Bochum. Klein, aber fein: Gerade mal 20 Gäste fasst das Bochumer Restaurant „Five“. Die genießen ein exklusives 5-Gänge-Menü und die passenden Edelweine.

Wer bei Sterneköchen dem „Fine Dining“ huldigen will, muss sich andernorts verwöhnen lassen: In der Branchenbibel „Guide Michelin“ strahlt kein Bochumer Restaurant am Firmament. Exklusiv speisen indes lässt es sich auch in unserer Stadt. Und das, ohne dafür ein halbes Monatsgehalt auf den Tisch des Hauses zu blättern. Das „Five“ mit seinen jährlich rund 2500 Gästen gilt dabei als das spannendste gastronomische Kleinod.

2014 waren die Livingroom-Chefs Lukas Rüger und Seron Bahtijari mit ihrem XXS-Ableger an den Start gegangen. Mit dem „Five“ am Hellweg wollten sie ein Lokal etablieren, das es so in Bochum nirgendwo gibt. Wollten beweisen, dass es „nur einer Handvoll guter Dinge“ (auch deshalb die Fünf) bedarf, um es sich gutgehen zu lassen. Genauer: zweier Menüs mit jeweils fünf Gängen, die sich auf der zweimonatlich wechselnden, stilvoll zerknüllten Karte wiederfinden.

Gegessen wird, was auf den Tisch kommt

Die Preise sind seit der Eröffnung konstant. Ebenso wie die hohe Auslastung der 20 Plätze auf gerade mal 60 Quadratmetern. Im holzgetäfelten Gastraum, in fast schon familiärer Atmosphäre, wird mittwochs bis samstags getafelt. Es gilt Mutters bewährte Regel: Gegessen wird, was auf den Tisch kommt! Eine Auswahl bleibt dem Gast allein zwischen und innerhalb der klassischen Fleisch-Fisch-Option (69 Euro) und der vegetarischen Menü-Alternative (zehn Euro billiger).

Der Livingroom ist über den Hof zu erreichen. Die Anbindung an die Großküche samt Logistik mit Maestro Boris Geigenmüller erlaubt dem „Five“-Team mit Koch Nicolai Menting kulinarisch große Sprünge an kleiner Wirkungsstätte. Aktuell offeriert Menü 1 unter anderem Lachs Ceviche, Maultaschen, Rinderfilet und Karamell. Fleischlos glücklich wird der Feinschmecker bei Menü 2 mit Palmherzen mit Rotkohl und Tofu, Grünkohl mit Apfel, Ofenkartoffel mit Trüffel und Knusper-Jogurth.

2014 ging das „Five“ am Hellweg an den Start: hier (v.l.) mit Seron Bahtijari, Boris Geigenmüller, Tibor Werzl und Lukas Rüger, der auch zu den Machern des Zeltfestivals Ruhr gehört.
2014 ging das „Five“ am Hellweg an den Start: hier (v.l.) mit Seron Bahtijari, Boris Geigenmüller, Tibor Werzl und Lukas Rüger, der auch zu den Machern des Zeltfestivals Ruhr gehört. © FFS

Wein-Auswahl ist so wichtig wie das Essen

Wer kommt, sollte nicht nur Hunger und Zeit (locker drei Stunden), sondern auch Durst mitbringen – und das Auto daheim lassen. Die korrespondierende Wein-Auswahl ist im „Five“ mindestens so wichtig wie die feste Nahrung. Auftritt Tibor Werzl. Der 33-Jährige hat das Koch-Handwerk im Livingroom gelernt und anschließend in Hamburg eine IHK-Ausbildung als Wein-Sommelier abgeschlossen. Ebenso belesen wie unterhaltsam stellt er die von ihm erwählten (und nicht ganz billigen) Tropfen sowie deren Erzeuger Tisch für Tisch den Gäste vor. Die sehen die internationalen Winzer und ihre Anbaugebiete quasi vor sich, während vorn in der offenen Küchenzeile die nächste Leckerei zubereitet wird.

Luxus? Vielleicht. „Aber wenn, dann die lockerste Form, bodenständig, ohne steife Etikette“, betont Lukas Rüger und verweist neben der solventen Stammkundschaft auf die vielen jüngeren Gäste, die das „Five“ für sich entdeckt haben. „Darunter immer mehr Studenten, die lange auf einen Besuch hinsparen. Das feiere ich besonders“, sagt Tibor Werzl.

Sommelier hofft auf Falstaff-Titel

Das wandelnde Weinlexikon könnte Bochum alsbald doch noch zum Aufstieg in die gastronomische Belle Etage verhelfen. Tibor Werzl zählt zu den drei Nominierten für den Titel „Sommelier des Jahres 2020“, den das Gourmet-Magazin „Falstaff“ vergibt. Der Sieger wird am 28. Februar im Schlosshotel Hugenpoet in Essen gekürt. Dessen Restaurant ist dem „Five“ voraus: Es hat einen Stern.