Bochum. Ab Sonntag (15.) gilt das neue Bogestra-Netz. Schon vorab gibt es viel Kritik daran. Eine erste Änderung kündigt das Unternehmen bereits an.

Die anstehende große Netzumstellung der Bogestra am Sonntag (15.) beschäftigt die Bochumer sehr. Es herrschte Dauerbetrieb bei der WAZ-Telefonsprechstunde am Donnerstagnachmittag. Vor allem über Linien und Verbindungen informierten sich die Anrufer. Schon jetzt kündigt die Bogestra an, sie werde in den nächsten Wochen in Bochum noch an einigen Stellschrauben drehen.

So hat das Nahverkehrsunternehmen bereits auf die Empörung vieler Kunden aus Stiepel reagiert. Schüler, die künftig auf dem Weg zum Neuen Gymnasium am Uni-Center in Querenburg umsteigen sollten und deutlich länger unterwegs sein würden, können nun doch weiter direkt Richtung Innenstadt fahren. Der 356-Einsatzwagen werde nicht nur die Gräfin-Imma-Schule und die Schiller-Schule anfahren, sondern auch an der Querenburger Straße und damit in der Nähe des Neuen Gymnasiums halten.

An Stellschrauben drehen

„Etwa 100 Kinder werden davon profitieren“, schätzt Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns. Vor dem Hintergrund der vielen Proteste und Beschwerden, die die Einführung des Netzes 2020 ausgelöst hat, werde sich die Bogestra „in den nächsten Tagen das Netz intensiv anschauen und möglicherweise noch an einigen Stellschrauben drehen“.

Von Sonntag (15.) an gilt in Bochum ein ganz neuer Netzplatz. V
Von Sonntag (15.) an gilt in Bochum ein ganz neuer Netzplatz. V © Andreas Rorowski

Auch am WAZ-Telefon äußerten einige Anrufer Beschwerden. „Aber wenn wir den Kunden die Veränderungen erklären und Alternativen zeigen, ist das Verständnis sehr groß“, sagt Bogestra-Planer Christian Heinz. Er wie auch Jutta Grigat vom Dialogteam wälzten die Fahrpläne, suchten Verbindungen heraus und erklärten den Hintergrund für die große Veränderung. „Wir wollen damit niemanden ärgern“, so Christian Heinz am Telefon. Vielmehr reagiere das Unternehmen auf die Taktänderungen bei den S-Bahnen und setze den Wunsch der Stadt nach einem besseren öffentlichen Nahverkehr um.

Zahlreiche Anfragen beantworteten die Bogestra-Mitarbeiter Jutta Grigat und Christian Heinz am WAZ-Lesertelefon.
Zahlreiche Anfragen beantworteten die Bogestra-Mitarbeiter Jutta Grigat und Christian Heinz am WAZ-Lesertelefon. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Beschäftigt hat viele Anrufer vor allem Fragen wie: Fährt von Sonntag an überhaupt noch mein Bus? Und: Welche Alternativen habe ich gegenüber dem jetzigen Plan? „Die Leute sind natürlich nicht glücklich, wenn sich etwas aus ihrer Sicht zum Schlechteren ändert“, so Bogestra-Mitarbeiterin Jutta Grigat. Aber es habe auch Lob gegeben. Das gilt auch für einige Schreiben an die Redaktion. „Dass die Hauptlinien nun fast alle in zwei Linien aufgeteilt werden und zu 80 Prozent die gleiche Strecke fahren, ist eine clevere Idee“, so Thilo Haarmann. So würden mehr Gebiete angefahren und 80 Prozent der Haltestellen in einem besseren Takt bedient. Die Bogestra-Experten raten Kunden derweil gerade jetzt in der Übergangsphase vom altem zum neuen Netzplan: „Man sollte nicht nach der Linie und der Bus- oder Bahnnummer schauen, sondern nach der nächsten Haltestelle und gucken, wo ich von dort hinkomme.“

1,5 Millionen Kilometer mehr

Bildlich gesprochen ist das deutlich weiter als bislang. „Wir fahren künftig jährlich allein in Bochum 1,5 Millionen Kilometer mehr, haben neue Fahrzeuge angeschafft und 120 neue Busfahrer eingestellt. Das ist eine klare Verbesserung der Leistung“, sagt Sprecherin Bruns. Sie räumt aber auch ein, dass in den Randbereichen der Stadt sowie zu den Randzeiten morgens früh und in der Nacht das Angebot ausgedünnt wurde. Diese Entscheidungen fußten auf Fahrgastzählungen. Werden Busse und Bahnen nur spärlich genutzt, sollen die Kapazitäten an anderer Stelle und zu anderen Zeiten genutzt werden, um mehr Kunden bedienen zu können. „Unterm Strich“, so Sandra Bruns, „gibt es mehr Kunden, die zum Beispiel von dem Zuwachs an Direktverbindungen profitieren als solche, die Verschlechterungen hinnehmen müssen.“ Alle täglich 400.000 Kunden bei einer derart großen Umstellung zufrieden zu stellen, sei nicht möglich.

https://www.waz.de/staedte/bochum/100-mitarbeiter-informieren-ueber-die-netzumstellung-id227898725.htmlAn einigen Stellen sei die Kritik auch unberechtigt – argumentiert die Bogesta. So etwa am Springorum. Statt vier Linien, die einmal die Stunde dort hinfahren, würden künftig zwei Linien halbstündig dort hinfahren, also auch vier Busse je Stunde. Durch den Einsatz von Gelenkbussen auf einer Linie werde sogar die Kapazität erhöht.

Alle betroffenen Schulen informiert

Dass Schulen sich verwundert über die anstehende Netzänderung geäußert haben und erst durch die Medienberichterstattung davon erfahren haben wollen, erstaunt Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns: „Wir haben von Mitte November alle Schulen, die mit einem der 40 Einsatzbusse angefahren werden, angeschrieben, über die Veränderungen informiert und die neue Pläne mitgeliefert.“