Bochum. Für jedes Brötchen muss ab Januar 2020 ein Kassenbon gedruckt werden. Das halten Bochumer Händler und Bäckereien von dieser Regelung.
Die Zettelwirtschaft bei vielen Bochumer Händlern wird sich ab Januar 2020 vergrößern. Jedes Brötchen und jede Scheibe Wurst bekommt im neuen Jahr seinen eigenen Kassenbon. Auch nach dem Friseurbesuch oder am Bratwurststand soll jeder Kunde einen Beleg bekommen. Mit der Aktion soll Steuerbetrug an der Ladenkasse erschwert werden.
Bernd Kruse, Obermeister der Metzgerinnung Ruhr, sieht das Thema kritisch: „Natürlich ist das eine schwierige Situation. Es betrifft im wesentlichen die Bäcker, kleine Metzgereien und Stände auf den Märkten. Für die Filialbetriebe wird sicht nichts ändern.“ In seiner Fleischerei in Bochum gebe es ein Kassenverbundsystem. Dort würden alle Daten elektronisch erfasst und jeder Bon werde automatisch ausgedruckt.
Bei Friseurbetrieben wurden Belege nach Bedarf ausgestellt
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Was der Gesetzgeber damit bezwecken wolle, verstehe er nicht, da die ganzen Fiskaldaten per Stick auslesbar seien. Seine Beobachtung: „Die meisten Kunden lassen aber tatsächlich den Bon liegen.“ Christel Kamperhoff von der gleichnamigen Bochumer Fleischerei sieht das anders. „Kassenbons müssen sein“, findet sie. Dass es bald eine Verpflichtung gibt, begünstigt die Verkäuferin. Nur so sei sichergestellt, dass Verkäufer das Finanzamt nicht hintergehen können.
Auch in der Friseurinnung wurde die neue Regelung thematisiert. „Die meisten Betriebe haben schon so eine Kasse. Die Kunden, die einen Bon haben wollten, bekommen ihn mitgegeben. Das wurde in den seriösen Betrieben schon immer so durchgeführt“, sagt Edgar Pferner, Innungsvorsitzender Bochum.
Eine Bochumer Bäckerei gibt bereits jeden Kassenbon raus
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Am meisten betroffen sind jedoch die Bochumer Bäckereien. Meist gehen hier kleine Beträge über die Ladentheke. Auch in Bochumer Bäckereien kommen hauptsächlich elektronische Kassen zum Einsatz. „Der Bon ist unnötig. Die meisten Kunden wollen den Beleg nicht“, sagt Michael Bartila, Landesgeschäftsführer von der Bäckerinnung Westfalen-Lippe. Seiner Meinung nach sei selbst die Steuerhinterziehung in kleinen Betrieben kaum möglich, da dort alle Mitarbeiter darüber informiert sein müssten.
In den Filialen der Bäckerei Schmidtmeier werde schon seit mehreren Jahren jeder Beleg ausgedruckt, so Friedrich Schmidt, einer der drei Geschäftsführer. Kunden, die die grünen Bons sammeln und aufheben, bekommen einen Rabatt. „Es ist viel Papier, das ausgedruckt und auch weggeschmissen wird“. Nach seinen Schätzungen kommen rund zehn Prozent der Belege wieder zurück. „Für die meisten Bäckereien ist das eine neue Aufgabe. Deshalb kann ich die Sorge verstehen.“ Meterweise landet das Bon-Papier so Woche für Woche im Müll.
Markthändler sind zum Teil von der Bonpflicht befreit
Ein Marktbesuch zeigt, dass es auch Ausnahmen gibt. Der Fischhandel Schulz ist auch ab dem kommenden Jahr von der Belegpflicht befreit, denn Markthändler müssen auch in Zukunft keine elektronische Kasse führen. Inhaber Michael Langrock kassiert so weiterhin mit seiner Handkasse, hat zur Belegpflicht aber eine klare Meinung: „Davon halte ich nichts. Ich bezweifle, dass das eigentliche Problem so gelöst werden kann.“
Giftstoffe in Kassenbons
Die meisten Bons bestehen aus Thermopapier, welches nicht recyclebar ist. Darüber hinaus können darin laut Bund und Naturschutz (BUND) für die menschliche Gesundheit problematische Stoffe wie Bisphenole enthalten sein.
Das Thermopapier ist mit einer wärmeempfindlichen Schicht versehen. Es enthält unter anderem Entwickler. Zusammen mit Hitze bildet sich ohne Toner schwarzer Farbstoff.
Die Summe an Steuergeldern, die verloren gingen, käme wohl kaum von Bäckern oder anderen Händlern, die Produkte für wenige Euro verkaufen. Auch der Stand „Kartoffel Sieg“ nutzt weiterhin seine Geldkassette und will dabei bleiben - solange es für Markthändler die Befreiung von der Belegpflicht gibt. „Alles andere macht viel zu viel Arbeit“, meint Mitarbeiter Marcel Kraus. Zudem seien die Umstellung der Kasse oder ein Neukauf sehr teuer. Im Kontrast dazu stünden aber nur sehr wenige Kunden, die einen Bon haben wollen. Und möchte ein Käufer doch einen Kassenbon nach dem Kartoffelkauf haben, stellen die Verkäufer diesen per Hand aus - über einen Quittungsblock.