Bochum. Einen humorvollen Rückblick auf das Jahr 2019 präsentiert die Bochumer Polizei. Es geht um eine Tüte, eine Badehose und ein kleines Mädchen.

Die Bochumer Polizei wagt einen humorvollen Blick zurück auf das vergangene Jahr. Und das, obwohl es im Polizeialltag naturgemäß eher um weniger lustige Inhalte oder Vorgänge geht. Aber es gibt sie, die „bunten Geschichten“, die zeigen, wie facettenreich, humorvoll und skurril der polizeiliche Alltag mitunter trotzdem sein kann.

Zweijähriges Mädchen schließt Familie ein

Eine solche kuriose Geschichte „spielte“ im Februar 2019 in Wattenscheid – in einem familiären Umfeld: Kleinkind schließt Mama, Oma und Schwester im Badezimmer ein! Ein knapp zweijähriges Mädchen löste in Wattenscheid einen kuriosen Polizeieinsatz aus. Die Polizisten erlebten einen nicht alltäglichen Einsatz und führten letztlich eine kurz voneinander getrennte Familie wieder glücklich zusammen. Was war passiert? Mehrere Anwohner eines Mehrfamilienhauses in der Stephanstraße meldeten an besagtem Abend um kurz nach 22 Uhr über den Polizeinotruf „110“ Streitigkeiten in einer Wohnung.

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Aus einer Wohnung nahmen die Beamten laute Hilferufe wahr. Da nicht aufgemacht wurde, mussten die Polizisten kurzerhand die Eingangstür gewaltsam öffnen. Im Gäste-WC der Wohnung empfing die Beamten nur ein spielendes zweijähriges Mädchen. Die Hilferufe kamen aus einem Nebenraum. In dem verschlossenen Badezimmer befanden sich Familienmitglieder des Mädchens. Vom Schlüssel fehlte jedoch jede Spur. Auch hier blieb am Ende nur eine Möglichkeit, die Tür gewaltsam zu öffnen.

Wie es zu dieser misslichen Lage kam, konnte nun geklärt werden: Das Mädchen schloss die Mutter (21) mitsamt Schwester (sechs Monate) und Oma im Badezimmer ein und versteckte den Schlüssel so gut, dass sie diesen nicht mehr auffinden konnte. Die „Eingeschlossenen“ riefen um Hilfe und machten so auf sich aufmerksam. Der spezielle Polizeieinsatz endete damit, dass sich die Familie glücklich in die Arme nehmen konnte. Abgesehen von einem großen Schrecken waren alle Familienmitglieder wohl auf. „Wir freuen uns, dass dieser Einsatz so glimpflich ausgegangen ist, auch wenn das Versteck des Schlüssels ein Rätsel blieb.“

Tüte auf der Wache gedreht

Ein völlig anders gelagerte „berauschende Geschichte“ ereignete sich in der Nacht zum 1. Mai: Gegen 0.30 Uhr überprüfen Beamte der Wache Mitte an der Herner Straße einen Autofahrer (27). Der in Gelsenkirchen lebende Mann gab sofort zu, alkoholische Getränke konsumiert zu haben. Ohne Murren begleitet der 27-Jährige die Polizeibeamten zur Wache, wo ein Alkoholtest durchgeführt und ein Wert von 0,5 Promille festgestellt wird. Nach diesem Test und vor dem Verlassen der Wache hat der junge Mann erst einmal das Bedürfnis, eine Zigarette zu rauchen – natürlich außerhalb der Diensträume. Aber noch in der Wache beginnt der Gelsenkirchener damit, sich in aller Ruhe eine Zigarette zu drehen. Die Polizisten staunen nicht schlecht, als sich der 27-Jährige in gekonnter Weise und mit typischen „Kifferutensilien“ eine Zigarette dreht, die augenscheinlich wie ein Joint aussieht.

Eine solche „Tüte“ drehte sich ein 27-jähriger an einem nun wirklich unpassenden Ort: Auf einer Polizeiwache.
Eine solche „Tüte“ drehte sich ein 27-jähriger an einem nun wirklich unpassenden Ort: Auf einer Polizeiwache. © dpa | Torsten Leukert

Das führt dazu, dass die Beamten das Drehen der „Tüte“ abbrechen und dem Mann ganz tief in die Augen schauen. Was stellen sie fest? Stark vergrößerte Pupillen sowie flatternde Augenlider. Ein positiv verlaufender Drogenvortest erhärtet die polizeilichen Vermutungen, dass der Mann nicht nur unter Alkohol-, sondern auch unter Drogeneinfluss ein Kraftfahrzeug geführt hat. Wenig später gibt der Mann dann auch zu, Drogen zu konsumieren. Nach einer Blutprobe, der Sicherstellung des Autoschlüssels sowie einer erweiterten Anzeige verabschieden sich die Polizisten zum zweiten Mal von dem Gelsenkirchener.

Ob er sich auf dem Heimweg erneut eine Zigarette gedreht hat, ist - mal in die Tüte gesprochen - nicht bekannt. Besonders in Erinnerung geblieben ist uns der 26. Juni 2019. An diesem heißen Sommertag ist in unserem Revier nach über 16 Jahren überhaupt nichts Nennenswertes passiert. Das hat uns inspiriert, das Sommerlochgedicht zu veröffentlichen - mit einer großen Resonanz in der bundesweiten Medienlandschaft. Solche Tage der heilen Welt würde sich die Polizei häufiger wünschen:

Das Sommerloch-Gedicht

„Nach 16 Jahren - Das Sommerloch ist zurück!

Liebe Journalisten, wie bereits im Jahr 2003 melden wir besonders gerne,

keine schlimme Kriminalität in Bochum, Witten und auch Herne.

Und was kam nach 16 Jahren heut’ erneut ans Licht,

üble Straftaten, schwere Unfälle – all das gab es gestern nicht.

Das kriminelle Handwerk schien den Ganoven mal egal,

entspannten sie sich bei 37 Grad vielleicht sogar am sonnigen Kanal?

Doch schreiben wir nun wieder mit Bedauern,

dieser Zustand wird bestimmt nicht lange dauern.

Aber was sagt uns dieser Umstand doch?

Es gibt es immer noch – das berühmte Sommerloch!

Die Dienstbadehose kommt im Jubiläumsjahr zur Geltung

Polizeihauptkommissar Volker Schütte zeigt seine Original-Dienstbadehose, die er in den 70er Jahren erhalten hat. Sie war Teil einer kleinen Ausstellung zum Jubiläum der Bochumer Polizei.
Polizeihauptkommissar Volker Schütte zeigt seine Original-Dienstbadehose, die er in den 70er Jahren erhalten hat. Sie war Teil einer kleinen Ausstellung zum Jubiläum der Bochumer Polizei. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Wir bleiben im Sommer, wo sogar eine dienstlich gelieferte Badehose anlässlich des 110-jährigen Bestehens des Präsidiums eine kleine Polizeigeschichte geschrieben hat: Vor knapp 40 Jahren, begann der jetzige Polizeipressesprecher Volker Schütte (60) seinen Dienst bei der Polizei und mit ihm die dienstlich gelieferte Badehose in Größe 5. Wenige Wochen später packte der nun ausgebildete Polizeiwachtmeister Schütte das gute Stück ganz weit hinten in seinen Spind – die Zeit der uniformen Schwimmausbildung war beendet und die Privatbadehose zumindest inoffiziell geduldet.

Noch einmal einen großen Auftritt hatte sie bei der Pressekonferenz anlässlich der 110-Jahr-Feier der Bochumer Kreispolizeibehörde. Und was meint die polizeigrüne Badehose nun selbst dazu: „Seitdem ist ein richtiger Hype auf mich entstanden. 110 Jahre PP Bochum und ich, die alte Dienstbadehose bin immer noch dabei – was es nicht so alles gibt“, lässt ihr ‘Dienstherr’ Volker Schütte sie sagen.