Bochum. Das Netz 2020 ist in Bochum an den Start gegangen. Bogestra und Stadt blicken optimistisch auf den Wochenstart. Nachbesserungen sind möglich.

Nach fünf Jahren Vorbereitung ist das Netz 2020 der Bogestra am Sonntag an den Start gegangen. Busse und Bahnen fahren seit den frühen Morgenstunden nach dem neuen Fahrplan. Der Bogestra-Vorstand und Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) zeigen sich zufrieden mit den Neuerungen und blicken optimistisch auf die kommenden Tage.

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Es ist ruhig an diesem Sonntagmorgen am Bochumer Hauptbahnhof. Wenige Fahrgäste steigen in die Busse und Bahnen des Verkehrsunternehmens, fragende Gesichter, die nicht wissen, wie sie von A nach B kommen, sieht man kaum. Ist sich doch jemand unsicher, stehen Kundenberater bereit. Zwei Bogestra-Mitarbeiter verteilen die „Netz-News“, eine Zeitung mit vielen Informationen zur Umstellung – extra gedruckt für diesen und die nächsten Tage.

Netz-2020-Start in Bochum: „Wir glauben, dass es gut läuft“

Jörg Filter (r) und Andreas Kerber, Vorstände der Bogestra, betrachten den neuen Fahrplan.
Jörg Filter (r) und Andreas Kerber, Vorstände der Bogestra, betrachten den neuen Fahrplan. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Der Start ist sanft. Die Ruhe vor dem Sturm? Nein, ist sich Bogestra-Vorstand Jörg Filter sicher: „Bestimmt wird es an der ein oder anderen Stelle haken. Wir gehen aber davon aus, dass es insgesamt gut laufen wird.“ Hundert Kundenberater zusätzlich stehen in den kommenden Tagen an den Knotenpunkten des Bus- und Bahnverkehrs bereit, die Fahrer seien ein halbes Jahr lang geschult worden.

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Von diesen gibt es auch schon eine erste Rückmeldung: „Der Fahrplan ist so fahrbar“, berichtet Bogestra-Vorstand Andreas Kerber. An welchen Stellen vielleicht doch nicht alles so klappt, wie es klappen sollte, wird sich aber wohl erst zeigen, wenn es wirklich los geht: am Montagmorgen. Dann sind die Pendler auf dem Weg zur Arbeit, Schüler fahren zur Schule und Studierende in die Uni.

Bochumer profitieren von einer besseren Taktung

Die Bogestra will beobachten, an welchen Stellen es nicht läuft und gegebenenfalls nachbessern – so wie nach Beschwerden schon vor Start der Linie bei der Verbindung zwischen Stiepel in Richtung Uni-Center. Allerdings will das Verkehrsunternehmen dabei nichts überstürzen. „Wir schauen uns an, wo es Herausforderungen gibt, um den Plan bei einer Notwendigkeit verbessern“, so Filter.

Gratisfahrtag am 21. Dezember

Wer das Netz 2020 testen will, kann das am Gratisfahrtag am Samstag, 21. Dezember. Die Mitfahrt in allen Bahn- und Buslinien im Bochumer Stadtgebiet – inklusive RB, RE und S-Bahnen – ist dann kostenlos.

Wer wissen will, ob sich seine gewohnte Verbindung ändert, kann sich auf mehreren Wegen informieren: in den Kundencentern der Bogestra an der Universitätsstraße und im Hauptbahnhof, im Internet und natürlich direkt vor Ort.

Erst einmal herrscht aber Zufriedenheit mit dem neuen Plan. Sowohl bei der Bogestra als auch bei der Stadt. „Pro Jahr werden in Bochum nun 1,5 Millionen Kilometer mehr gefahren. Für die meisten ist der neue Fahrplan eine deutliche Verbesserung. Die Bürger profitieren von einer besseren Taktung“, meint Oberbürgermeister Thomas Eiskirch. Um das zu stemmen, hat die Bogestra 120 neue Busfahrer eingestellt, der Fuhrpark ist um zehn Straßenbahnen und 25 Busse gewachsen.

3,56 Millionen Euro Mehrkosten für die Stadt Bochum

Ein größeres Bus- und Bahnangebot bedeutet aber auch höhere Kosten. In Zahlen sind das pro Jahr 3,56 Millionen Euro mehr, die die Stadt Bochum zahlt. „Das ist aber Absicht“, erklärt Eiskirch. „Unser Ziel ist es, den Öffentlichen Personennahverkehr zu stärken. Durch eine engere Taktung, die den Mitfahrern das Gefühl von Metropolen-ÖPNV gibt.“ Weil Busse und Bahnen häufiger fahren, könnten Pendler einfach zur Bushaltestelle gehen und die nächste Verbindung nehmen, denn die Wartezeiten seien deutlich kürzer.

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Vieles, sehr vieles ist neu bei der Bogestra. Es handelt sich wohl um die deutlich größte Fahrplanänderung in den vergangenen Jahren. Weil bekannte Liniennummern wegfallen und zum Teil durch andere ersetzt werden, sollen Farben an den Haltestellen bei der Orientierung helfen. „So wie man es auch aus anderen Großstädten gewohnt ist, wird es nun auch bei uns ein farborientiertes Wegeleitsystem geben, das die Orientierung vereinfacht“, meint Eiskirch. 180 neue Schilder, die nun in den Haltestellen hängen, kosten die Stadt Bochum 80.000 Euro.

Ein erstes Fazit zum Netz 2020 soll es laut Bogestra frühestens Ende nächster Woche geben. Die ersten Tage werden nun zeigen was klappt – und was nicht.

Der Fahrplan 2020 der Bogestra: So haben wir bisher berichtet:

> Die Bogestra stellt ihr Streckennetz auf den Kopf

> Schulen fühlen sich von Bogestra-Umstellung abgehängt

> Neuer Bogestra-Fahrplan bringt nicht nur Vorteile

> Bogestra-Fahrplan wirft in Langendreer viele Fragen auf

> Schulleiter spricht von skandalöser Bogestra-Planung

> Reaktionen auf die Netzumstellung

> Bogestra korrigiert Netz 2020 schon an einer Stelle

> 100 Mitarbeiter informieren über die Netzumstellung