Bochum. Bochums erster Fiege-Ring findet in der Kultkneipe Fey regen Absatz. Ein Flaschenverschluss ziert das Schmuckstück. Fiege hält sich bedeckt.

Sie waren der Hingucker beim Hochzeitsfest in der Kultkneipe in Hamme. Als Inga (32) und Sebastian (34) im Oktober ihre Trauung im Haus Fey feierten, sorgten ihre Verlobungsringe für Aufsehen: zwei bis dato einzigartige Schmuckstücke, gefertigt aus den Bügelverschlüssen von Fiege-Bierflaschen. Sebastian, bekennender Fiege-Fan, hatte seiner Liebsten mit den Ringen den Heiratsantrag gemachte. Die Schnapsidee des Brautpaares fand schnell Freunde, auch weit über die Hochzeitsgesellschaft hinaus. „Es ist verrückt. Alle wollen den Ring!“, sagt Wirtin Elfriede Fey. Derweil übt sich die Brauerei in Zurückhaltung.

Kabarettist und Autor Frank Goosen ist Stammgast im Haus Fey. Im Frühjahr porträtierte er Elfriede Fey für seine WDR-Dokumentation „Frank Goosen sucht die Seele des Ruhrgebiets
Kabarettist und Autor Frank Goosen ist Stammgast im Haus Fey. Im Frühjahr porträtierte er Elfriede Fey für seine WDR-Dokumentation „Frank Goosen sucht die Seele des Ruhrgebiets". © WDR

Fiege und „Friedchen“, wie Elfriede Fey von ihren Stammgästen (darunter Frank Goosen) genannt wird: Das ist eine Beziehung für die Ewigkeit. Seit rekordverdächtigen 50 Jahren ist Elfriede Fey Fiege-Wirtin in Bochum. 1969 hatte sie ihre erste Wirtschaft übernommen: das Haus Beucker an der Herner Straße. 1974 wechselte sie zur Hofsteder Straße ins damalige Haus Bracht, das alsbald in Haus Fey umbenannt wurde. Seither hat sich hier kaum etwas verändert. Ein fortwährendes Wirtschaftswunder. Die „Ping Pong Gallery“ im Kortländer-Kiez widmet dem vom Aussterben bedrohten gastronomischen Kleinod und dessen Chefin derzeit eine Ausstellung. Titel: „Für immer und Elfriede.“

Atila produziert in der Mittagspause

„Als ich den Fiege-Ring gesehen habe, wusste ich sofort: Den muss ich auch haben!“, sagt die 79-Jährige. Das Brautpaar mag seine Verlobungsringe nicht missen. Gut, dass es Atila Akbas gibt. Der 46-Jährige ist Stammgast im Haus Fey, wo er respektvoll „Der osmanische Büffel“ genannt wird. Als langjähriger Mitarbeiter des Motorenzentrums Micke an der Seilfahrt kennt er sich mit der Metallverarbeitung bestens aus.

Verschlusssache: Aus Flaschenverschlüssen sind die Fiege-Ringe gefertigt. Der Prototyp (rechts) wurde inzwischen fortentwickelt. Das neueste Exemplar (links) schmückt ein funkelnder Rand.
Verschlusssache: Aus Flaschenverschlüssen sind die Fiege-Ringe gefertigt. Der Prototyp (rechts) wurde inzwischen fortentwickelt. Das neueste Exemplar (links) schmückt ein funkelnder Rand. © FUNKE Foto Service | Dietmar Wäsche

Kurz nach der Hochzeitsfeier machte sich Atila ans Werk. In der Mittagspause, wie er betont, formte er aus einem Stück Messingrohr, dem geschliffenen Zapfen eines Fiege-Bügelverschlusses und einem Spezialkleber das ersehnte Exemplar für Friedchen. Die war glücklich, schmückte mit der Pils-Preziose unverzüglich ihren Ringfinger – und weckte damit Begehrlichkeiten bei weiteren Gästen.

Brauerei übt sich in Zurückhaltung

Atila musste wieder ran. Mittlerweile hat er gut zwei Dutzend Ringe produziert – und hinzugelernt. Die neuen Kreationen wirken eleganter als die eher plumpen Prototypen. Der Metallreif ist schmaler. Der Zapfen ist flacher geschliffen. Der Rand ist jetzt verziert und funkelt. So wie die Augen von Friedchen, die schwärmt: „Nee, watt is dat schön. Dat gibt et sonst nirgendwo. Typisch Bochum!“

Bei der Fiege-Brauerei hält sich die Begeisterung mutmaßlich in Grenzen. Auf WAZ-Anfrage hält sich die Geschäftsführung bedeckt. „Kein Kommentar“, heißt es. Betont wird lediglich, dass die Flaschen samt Verschluss „selbstverständlich“ Eigentum der Brauerei seien. Die landläufige Vermutung, dass das Leergut mit dem Entrichten des Pfands in den Besitz des Käufers übergeben, sei schlicht falsch. Auch der Markenschutz ist bei dem Ring berührt. Immerhin trägt der Verschluss das grüne Moritz-Fiege-Logo.

Bis zu 25.000 Flaschen stündlich werden in der Waschanlage der Fiege-Brauerei gereinigt: hier Hugo (li.) und Jürgen Fiege im Sommer beim Besuch von Umweltministerin Svenja Schulze.
Bis zu 25.000 Flaschen stündlich werden in der Waschanlage der Fiege-Brauerei gereinigt: hier Hugo (li.) und Jürgen Fiege im Sommer beim Besuch von Umweltministerin Svenja Schulze. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Spende für die Stiftung Overdyck

„Der Hugo“ solle sich mal nicht so anstellen. „Für die is’ dat doch beste Werbung und außerdem ‘n echten Liebesbeweis!“, entgegnet Ruhrpott-Pflanze Elfriede und nimmt die Fiege-Werbebotschaft vom „Gefühl von Halt und von Zuhause“ gerne wörtlich. Bei den Absatzzahlen der Brauerei, in deren Waschanlage stündlich bis zu 25.000 Mehrwegflaschen gereinigt werden, falle die Ring-Produktion ja wohl kaum ins Gewicht. „Und wenn doch, kann uns der Hugo die Verschlüsse ja direkt liefern. Die Pullen brauchen wir dann gar nicht.“

Ausstellung bis Ende Januar verlängert

Aktuell ruht der Ring-Verkauf: Elfriede Fey genießt ihre Weihnachtsferien. Ihre Gaststätte an der Hofsteder Straße 17 bleibt noch bis Mitte Januar geschlossen.

Derweil wurde die im November eröffnete Ausstellung „Für immer und Elfriede“ in der „Ping Pong Gallery“ der Trinkhalle an der Herner Straße 8 bis zum 29. Januar 2020 verlängert.

Zu sehen sind neben Fotos von Hendrik Lietmann u.a. die mehr als 170 Original-Flaschenöffner aus der Kult-Kneipe in Hamme.

Der Herr der Ringe ist willens, die Stückzahlen deutlich zu erhöhen. Atila: „Nach Feierabend hätte ich noch Zeit.“ Derweil macht Elfriede Fey einen Vorschlag zur Güte. Vom Verkaufspreis von 15 Euro sollen fortan vier Euro an die Stiftung Overdyck und deren Kinder-, Jugend- und Familienarbeit gespendet werden. „Dann hätten alle Spässken. Und gut is’.“