
Zwar hatte der 72-Jährige das Aus schon 2018 angekündigt und seither immer wieder verschoben. „Jetzt geht es wirklich zu Ende“, bedankt sich Pokatzky in diesen Tagen auf einem Schild im Fenster.
Ende Februar, spätestens Ende März, werde das Geschäft „nach fast 30 Jahren Sthark geschlossen“, so Pokatzky.
Mit 66 ist nun Feierabend für Hans-Albrecht Schröder. Der Ausverkauf läuft. Mit seiner Frau freut sich der Demnächst-Rentner auf Reisen, mehr Sport, Portugiesisch als neue Fremdsprache. Das Klavierspielen will er erlernen. In seinem Haus will er auch im Ruhestand wohnen bleiben – und dafür sorgen, dass das Ladenlokal nach einem Umbau im April nach seinen Wünschen fortgeführt wird: „erneut als Einzelhandel, möglichst hochwertig. Die Bochumer City hat schon zu viele inhabergeführte Fachgeschäfte verloren.“
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