Bochum. Das Programm 2020 des Jungen Schauspielhauses ist geprägt von einer Kooperation mit Künstlern aus Kanada. Auch „Bochumer Banden“ werden aktiv.

Das Programm des Jungen Schauspielhauses Bochum ist in dieser Saison von einer besonderen Beziehung zu Kanada geprägt. Das Team um Cathrin Rose (Leiterin), Jana Eiting und Susanne Schaeffler fächert dabei eine ganze Palette von Mitspielmöglichkeiten auf. Schulprojekte, eine generationsübergreifende Stückentwicklung und die Arbeit mit Jugendlichen bilden die Schwerpunkte bis zum Sommer.

„Durch das Canada Council for the Arts wurde eine transatlantische Kooperation möglich“, freut sich Cathrin Rose. „All the sex I’ve ever had“ heißt die partizipative Aufführung, die davon profitieren wird. Das Junge Schauspielhaus arbeitet dabei mit der Theatergruppe Mammalian Diving Reflex (Leitung: Darren O’Donnell) aus Toronto zusammen.

Kanada-Kontakte

Unter dem Motto „Canada goes Junges Schauspielhaus“ stehen die Förderprojekte des Canada Council for the Arts in der Spielzeit 2019/2020.

Das Projekt ist Teil des Kulturprogramms von Kanadas Gastlandauftritt bei der Frankfurter Buchmesse in diesem Jahr.

Es wird unterstützt durch das Canada Council for the Arts und die kanadische Regierung vertreten durch die Botschaft von Kanada, Berlin.

In „All the sex...“ geht es um die sexuellen Erfahrungen der Generation 65 plus. Sechs Bochumer Senior/innen erzählen ihre Geschichten: von der ersten Verliebtheit, (un)geplante Schwangerschaften, aufregende Affären, sexuelle Reorientierungen bis hin zum Tod von Geliebten. „Diese (Nach-)Kriegsgeneration, die ohne Aufklärung oder Pille groß wurde, zu einer Zeit der Tabus, als Homosexualität noch Verbrechen und Aids kein Thema war, entwirft mit ihren Geschichten ein Gesellschaftspanorama ihrer Zeit“, sagt Jana Eiting.

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In unserer jugendfixierten Gesellschaft rücke „All the sex I’ve ever had“ den Blick zurück auf die Ältesten. Der von O’Donnell schon vor längerer Zeit entwickelte ungewöhnliche Theateransatz mit jeweils sechs Laien war bereits vielerorts zu sehen, so in Glasgow, Helsinki, Prag, Singapur, Wien und im Opernhaus Sydney.

Aufführung finden weltweit und jetzt auch in Bochum statt

Nun startet die Reise durch die Betten und Gefühlswelten der letzten fünf Jahrzehnte auch in Bochum. Die Premiere ist für den 12. März geplant, es werden noch Seniorinnen und Senioren ab 65 gesucht, die sich einbringen wollen. Schauspielerische Vorbildung ist nicht erforderlich, es genügt, Lust zu haben, mit dem Theaterteam über die eigenen Lebens- und Liebesgeschichten zu sprechen und darüber - vielleicht - sich selbst auf der Bühne eine Stimme zu geben. Kontakt: oder 0234/3333-5528.

Jana Elting und Darren O`Donnell von der kanadischen Theatergruppe Mammalian Diving Reflex.
Jana Elting und Darren O`Donnell von der kanadischen Theatergruppe Mammalian Diving Reflex. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Drei Schulprojekte unter dem Motto „Bespiel mal Bochum“ sowie die „Bochumer Banden“ gehören ebenfalls zum Portfolio des Jungen Schauspielhauses. Für das Festival „Bespiel mal Bochum!“ kamen Jugendliche aus drei örtlichen Schulen ihrem kreativen Potenzial auf der Spur.

Kontakte wurden von Schülern geknüpft

Stadtpläne wurden ausgebreitet, Fakten gegoogelt, Kontakte geknüpft und die Vor-Ort-Kultur erkundet. Gemeinsam mit Nachbarn und Geschäftsleuten entstanden neun Miniatur-Aktionen, die an drei Nachmittagen hintereinander präsentiert werden.

In Langendreer, Werne und Mitte stellen die Kids vor, was in ihnen und ihren Stadtteilen steckt. U.a. wurden Interviews mit Polizisten, ein Netflix-Marathon im Stadtteilcafé und ein Gaming-Tutorial in einem der letzten Videoläden realisiert. Öffentliche Festivaltage sind der 5., 6. und 7. Juni.

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Die „Bochumer Banden“ verfolgen verschiedene Ansätze, so für Acht- bis 16-Jährige im Projekt „Everyone“, das die Theaterpädagogin Susanne Scheffler und die körperbehinderte Performerin Kübra Sekin leiten. In dem Stück werden Vorurteile aufgegriffen und „bearbeitet“: zu dünn, zu lang, zu langsam, zu dick, zu dunkel, zu schnell, zu hell... Wer bestimmt eigentlich, wer und wie wir sein sollen und wann wir wo richtig sind?

Die Leiterinnen haben mit den Kindern deren Geschichten und Ideen gesammelt und daraus ein Theaterstück entwickelt, das beim „Festival der Banden“ vom 14. April bis 10. Mai in der Zeche 1 auf die Bühne kommt.