Bochum. Durchwachsen fallen die Ergebnisse einer Umfrage in der Bochumer City aus. Der Handel schneidet gut ab. Doch es mangelt an Aufenthaltsqualität.
In der Bochumer Innenstadt lässt es sich gut einkaufen und ausgehen. Bei der Aufenthaltsqualität und beim Service gibt es aber erhebliche Mängel. Das sind die Kernaussagen einer Umfrage, die die Initiative Bochumer City (IBO) in Auftrag gegeben hat. Am Dienstag wurden die Ergebnisse vorgestellt.
Wie beurteilen Besucher und Kunden die Innenstadt? Wo liegen die Stärken, wo die Schwächen? Das wollten die 127 Händler, Immobilienbesitzer und Dienstleister, die in der IBO zusammengeschlossen sind, genau wissen. Das Bochumer Marktforschungsinstitut Foerster & Thelen befragte an neun Tagen im Juni 401 Passanten, repräsentativ ausgewählt nach Alter und Geschlecht. Das Institut com.X wertete die Fragebögen aus.
Gesamtnote liegt bei 2,9 Prozent
Der wichtigste Wert fällt für die City-Akteure durchwachsen aus. Mit der Gesamtnote von 2,9 rangiert Bochum im Revier-Durchschnitt, allerdings hinter Essen und Dortmund, die bei einer ähnlichen Befragung 2018 (damals vom Institut für Handelsforschung) eine 2,3 bzw. 2,4 erhalten haben.
Dabei treten deutliche Unterschiede zutage:
– Mit den Geschäften und deren Auswahl zeigen sich die Besucher zufrieden. Mit 2,7 schneidet der Einzelhandel ordentlich ab. Topwerte erhalten Apotheken, Drogerien, Uhren, Schmuck und Bücher. Vermisst werden Lebensmittelgeschäfte sowie (weitere) Läden für Mode, Sport, Wohnen und Deko.
– Bessere Bewertungen erfahren die Gastronomie (2,1) sowie die Veranstaltungen (2,4) wie der Musiksommer oder der Weihnachtsmarkt.
Mängel bei Sauberkeit, Grün und Toiletten
– Massiv getrübt werden die gute Noten von den „Wohlfühlfaktoren“, wie sie com.X-Geschäftsführerin Nicole Warthun nennt. Abseits des Shoppens und Feierns steckt die City hier harsche Kritik ein. „Ambiente und Flair“ ernten die Note 3,0, was unter Meinungsforschern eher einem mangelhaft als einem befriedigend entspricht. Missstände machen die Umfrage-Teilnehmer vor allem bei der Sauberkeit, den Fassaden, bei der Kinderfreundlichkeit sowie fehlenden Grünflächen und Sitzbänken aus. Mit der Note 3,9 ganz weit hinten liegt das Angebot bei kostenlosen Toiletten, Trinkbrunnen und Wlan.
Für den IBO-Vorsitzenden Marc Mauer dokumentieren die Ergebnisse, dass die Innenstadt deutlich besser sei als ihr Ruf. Der Handel sei gut aufgestellt, müsse sich allerdings stärker und flexibler im Netz präsentieren: etwa mit der Möglichkeit für Kunden, die Verfügbarkeit von Produkten online abzurufen.
IBO sieht Stadt in der Pflicht
Derweil sieht die IBO die Stadt in der Pflicht, mehr für die Aufenthaltsqualität zu tun. „Wir wünschen uns vor allem attraktive Flächen zum Verweilen, eine erhöhte Sauberkeit, Fahrradfreundlichkeit und kostenlose Services wie gut ausgestattete Toiletten und Trinkbrunnen“, so Mauer.
Eine Forderung, der sich die FDP & Stadtgestalter im Rat anschließen. Fraktionsvorsitzender Felix Haltt regt u.a. einen verkehrsberuhigten Rathausplatz und mehr Angebote für Kinder und Familien an. Allein das Pflaster auf der Kortumstraße zu erneuern „reicht nicht aus, um mehr Besucher in die Stadt zu ziehen“.
Nur fünf Prozent kommen mit dem Rad
Unterschiedlich fällt die Wahrnehmung beim Thema Radverkehr aus. Laut Befragung nutzen lediglich gut fünf Prozent das Rad, um in die City zu kommen. Damit spiele dieses Verkehrsmittel „nur eine sehr geringe Rolle“, so das Institut com.X. Das liege an der schlechten Erreichbarkeit, entgegnen FDP & Stadtgestalter. Es gebe zu wenige Radständer; sichere Radwege fehlten. „Daher meiden Radfahrer die Innenstadt.“
Ein weiterer Grund könnte der Öffentliche Nahverkehr sein. Die Anbindung mit Bus und Bahn erhält bei der Befragung die Topnote 1,7. „Vor allem für junge Altersgruppen ist der ÖPNV die erste Wahl für den Weg in die City“, heißt es in der Auswertung.