Bochum. . In Bochum feiert die Komödie „Campiello“ Premiere. Auf der Bühne in der Zeche 1 stehen Patienten und Mitarbeiter der Landesklinik für Psychiatrie.
Die Zusammenarbeit des Schauspielhauses mit der Landesklinik für Psychiatrie hat eine lange Tradition. In diesem Jahr wird sie mit der Aufführung „Campiello“ fortgesetzt, Mitarbeiter und Patienten der Klinik stehen in der Komödie von Peter Turrini/Carlo Goldoni auf der Bühne in der Zeche 1. Donnerstag war Premiere. Sie wurde heftig gefeiert.
Zikaden zirpen in Bella Italia
Das Publikum belohnte das 19-köpfige Ensemble mit herzlichem Applaus, und der war sehr berechtigt. Das Laien-Ensemble hatte in kurzweiligen 90 Minuten vorgeführt, was es bedeutet, Theater mit „Lust und Leidenschaft“ zu machen. Rollenaneignung, Situationskomik, Bewegungsfreude, Gesang – alles versprühte einen herzlichen Charme, der niemanden unberührt ließ.
Regisseurin Susanne Scheffler beweist in ihrer Inszenierung ein sicheres Händchen für Tempo und Dramaturgie, aber eben auch für die vertrauensvolle Führung der Amateur-Mimen. Was sie zeigen, ist ansteckend. Da wurden schlummernde Talente geweckt.
Kabale und Liebe auf dem Dorfplatz
Worum geht’s? Um Kabale und Liebe in einem Städtchen in Bella Italia, dem besagten „Campiello“. Ihm huldigt schon die Bühnenausstattung mit Dorfbrunnen, Caffè-Bar und farbigen Klapp-Jalousien vor den Fenstern. Und es zirpen, ganz wie im Süden, die Zikaden.
„Wo wohnt der Reiche? Im schönen Palast. Wo sitzt der Arme? Am trockenen Ast. Aber die Liebe macht alle gleich. Sie wohnt unterm Rock. Bei arm und reich.“ So heißt es in Goldonis Ursprungsstück. Und genau das ist es, worum das Spiel sich dreht. Liebe und Leid, Eifersucht und Vergebung, Raserei und Zärtlichkeit – die Feier des Lebens – , aber am Ende kriegen sie sich doch!Auch wenn auf dem Weg zum friedvollen Schlussbild ein Duell mit Florett und Krückstock ausgefochten, eine Messerattacke abgewehrt werden und reichlich Grappa weggeputzt werden muss. Unterlegt ist das kurzweilige Spiel mit Schlagermusik, die heimeliges 50er/60er-Jahre-Fernweh wachruft, von „Ciao, ciao, Bambina“ bis „Am Tag als der Regen kam“. – Molto carino, grazie!
Vorstellungen nur noch Samstag (30.3.) und Sonntag (31.3.), Restkarten an der Theaterkasse 0234/3333-5555, sowie am 29. und 30. April in der LWL-Klinik für Psychiatrie, Klinikstraße. VVK ab 1.4. unter 0234/5077 1321
>>> Das sagt WAZ-Theaterscout Astrid Hagedorn:
„Als Zuschauerin fühlte ich mich so in die Begebenheiten verwoben, als würde ich auf der anderen Seite der Straße wohnen und von dort das bunte Treiben beobachten. Es wird gesungen, getanzt und die Beschwingtheit überträgt sich. Die Dichte der Darstellung, die verschiedenen Charaktere, berührt und erleichtert, einfach „nur“ mal das „einfache“ Leben zu sehen, wie es sich in seiner Sprache, in seiner Straße ausdrückt. Ein kurzweiliger Theaterabend, mit hoch motivierten Schauspieler/innen. Super gemacht!“